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Märkte in Paris

Auch wir genießen, nämlich einen Sonntagsmarkt in Paris.

Die Boulevards sind so breit, dass zwischen den Fahrbahnen bequem ein riesiger Mischmarkt Platz findet. Das Gewimmel an Volk ist schier unbeschreiblich.
Alle Nationalitäten und Farben. Türken, Chinesen, Afrikaner, Engländer, Holländer, mindestens zwei Deutsche (wir), Thailänder und Amerikaner, Inder und Japaner, Alte und Junge, Greise und Mütter, Väter mit Rucksack, Gucker und Kaufkunden, Hunde und Kinder, Einkaufswagen und Rollerskater und bestimmt sind auch ein paar Franzosen dabei.

Genauso verwirrend das Angebot:

Bananen und Knöpfe, Hüte und Fisch, Fleisch und Röcke, Käse und Handtaschen, Muscheln und Gelee Royal, Milch und Salat, Schnecken und eine alte Zigeunerin mit geheimnisvollem Blick, Annanas und Nähgarn, gemahlene Gewürze in allen Farben, frische Feigen und Armreifen, Nüsse und Austern, Honigwaben und Schuhe, Rosinen und Bettler, nackte tote Hühner mit Köpfen, Musikanten und Grillhähnchen, Artischocken und Kuchen, Spielzeugautos und grüne Bohnen, Pizza und Fladenbrot, alle Kräuter der Saison, Kirschen und Erdbeeren, Zitronenmelisse und Knoblauch, Krebse und Eier, Unterhosen und Krabben, Messer und Kochlöffel, afrikanische Masken und gebackene Schweinshaxen, Halsbänder und MusikCDs, ganze Hasen und Haarspangen, Hammelköpfe und Taschentücher, Tischdecken und Dörrpflaumen, Baguette und Vino Tinto, ein ganzer Steinbutt neben einem Zentner Crevetten, Olivenöl und Vin rouge, Gestank nach totem Fisch und strengem Käse, nach ungewaschenen Menschenleibern und Gauloises, nach Hundekacke und frischem Brot, nach klebrigem türkischem Nougat und Pfefferminzbonbons, nach süßlichen Parfums und Mundgeruch, aber auch nach Curry und Muskat, nach Ingwer und Kreuzkümmel, nach Sesam und Rosen.
Pfannen und Ohrringe, Büstenhalter und Auberginen, Socken und Mangos. Lebende kleine Ferkel und junge Katzen. Schnorrer und Besoffene. Umfallen entweder nicht möglich, oder in Kauf nehmen, dass man plattgetreten liegen bleibt. Preise die zum Himmel stinken, keine Blumen dies es nicht gibt.
Ein unwilliger Spatzel, der nichts mehr hasst als so viel Volk auf einem Haufen.
Ein Sonntagsmarkt in Paris.

Ich liebe es. I love it very much. Je l'aime par-dessus tout.

Ist aber einer der Meinung (so wie ich) man hätte immer noch nicht genug Exotik, der gehe nach Belleville.
Belleville ist der Geburtsort von Edith Piaf und Maurice Chevalier. Heute ist es ein Einwandererviertel. Nordafrikaner, Angolaner, Pakistani, Araber und Juden und viele, viele Asiaten. Das Viertel wird dominiert von Asia-Läden und Asia- und Couscous-Restaurants. Entsprechend ist der Markt.

Das Geschrei ist ohrenbetäubend, wie im türkischen Basar. Jeder preist seine Ware an, auf jeden Fall lauter als der Nachbar, sonst könnte man ihn ja nicht hören. Dazwischen kreischen die Käufer ihre Wünsche, damit man sie überhaupt hört. Das Gewimmel ist unvorstellbar. Ich nehme meinen Rucksack vor die Brust. Vor lauter Geschiebe und Gedrängel würde ich nicht merken, wenn mir einer die Kamera klaut.

"Spatzel verlier mich hier bloß nicht."
Sofort packt mich seine feste Hand. Doch so geht das nicht, keine 10 Sekunden später schiebt bereits wieder einer seine Einkaufskarre zwischen uns.
Ich zucke die Schulter:"Groß wird die Gefahr nicht sein. Es mag ja Mädchenhändler hier geben, aber Händler und Interessenten für übergewichtige Großmütter sind eher unwahrscheinlich. Wenn ich dich verliere, fahre ich mit der Metro in den Hafen, mach dir keine Gedanken."
Da stellen wir fest, dass ich weder Geld noch Fahrscheine habe. Also wechselt mitten auf dem Markt, unter Hunderten von neugierigen Blicken erst mal eine Fahrkarte und ein Euroschein den Besitzer.

