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Kapitel 1
Heimat


Kapitel 2
Loreley

Kapitel 3
Die Mosel


Kapitel 4
Canal de la Marne au Rhin

Kapitel 5
Canal de la Marne á la Saône

Kapitel 6
Auf der Saône
Angler
Im Hafen


Kapitel 7
In der Seille

Kapitel 8
Zurück auf der Saône

Kapitel 9
Der Doubs

 

Kapitel 6

   

Die Saône

Angler

 

 

Müde schlug Doris die Augen auf. Das fand sie überhaupt nicht komisch, dass Luciano und Margreth sich morgens um 6 so laut unterhielten. Die Beiden waren zwar sehr früh zu Bett gegangen, doch 6 Uhr, das war schon eine unchristliche Zeit. Nein, sie machte die Augen wieder zu. Sie hatte trotz der Grabesruhe eine schlechte Nacht hinter sich. Bis ein Uhr hatte sie gelesen und anschließend noch ewig wachgelegen. Und Manfred hatte dadurch natürlich auch nicht gut geschlafen, so dass ihn so früh am morgen nichts aufwecken konnte.

Zwei Stunden später erzählte Luciano entrüstet, dass doch tatsächlich um 6 ein Angler da gestanden hätte um sich aufzuregen, dass sie an einem angeblich privaten Platz lägen. Er ärgerte sich immer noch, denn er konnte logischerweise nach der Debatte nicht mehr einschlafen.

Sie blieben trotzdem an diesem Platz. Es war kein Verbotsschild da und anlegen am Ufer war in Frankreich nicht verboten und was am wichtigsten war, sie wollten ja abends ihr Cote de bœuf grillen. Zwei Cote de bœuf grillen, die größer waren als der Rost. „Esch giebt ja s'selte was z'äesse,“ schmunzelte Margreth hintersinnig, „und de Fischer is ah näet do gsie.“

 

Morgens um 5.30 Uhr begann die Debatte erneut. Fisherman lieferte sich mit Luciano ein lautstarkes Wortduell, nachdem dieser aus dem Boot geschossen kam wie ein Blutvergießer, weil der Angler einen Ast auf „Chez Otti“ geworfen hatte.

„Na, das darf ja wohl nicht wahr sein,“ knurrte Manfred entrüstet und hüpfte in seine Jeans, „da ist ja dieser Depp schon wieder.“

Er würde hier schon seit Jahren angeln, hätte sogar die Bäume eigenhändig gefällt, das wäre sein eigener Platz, sie hätten hier überhaupt nichts zu suchen, und im übrigen hätte er ja für seinen Angelschein bezahlt, so ging es und steigerte sich in der Tonlage. Und Manfred konterte, dass das Ufer nie Privatbesitz ist, sondern immer dem Wasserbau, oder hier dem VNF gehöre und sie hätten ja wohl ein Vielfaches bezahlt, dass sie hier fahren und anlegen dürften. Und Luciano übersetzte die Debatte und fügte seinen Senf auch noch dazu. Er würde ihre Taue losschneiden, drohte der Angler und Manfred machte eine Bewegung am Hals entlang, vielleicht sollte man ihm dann den Hals abschneiden. Das war dann auch vom Angler zu verstehen und er verzog sich unter abknurren von, glücklicherweise, unverständlichen Drohungen.

Luciano war missmutig. Das war kein guter Tagesbeginn für ihn. Und Manfred versuchte zu trösten. Sie wollten ja heute eh ablegen um in den Hafen zu fahren. Take it easy. Erstaunlicherweise nahm Manfred es völlig gelassen und mit Humor. Angler waren halt so. Er konnte ihm sogar seinen Ärger nachfühlen. Vielleicht angelte er schon sein halbes Leben an diesem Platz. Wahrscheinlich kannte er jeden vorbeikommenden Fisch mit Namen. Das Leben konnte hart und ungerecht sein. Besonders für Angler an der Saône, denn sicher waren sie nicht die ersten und einzigen, die diesen netten Platz am Ufer aufsuchten. Für diesen Angler eine reale Heimsuchung.

Die Ergüsse des Anglers kamen ihm sogar ganz recht. So konnte er den Platzwechsel mit seiner übergroßen Güte und Nachsicht kaschieren und musste nicht zugeben, dass er vielleicht auch unruhig war, ob sie einen Platz im Hafen bekämen oder nicht.

 

 

 


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