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Die Mosel
Die Mosel ist der einzige Fluss den wir bis jetzt befahren haben, auf dem Sportbootfahrer Menschen zweiter Klase sind. Lästig, überflüssig, ja ausrottungswürdig. Die Passagierboote, das sind die Götter, die Lastkähne gehen immerhin noch als Halbgötter durch. Und über allem thront seine Majestät der
Schleusenmeister. In strahlendem Sonnenschein schippern wir von Schleuse zu Schleuse. Vor Müden haben wir zwei Stunden Aufenthalt. Die Schleuse macht ihrem Namen alle Ehre. Der Schleusenwärter ist durch die furchterregende Geschwindigkeit beim Füllen der Schleuse derart genervt, dass er nicht auch noch ausrechnen kann, dass bei einem 60 m und einem 80 m Motorschiff noch leicht ein 15 m Sportboot mit rein passt. Da hilft auch kein Reklamieren. Ihro Gnaden haben entschieden. Wir warten. Drei Tage lassen wir uns von Schleusenwärtern und Wassersportvereinen abzocken, dann erreichen wir Luxemburg. Und siehe da, kein Kniefall mehr, keine Wartezeiten, ab hier sind auch Sportboote willkommen. In Schwebsingen bunkern wir den Kahn voll. So billig kommen wir so schnell nicht wieder an Sprit. Doch den Wochenendeinkauf muss Manfred alleine machen. Mein Bein ist immer noch so zierlich wie eine Kryptische Säule, mein Fuß passt in keinen Schuh. Jeder Schritt schmerzt. Die Straße zeigt dem Reisenden niemals wann er ruhen soll. Noch zwei gewaltige Tagestouren und wir sind in Toul. Diese breite Stauhaltung zwischen zwei Schleusen "Hafen von Frankreich" zu nennen, ist vielleicht etwas geprahlt. Immerhin treffen sich hier Wassertouristen aus halb Europa. Holländer und Belgier kommen über die Maas, Deutsche von der Mosel und Engländer sind sowieso immer irgendwo. Aber auch Segler aus Skandinavien machen hier Rast um über den Canal de lŽest und die Saône ins Mittelmeer zu kommen. Beim Bäcker am Hafen erstehen wir unser erstes Baguette. Jetzt bist du wirklich in Frankreich. Mein Fuß ist immer noch unbrauchbar, doch auf wundersame Weise beruhigt sich das vegetative Nervensystem. Auch Manfred wird lockerer. Selbst den Wolkenbruch beim Anlegen nehmen wir gelassen. Wir bauen unser flaches Frankreich-Verdeck auf. Am Bug bringen wir eine Messlatte, unseren Höhenmesser an. Den Mast legen wir nach vorne um. Damit er nicht auf dem Aufbau scheuert, wird er in ein Tau gebettet. Edel ist er, aus Mahagoni und Hochglanz lackiert. Ab sofort dürfen wir nicht höher als dreivierzig sein. Die garantierte Brückenhöhe auf den Kanälen ist 3,50 m. Aber man darf den Franzosen nicht blind trauen. Wir sind nur 3,30 m hoch. Die meisten Menschen verdunsten einem wie ein Wassertropfen in der Hand. Doch unser erster Kontakt mit Hugo und Rosi ist anders. Die Chemie stimmt. Gewiss werden wir uns auf unserem Weg nach Süden öfter treffen. |