Doch Manfred lässt mich keinen Moment aus den Augen. Er weiß, dass ich den Orientierungssinn einer Blindschleiche habe.

Wer jetzt immer noch nicht genug Markt hatte (so wie ich), der muss nach Clignancourt.
Das Maß aller Dinge, der Markt aller Märkte, das ist Clignancourt.
Der größte Flohmarkt von Paris. Das ganze Stadtviertel St.Quen ein riesiger Markt. Vom abgebrochenen Zahnstocher bis zur edelsten Antiquität. Der große Basar von Istanbul ist ein Tante-Emma-Lädchen dagegen. Paris ist eine Erkundung wert.



Die Metro macht uns diese Erkundung wahrhaft leicht.
Das System der Metro ist schnell zu durchschauen.
Eine Zehnerkarte oder eine Wochenkarte ist günstig und in Minutenschnelle schießt man von einem Bahnhof zum nächsten.
Wir steigen immer eine oder zwei Stationen vor oder nach der Bastille aus, so gelingt es uns das ganze Viertel um die Bastille genau zu erkunden. Vorbei am Hotel de Ville, durch das ehemalige Adelsviertel Marais, an der Eglise Saint-Paul Saint-Louise kommen wir vorbei. Sie wurde 1641 von Kardinal Richelieu eingeweiht. Ein wunderschöner Bau.

Centre Pompidou und das ehemalige Viertel Les Halles. Ein Schlag ins Gesicht dieser Stadt. Futuristische Kulturtempel, sie passen nicht ins Stadtbild. Doch wer den Stempel hat, schlägt die Münze, auch wenn er gnadenlos daneben haut.

130 Stufen klettern wir hinab ins Totenreich der Catacombes. Die Gebeine von 7 Millionen Menschen sind hier fein säuberlich aufgeschichtet. Jeweils beim Rein- und Rausgehen werden die Taschen kontrolliert, ob nicht vielleicht einer einen Totenkopf eingesackt hat. Doch fast hätte es einen Schädel mehr gegeben, nämlich meinen. Komme ganz schön ins Schnaufen, bis ich die 130 Stufen Wendeltreppe wieder raufgewalzt bin.

Paris ist eine verhältnismäßig saubere Stadt. Ca. 500.000 Kubikmeter Wasser werden täglich benötigt um die Anlagen zu wässern und die Straßen zu reinigen. Ständig rauscht Wasser durch die Rinnsteine der Trottoirs, überwiegend Schwarze sind ohne Unterbrechung dabei Dreck, Kippen und Hundekot in die Rinne zu fegen und das Wasser nimmt es mit und lässt es im nächsten Gulli verschwinden. Überall stolpert man über Reinigungspersonal und Gärtner. Und das zahlt sich wahrhaft aus.

Wenn man heute über die Champs-Elysées schlendert will man kaum glauben, dass hier bis Mitte des 17. Jahrhunderts nur Sümpfe und Wälder waren.
Leider hat der Modernisierungswahn der letzten 200 Jahre der Stadt auch große Schäden zugefügt. Dem Terror der Städteplaner sind in den 70er Jahren ganze Altstadtviertel zum Opfer gefallen. Diese kleinen, gruseligen, verwinkelten Gässchen existieren nicht mehr. Besonders dramatisch hat sich die Säuberungsaktion auf Montparnasse ausgewirkt. Dieses um 1900 von der Künstlerbohème bewohnte Viertel wurde vollständig platt gemacht.

Bei unserem letzten Besuch in Paris hatten wir unseren Kultur-Trip. Alles was ein ordentlicher Tourist gesehen haben muss, haben wir auch brav angeschaut. Natürlich kann man keinem erzählen man war in Paris und hat weder Eifelturm noch Triumphbogen, weder Montmartre noch Notre Dame gesehen. Ein Tagesbesuch im Louvre gehört genauso dazu wie ein Besuch in den Galeries Lafayette.

Doch dieses Mal haben wir dem Volk aufs und ins Maul geschaut. Wir haben faule Zähne, aber auch Perlen und Goldkronen entdeckt.

Denn die guten Seiten des Lebens zu erkennen nimmt nicht mehr Zeit in Anspruch, als die schlechten Seiten zu sehen.

Au revoir Paris................ Merci beaucoup................ A la prochaine.