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Neuerungen an Bord

 

Es gibt Dinge, an die gewöhnt sich eine Bordfrau mit den Jahren.

Eines davon ist die Dusche an Bord.

Hat man, bevor man sich einseift, das Wasser gestoppt, kommt erst einmal kaltes Wasser, wenn man es erneut startet und wird erst nach einigen Sekunden wieder warm.
Die beiden Wasserhähne zum Regulieren von warm und kalt lassen sich im Frühjahr immer ein bisschen schwer drehen, doch nach dem 3. Duschen klappt es wieder prima.
Nie hat es mich gestört, dass man den Kaltwasserhahn viel weiter aufdrehen muss, als den Warmwasserhahn.
Es gibt Ding, die sind wie sie sind. Damit kann eine Bordfrau leben.

Allerdings nur, bis sie dem Herren Skipper plötzlich und unerwartet und aus völlig undefinierbaren Gründen nicht mehr gefallen.

„Also, so ist das kein Zustand mehr, mit der Duscherei!“

Dieser Ausspruch meines Herrn und Meister lässt Besorgnis in mir aufkommen und Neuerungen erahnen.

„Als erstes werfe ich den Gummibalg aus dem Ausdehnungsgefäß!“

Mit dieser Idee kann ich mich anfreunden.
Wer schon jemals einen Blick in die Gummiblase des Wasserreservoirs geworfen und diese eklig braune Algenbrühe gesehen hat, kann hier nur zustimmend nicken.

„Nein, besser, ich ändere die komplette Duschanlage!“

Das verursacht mir bereits ein leichtes Ziehen in der Magengegend.
In einem langen Bordfrauen-Leben lernt man schnell, dass Ignorieren und Totschweigen oft eine viel bessere Wirkung erzielen als lange, völlig unergiebige Diskussionen.
Doch hier schlägt diese Taktik fehl. Blättern in Boots- und Camping-Zubehörkatalogen scheint meinem Kapitän eine völlig neue Welt des Duschens an Bord zu eröffnen. Und mit stolz gewellter Brust und ausgerenktem Lendenwirbel hält er mir nach Tagen einen Vortrag, was er alles geändert hat.
Komplett neue, viel dickere Wasserschläuche hat er montiert. Die alte Wasseranlage rausgeworfen und die Wasserversorgung lediglich an eine Pumpe angeschlossen, denn das Reservoir ist total überflüssig.

Und dann die neue Duscharmatur im Toilettenraum!

Einhebel-System, einfach fantastisch!

Völlig problemlos zu bedienen, immer gleicher Wasserdruck und endlich mal ordentlich Wasser, nicht dieses Rinnsal, bei dem man froh war, wenn einem mal ein Wassertröpfchen getroffen hat.

Nur leider, die neue Duschbatterie ist mir ein Rätsel mit sieben Siegeln, denn es ist überhaupt kein Hahn oder Hebel zum Aufdrehen zu sehen.

Meine Bitte um eine ordentliche Einweisung oder eine Bedienungsanleitung fordert sofort ein „typisch Frau“ (eigentlich sagt er „Weiber“) heraus.

Immerhin zeigt er mir das winzig kleine Köpfchen, das in drei Richtungen bewegt werden kann und mich auf Anhieb zwei Fingernägel kostet. Als ich dann auch noch vorlaut feststelle, dass jetzt beim Öffnen kein kaltes, sondern heißes Wasser kommt und dieses Wasser genau so nass ist und die Seife wegspült wie bei der alten Dusche, stehen meine Karten an diesem denkwürdigen Tag gar nicht richtig gut.

Als Bordfrau ist man flexibel geboren, Neuerungen sind Gewohnheitssache und Fingernägel wachsen ja nach.

 

Kolumne erschienen im Bootsmagazin WasserSport Ausgabe 12/2006