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Kapitel 2

•   Der Rhein
•   Der Rheingau
•   Das Boot und wir
•   Abenteuer Langsamkeit
•   Die Bergstrecke
•   Die Loreley

Der Rhein



Der Rhein, Deutschlands Fluss, nicht Deutschlands Grenze!
Diese Aussage ist genauso falsch, wie das Märchen vom stark eisenhaltigen Spinat, mit dem ganze Generationen von Kleinkindern gequält wurden.
Der Rhein ist seit es Menschen gibt eine natürliche Grenze.
Vor mehr als 2000 Jahren trennte er Gallien von Germanien.
Frankreich beanspruchte den Rhein Jahrhunderte lang, allerdings mit wechselhaftem Erfolg, als seine Grenze gegen Deutschland.
Erstaunlicherweise war es die Anspruchshaltung der anderen, die ein Gefühl der deutschen Gemeinsamkeit weckte. Wir wollten das Bedrohte verteidigen.
Unser Rhein, unser majestätisches Symbol deutscher Herrlichkeit, sie sollen ihn nicht haben. Märchen, Sagen, Mythen verbinden sich zu einer Rheinkultur, zu einer Art Nationalgott Rhein.
Die Wacht am Rhein, das Deutschlandlied, es braust ein Ruf wie Donnerhall, zum Rhein, zum deutschen, deutschen Rhein.
Der Rhein wurde zum Symbol der Feindschaft zwischen den Ländern.
Und der Rhein ist immer noch eine Grenze, eine innerdeutsche Grenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz, zwischen Wiesbaden und Mainz.
Er trennt den Rheingau von Rheinhessen.
Und er ist eine Grenze in den Köpfen seiner "Anrheiner", er trennt die Sandhasen von der ebschen Seit.
Und solange von Mainz bis Koblenz keine vernünftige Verbindung der beiden Ufer durch Brücken entsteht, wird sich hieran auch nichts ändern.
Doch er könnte auch ein Bindeglied sein.
Ein Bindeglied, das aus Euro-Land ein zusammengehöriges Europa macht. Er könnte die Schranken in den Köpfen seiner Anlieger hinwegspülen.
Die Mentalität der Anderen achten und akzeptieren, das wäre schon ein Gewinn.

Der Rhein, Europas Fluss, nicht Europas Trennung!

Als kleines Mädchen im Rheingau aufgewachsen, war der Rhein für mich das Ende der Welt. Dass auf der anderen Seite auch noch Menschen lebten, das war kein denkenswerter Gedanke. Ich konnte stundenlang an seinem Ufer sitzen und den springenden Wellen zuschauen.
Der Rhein war ein fester Bestandteil meiner Kindheit und meiner Heimat. Diesen Fluss mit dem Paddelboot zu erkunden war nicht nur einfach ein Hobby.
So war es denn mehr als nur Glück für mich, einen Partner zu finden, der die Liebe zu Wasser, zu Booten und zum Rhein mit mir teilt.
Unsere Kinder sind auf dem Rhein aufgewachsen, wir haben jeden Moment unserer Freizeit auf dem Rhein verbracht.
Der Rhein, das Boot, das war ein Stück unseres Lebens.
Ich schreibe das so ausführlich, damit auch andere vielleicht nachvollziehen können, warum auch heute noch Wasser, Flüsse und Kanäle eine so große Anziehungskraft auf uns ausüben.
Wir lieben den Rhein, auch wenn er jahrelang Deutschlands größte Kloake war, wie ein Familienmitglied. Manchmal ärgert er uns auch. Er hat Hochwasser, die uns und seinen Anliegern das Leben schwer machen und Zeiten in denen so wenig Wasser im Fluss ist, dass wir unseren Liegeplatz nicht verlassen können.
Teils hinterlistig und gemein, verschlingt er wie ein unersättlicher Moloch alles, von dem man hofft, dass es vielleicht schwimmt und man es wieder fischen könnte. Sandbänke, Felsen und überflutete Leitwerke haben für leichtsinnige Berührungen schon manchen Propeller gefordert.
Leider sind wir heute nicht mehr einige der Wenigen, die den Rhein für sich entdeckt haben. Die Sportschifffahrt nimmt immer mehr zu. Elegante dreistöckige Motoryachten pflügen sein grünes Wasser, kleine nervöse Motorboote zischen wie wilde Wespen zwischen Segelbooten und Wasserskiläufern hindurch. Segler fahren grundsätzlich nur quer zum Strom und keiner weiß so genau wann sie in der Flussmitte vor dir wenden, um dann wie festgenagelt auf der Stelle stehen zu bleiben. Schwimmer und Surfer treiben im Wasser, Wassermopeds jaulen und die Berufschifffahrt hupt.
Auf dem Rhein verkehren ca. 12.000 Berufsschiffe aus ganz Europa.
Er ist eine Wasserstraße auf der hart gearbeitet wird.

Und er ist heute immer noch das, was er schon seit Jahrhunderten ist: eine Vielvölkerstraße, die lebendige Chronik der Geschichte unseres Landes. Menschen ernährend und verschlingend, gefürchtet und bewundert. Einfach unvergleichlich und wunderbar.




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