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Kapitel 3

•   Die Maas

•   Überraschung in
    Nijmegen

•   Bis nach Venlo

•   Weiter nach Roermond

•   Die Maas in Belgien


Die Maas


Die Maas?
Was ist denn die Maas?
Ein kleiner Fluss irgendwo?
Ach ja, "Von der Maas bis an die Memel...."
aber das dürfen wir heute nicht mehr singen, obwohl es ein Teil unserer Geschichte ist.

Also, wie in der Schule:
Die Maas, die Franzosen nennen sie Meuse, zählt zu den bedeutendsten Wasserstraßen Europas. Durch Kanäle verbindet sie einige der wichtigsten Städte Belgiens, sowie der Niederlande.
Die Maas ist 925 km lang und entspringt auf dem Plateau de Langres in Frankreich.
Sie durchquert den Nordosten Frankreichs ( Lothringen), Belgien und Holland. Zu ihrem Ende teilt sie sich in zwei Arme, einer fließt in den Waal, der andere wird zum Holland Diep und fließt in die Nordsee. Doch ganz so glatt geht das nicht ab. Die kanalisierte Meuse heißt in Frankreich Canal de lŽest branche nord. Warum einem der attraktivsten Flüsse Frankreichs sein Name genommen wurde dürfte ein Wunder der französischen Bürokratie sein und einem ungebildeten Normalbürger wie uns nie verständlich werden.

Das Flusstal der Maas schlängelt sich am Rande der Ardennen durch weiche Karbon-Schichten und verbindet mehrere Kohlebecken. Die Steinkohle gehört dem karbonischen Hauptzug an, der sich von der Ruhr über Aachen, Belgien und Nordfrankreich nach England zieht. Wir Menschen können noch so viele Grenzen ziehen, die Natur geht eigene Wege. Die Industrialisierung setzte in der ersten Hälfte des 19.Jhs. ein, als hier erstmals auf dem europäischen Festland die Verbindung von Zechen, Eisenhütten und Walzwerken entwickelt wurde. Die früh- und hochkapitalistische Industrielandschaft Walloniens war ein ganzes Jahrhundert tonangebend.

Für die Industrie spielt die Maas heute noch eine wichtige Rolle. Während beider Weltkriege wurde das Flusstal der Maas stark umkämpft.
Doch jetzt ist Schluss mit trockenen Daten.
Das Tal der Maas/Meuse, der Canal de lŽest branche nord und die Ardennen sind von ihrem schiffbaren Anfang in der Nähe von Troussey bis zur Mündung in Nijmegen einfach nur wunderschön. Lieblich, wildromantisch, beeindruckende Wälder, schroffe Felsen, zauberhafte Orte.
Nur das Wetter, das ist meist nicht so berauschend. Ich würde es als ausgesprochen wechselhaft bezeichnen. Eine Folge der vielen Niederschläge, ob Regen oder Schnee, ist natürlich kräftiges Hochwasser im Frühjahr. Die Hochwassermarken sind schon seit sehr, sehr langer Zeit überliefert. Das schlimmste je aufgezeichnete und Gott lob bis heute nicht mehr übertroffene Hochwasser war im März 1408. Die Meuse überflutete das Tal, riss Häuser und Brücken ein, ruinierte die Bauern. Auf einer Versammlung der Hochwassergeschädigten erschien der Teufel höchstpersönlich und erklärte sich für dieses Chaos verantwortlich. Er versprach die Fluten zurückzudrängen, alle Schäden zu beheben und garantierte, dass er 100 Jahre kein solches Hochwasser mehr schicke, unter der Bedingung, dass er als Gegenleistung dafür die Seelen aller Kinder bekäme, die am Fest Mariä Verkündigung zwischen dem Ende der Messe und dem Beginn der Vesper geboren würden. Die Versammlung ging auf den Handel ein. Die Familien jedoch, die in dieser Zeit Nachwuchs erwarteten, waren entsetzt. Doch man fand eine raffinierte Lösung: am fraglichen Tag wurden in der gesamten Gegend die Messen ausgedehnt und so lange zelebriert, bis es Zeit zur Vesper war. So wurden alle Kinder, die am 25. März 1408 geboren wurden aus den Klauen des Satans gerettet. Vielleicht hat es dem Herrn der Unterwelt imponiert, dass ihm die armen Teufel ein Schnippchen geschlagen haben. Er jedenfalls hat sich an sein Versprechen gehalten. Bis 1510 wurde an der Maas kein extremes Hochwasser mehr registriert.

Und ich hoffe doch sehr stark, dass er heuer, wenn wir die Maas befahren nicht anderen Sinnes wird.

Foto Heinz-Dieter Pohl