www. Beluga-on-Tour.de

 

 

Navigation


Kapitel 1
Heimat


Kapitel 2
Loreley


Kapitel 3
Die Mosel


Kapitel 4
Canal de la Marne au Rhin

Kapitel 5
Canal de la Marne á la Saône

Kapitel 6
Auf der Saone


Kapitel 7
In der Seille

Kapitel 8
Zurück auf der Saône

Kapitel 9
Der Doubs


Kapitel 7

 

In der Seille

 

Wie ein kleiner Wiesenbach, eigentlich nur wie ein größeres Rinnsal, mündete die Seille in die Saône. Etwas wirr markierten einige kleine grüne und rote Tonnen die Einfahrt und Manfred manövrierte Beluga behutsam dazwischen durch.

An der ersten Schleuse riss sich Luciano beim Winken die Arme aus den Schultern, als er sie ankommen sah.

Die Steganlage hinter der Schleuse war mehr als überfüllt und deshalb suchten sie mal wieder einen geruhsamen Platz im Busch.

Stolz präsentierte Luciano seine neueste Errungenschaft. „ Lug äh mool, I han än zusätzliche Tritt g'macht, für d'Badeleiter“ Und Margreth warf dazu: „Esch isch jo net immer ä Beluga do, mit eina tolle Leiter, wenn i ins Wasser gohe will.“

Der Blick von Doris wurde zunehmend ungläubig.

Auch Manfred beäugte diesen chaotischen Haufen Knäuel aus Tau sehr skeptisch. Daran hingen auch noch zwei überdimensionale Schekel, wohl um das Gewirr unter Wasser zu halten.

Mit todernsten Gesicht kommentierte er: „Hätte ich so eine Konstruktion gebaut, würde „man“ mir ein dreiseitiges Pamphlet übereichen, in dem ich dann bis ins Detail nachlesen könnte, was ich doch für ein Schwachkopf bin. Es wäre ausgeschmückt mit freundlich-süßen Worten, würde aber treffen bis in den Kern. Dass mir eine reelle Initiative für das Praktische fehle und der viele vin rouge in Verbindung mit zu viel Sonne meine grauen Zellen in eine völlig deformierte Masse angebackenen Hirnkleister verwandelt hätte. Dass sie zwar viele gute Eigenschaften besäße, aber eine Neigung zu blindem Gehorsam nicht dazu gehöre und sie deshalb auf dieses schon optisch lebensgefährlich aussehende, unmögliche Ding nicht mal ihren kleinen Zeh setzen würde. Und zur Krönung des Ganzen kann die halbe Welt es neuerdings im Internet nachlesen.“

Sprach's, lehnte sich mit der Miene eines Mannes auf dessen Schultern große Sorgen lasten zurück und kratzte sich am Nacken.

„Man“ war natürlich über diese Tirade durchaus moralisch entrüstet. Es versteht sich ja von selbst, dass sie von ihrem Archimedes eine vernünftige Idee und eine genauso vernünftige Umsetzung in die Tat erwartete,

aber dass sie je eine abfällige Äußerung gemacht hätte, wenn er dem Wort Geistesblitz durch das Wort Kürze eine neue Bedeutung gäbe, dagegen verwahrte sie sich entschieden.

Allerdings müssten sie doch wirklich einräumen, dass in diesem Fall, nämlich Verlängerung der Badeleiter durchaus ein Abgrund zwischen Worten und Taten läge.

„Vielleicht ist Margreth nicht so anspruchsvoll wie du, oder einfach nur Kummer gewöhnt,“ warf er zwar versöhnlich ein, doch diese Unauffälligkeit könnte ihn möglicherweise nicht vor dem größten aller Schrecken bewahren, ihrem Sarkasmus. Sie vergaß vielleicht wo sie die Friedenspfeife vergraben hatte, aber sie vergaß niemals wo das Beil lag.

Während sich Luciano und Margreth die Bäuche hielten und Tränen von den Wangen wischten, machten sie

eine kurze Schokoladen- und Erdnusspause bevor sich das Gespräch wieder den wichtigen Dingen des Lebens zuwandte, den Außentemperaturen und dem Essen. Wobei es natürlich nur ein kurzer Weg zum wichtigsten Grund war, warum sie endlich diesen kleinen Fluss befahren wollten, dem Bresse-Huhn.

 

 

 


zurück zu  "Tour de Plaisir"

zurück zu Reiseberichte

zurück zur Startseite