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Kapitel 1

•   Der erste Schritt

•   Die Vorbereitungen

•   Das Boot und wir

•   Auf geht's


Auch eine lange Reise
beginnt immer mit dem ersten Schritt





"Prost Neujahr, mein Schatz! Verrätst du mir deine guten Vorsätze fürs Neue Jahr?"
"Nicht den Humor verlieren und geduldiger werden im Umgang mit menschlichen Defiziten, besonders der eigenen."

Manfred weiß auch genau was ich mir sonst noch wünsche.
"Lass uns morgen zu einer neuen Reise aufbrechen!!"
Ist ja klar.

So ist das halt mit den guten Vorsätzen, sie überdauern nicht mal eine Nacht. Freuen darf man sich aber ungestraft.
Allein der Gedanke an Urlaub bringt einen Menschen schon zum Träumen.

Die Vorfreude beflügelt deinen Schritt, wenn du ins Reisebüro eilst. Beladen mit Katalogen aller Preisklassen sitzt du an deinem Esstisch und blätterst.
Die Auswahl schrumpft in bezahlbare Kategorien. Ein Seufzer der Erleichterung, wenn du im Reise-Discount endlich fündig wirst.
Schließe deine Augen.
Dieses wunderbare Bild, das in deinem Kopf entsteht. Weißer Strand, glasklares Wasser, azurblauer Himmel. Leise Klänge von aloahé umschweben deinen, von einem knappen Bikini nur dürftig bedeckten, straffen Körper. Du genießt SEIN zartes Streicheln beim Verteilen des Sonnenöls. In der linken Hand eine Kokosmilch, die Rechte streicht lasziv die langen Locken aus dem Gesicht. Hoppla, das Bild verändert sich. Zerfasert wie Nebelschwaden in der Südseebrise. Du kannst es nicht festhalten. Sehr viel realistischer materialisiert es sich wieder.
Deine Rubensfigur steckt in einem Badeanzug. Der Beinabschluss schneidet lästig in die zellulitischen Oberschenkel.
Die Bauchverstärkung drückt unangenehm auf den Magen und die Bruststütze hält alles an seinem Platz. Der praktisch kurze Stoppelkopf ist versteckt unter einem ausladenden Strohhut, damit du nach dem Sonnenbad nicht aussiehst wie Lederstrumpf.
Knackig braun ist ER schon, doch was sich nach vorne wölbt, bezeichnet er gerne als seine obenliegenden Nockenwellen, nicht etwa als Schmierbauch. Mit einem schmatzenden Flutsch klatscht eine eiskalte Handvoll Sonnecreme auf deinen Rücken.
"Den Rest kannste ja wohl selber einschmieren."
Unangenehm knirscht der Sand zwischen deinen Zähnen.
Die Langeweile bringt dich um.

Gott sei Dank, nur ein Traum.


So ein Urlaub wäre ein Traum für uns, aber ein Albtraum. Nein, so einen Urlaub machen wir nicht.
Wir freuen uns auf Neues, Unbekanntes. Wir freuen uns auf neue Städte, auf fremde Menschen und unberührte Landschaften.
Wir freuen uns auf Käse und Wein, auf Supermärkte, auf Markthallen und Flohmärkte, auf Geschichte und Geschichten.
Schon das Beschaffen von Literatur über Gebiete, die wir durchfahren werden, heizt die Erwartung an.
Wir blättern in Landkarten, in Geschichtsbüchern und Lexika.
Wir suchen Informationen in Internet und Buchhandlung.


Wir wollen endlich wieder weg!!



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