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Kapitel 2

•   Der Rhein
•   Der Rheingau
•   Das Boot und wir
•   Abenteuer Langsamkeit
•   Die Bergstrecke
•   Die Loreley

Das Boot und wir

Schnecken haben es gut, sie haben ihr Haus immer dabei.
Wir haben viel Ähnlichkeiten mit ihnen. Unser Boot, wie ein gemütliches Schneckenhäuschen, unsere Geschwindigkeit, Schneckengalopp.
Doch Platz ist reine Gewohnheitssache und wir dürfen wirklich nicht jammern.

Wir haben alles was ein Mensch braucht.
Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Esszimmer und Bad.
Alles in Mini-Format und deshalb super gemütlich.
Auch der Komfort kommt nicht zu kurz.
Von der elektrischen Zahnbürste über Backofen und Computer bis Wäschetrockner.
Alles klein, handlich und nützlich.
Wir können gemütlich auf dem Balkon in der Sonne sitzen und nehmen uns die Freiheit so oft wir wollen einen neuen Vorgarten oder Nachbarn zu genießen.
Dieses Jahr strahlt unsere Beluga mit der Sonne um die Wette. Mein Kapitän war ein sehr fleißiger Maler.




Die Talente meines Kapitäns, Manfred, sind vielfältig.
Die einzige wirkliche Grenze die er anerkennt ist diejenige, die er sich selbst setzt und als unüberwindlich hinnimmt.
Er ist so zuverlässig wie ein Fels in der Brandung. Wie heftig man sich auch an ihn lehnt, er gerät nie ins Wanken. Er ist der einzige Mensch den ich kenne, dem es ein ganzes Leben gelang den schlafenden Riesen in sich immer wieder zu wecken. Bei so viel guten Eigenschaften kann man leicht übersehen, dass ihm die Eleganz eines Yeti zu eigen ist und an die saftigen ellenlangen Flüche gewöhnt man sich im Laufe der Jahrzehnte. Bei gutem Wetter kann jeder Steuermann sein. Er steuert unser Schiff auch bei Gewitter und Sturm durch die Wirrnisse des Lebens. Es donnert und blitz schon mal, aber eingeschlagen hat’s noch nie.
Entweder hat ein Mann die Fähigkeiten eines Anführers oder nicht.

Die Mannschaft, das bin ich, Doris, der Prototyp eines bewegungsmuffeligen unsportlichen Stubenhockers.
Ich finde mich eigentlich ganz nett. Böse Zungen sagen mir jedoch den Charme eines Vorschlaghammers nach.
Ich meide Menschen, die dauernd damit beschäftigt sind ihren eignen Olymp anzuhäufeln.
Wenn ich selbst einen Anfall von Eitelkeit habe, versuche ich ihn zu ignorieren. Ich sage mir immer, das Bild, das mir aus dem Spiegel entgegensieht darf nicht wichtiger sein, als die Person, die davor steht.
Mich selbst nicht so wichtig zu nehmen gehört wohl zu meinen besten Eigenschaften.

Unser enges Zusammenleben auf dem Boot funktioniert gut.
Jeder Mann kann seine Frau dahin bringen, wohin sie ihn haben will.
Man muss seinem Partner erlauben Makel zu haben. Man bewundert Menschen wegen Ihrer guten Eigenschaften, aber man liebt sie wegen ihrer Fehler.
Es gibt eine kleine, wichtige, zu beherzigende Regel: Autos, Boote und Sex sind Dinge, über die man sich als Frau einem Mann gegenüber nur lobpreisend äußern sollte. Und eine kluge Frau lernt schnell ihren Mann auch ohne Grund zu loben. So klappt’s.
Weil wir sehr unabhängig von einander sind, kann uns nichts und niemand trennen, auch keine enge Zweisamkeit.

 

 

 


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