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Kapitel 1
Heimat


Kapitel 2
Loreley

Kapitel 3
Die Mosel


Kapitel 4
Canal de la Marne au Rhin

Kapitel 5
Canal de la Marne á la Saône

Kapitel 6
Auf der Saone


Kapitel 7
In der Seille

Kapitel 8
Zurück auf der Saône
Windige Brüder
Besuch
Menschen und andere Typen

Kapitel 9
Der Doubs

Kapitel 8

Die Saône

Besuch

 

Luciano und Margreth erwarteten Besuch. Besuch an Bord muss die achte Hiobsche Plage gewesen sein. Allein die Androhung seiner Einquartierung brachte Unruhe an Bord. Man brauchte einen Platz wo die Besucher ihr Auto abstellen und gut ins Boot einsteigen konnten. Getränke mussten vervielfacht werden. Gegen die Erkenntnisse von Adam Riese tranken 4 nicht eben das Doppelte von 2, sondern das 10fache. Die Frage der Mahlzeiten brachte die Bordfrau an den Rand der Selbstzerfleischung. „Was koche ich nur?“ Diese Entscheidung war noch weit quälender als: „Was ziehe ich nur an?“ Es mussten Mahlzeiten berücksichtig werden, an die normalerweise kein Mensch dachte, Kaffee und Kuchen, der kleine Hunger zwischendurch, nicht nur eine richtige Mahlzeit am Tag, sondern zwei . Normalerweise völlig unkomplizierte Landgänger entwickelten sich in einer nicht nachvollziehbaren Metamorphose zu einer Kreuzung zwischen neunköpfigen Raupen und Tausendfüsslern. Sie schleppten Taschen und Beutel an, verteilten Schlafsäcke und Kissen, Strickjacken und Jogginganzüge an Bord und belagerten jedes freie Plätzchen mit Handy, Fotoapparat und Schlüsselbund. Sie suchten ständig ihre Zigaretten und Feuerzeuge und wanderten halbstündig nach draußen, weil im Boot Rauchverbot herrschte und verstreuten ihre Asche gleichmäßig über das ganze Deck. Sie saßen immer dann auf der Toilette wenn andere rein mussten, verdrehten in konstanter Bosheit die Okulare des Fernglases, wollten bei den Tauen helfen und standen immer am falschen Platz. Die Damen gaben beim Abtrocknen dem Geschirr eine weit bessere Lagerung und organisierten die Schubfächer neu. Sie wuschen sich und Geschirr unter fließendem Wasser, warfen die unmöglichsten Dinge in die Toilette und wunderten sich wenn diese nicht mehr abpumpte. Sie fanden endlich mal Zeit sich die Beine zu epilieren oder die Augenbrauen zu zupfen, brauchten morgens ihren Schönheitsschlaf oder standen um 6 schon geschniegelt vor dem Herd. Und sie wunderten sich noch mehr, wenn den bootfahrenden Gastgebern die Erleichterung ungeschminkt im Gesicht stand, wenn der Besuch beendet war.

Nun, der Besuch bei Chez Otti war kurz. Vielleicht hat auch die schlechte Laune von Katze Moni dazu beigetragen, die wie ein Tiger auf die Eindringlinge losging und mit ausgefahrenen Krallen um sich schlug. Sie leerten gemeinsam eine Schüssel Bowle, in der locker ein Köln-Düsseldorfer hätte wenden können und hatten einen vergnügten Abend.

Moni war zu Tode beleidigt und erschien erst am nächsten Nachmittag wieder, mit der Mine einer an Homophobien leidenden Königin.

„Irgendwann kommt sie nicht mehr“, sagte Manfred, „sie ist jetzt schon das zweite Mal abgängig.“

Alle machten besorgte Gesichter, aber eingesperrt sollte sie auch nicht bleiben.

 


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