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Kapitel 3

•   Die Mosel
•   Moselwein
•   Koblenz
•   Winningen
•   Viele Burgen
•   Die Mosel und ihre Anrainer
•   Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang
•   Trier
•   Luxemburg
•   Die Mosel in Frankreich

Luxemburg

Gleich hinter Trier mündet die Saar in die Mosel und dann sind wir in Luxemburg. In Schwebsingen verbringen wir ein geruhsames Wochenende. Wir tanken den Kahn richtig voll, es soll uns für eine lange Zeit reichen, und dann wird ordentlich klar Schiff gemacht. Der Frühjahrsputz war überfällig. Spinnen haben ihre Hinterlassenschaften auf meinen weißen Vorhängen zurückgelassen, das kann ich ja wohl nicht durchgehen lassen, also runter damit und in die Waschmaschine. Hausarbeit muss halt manchmal sein. Wer uns kennt, weiß, dass das eine Verniedlichung ersten Ranges ist. Wir schuften wie die Tiere, weil heute das und morgens das nächste machen, so was gibt es bei uns nicht. Am Abend glänzt der Kahn innen und außen, dass man schier geblendet ist.

Der Hafenmeister von Schwebsingen ist eine Marke für sich. Freundlich, leutselig, bärtig und hilfsbereit.
Er hört sich gerne reden. Mit seinem Fahrrädchen kurvt er wichtig durch den Hafen, hat alles im Griff, besonders unseren Geldbeutel.

Hafen Schwebsingen

Die Umstellung unseres Lebensrhythmus auf das Boot fällt uns dieses Jahr sehr leicht. Manfreds Ressentiments gegen die Mosel waren heuer völlig unbegründet. Der Fluss gehört fast vollständig uns allein. Es ist kaum Berufschifffahrtsverkehr, die weiße Flotte beginnt erst an Ostern mit ihren Rundfahrten, Hotelschiffe sind auch keine unterwegs, die mit ihrer Größe genau wie Schubverbände eine komplette Schleuse füllen. Auf früheren Fahrten haben wir schon mal Wartezeiten vor einer Schleuse von bis zu sieben Stunden inkaufnehmen müssen, dieses Jahr haben wir überhaupt keinen Aufenthalt. Alles klappt so geschmiert, dass es schon langweilig ist. Würde uns nicht in jeder Schleuse ein Graupel- oder Schneeschauer durchpusten, die viele Harmonie wäre nicht auszuhalten. Natürlich muss man bedenken, dass wir erfahrene alte Bootsfahrer sind und mit ca. 2000 gemeisterten Schleusen auch hier nicht ganz unerfahren.

Außer Grundwissen und Erfahrung gibt es aber auch ein paar Regeln, die einzuhalten eine Pflicht für uns ist und die eigentlich von jedem Bootsfahrer beachtet werden sollten.

1. Es gibt nur einen Kapitän an Bord und der gibt klare und unmissverständliche Kommandos, die ohne Widerrede und Anzweiflung ausgeführt werden. Der Schiffsführer muss sich darauf verlassen können, wenn er sagt „Fender steuerbord“, dass die Fender kommentarlos an der rechten Reling hängen. Emanzipation und Selbstverwirklichung sind hier völlig unangebracht. Ein altes ägyptisches Sprichwort sagt: ein Schiff mit zwei Kapitänen wird untergehen.

2. Finger weg. Ein Boot, ob es 5 oder 25 t hat, kann keiner von der Mauer abhalten. Ein Kratzer im Lack, selbst eine Beule, ist nur ein kleines Malheur, eine abgerissene Ferse oder ein abgequetschter Finger oder gar eine abgetrennte Hand kann das Vergnügen des Wassersports auf immer beenden.

3. Der Schleusenvorgang, Tau und Fender haben in jeder Schleuse die volle Aufmerksamkeit. Das Tau wird nie fest belegt, auch nicht bei Schwimmpollern. Wer garantiert, dass sich ein Schwimmpoller nicht gerade im dem Moment verkantet, wenn es abwärts geht und das Schiff dann wie ein Hinkel am Rech an der Schleusenwand hängt? Dann hilft nur noch ein scharfes Messer und beten.

4. Eleganz und Schmuck bleiben, wenn man es denn braucht, dem Landgang vorbehalten oder passen auf ein Kreuzfahrtschiff. An Bord eines Sportbootes gibt es keine Ringchen am Finger, kein Kettchen am Hals und die Schickimicki-Schühchen sind auch nicht angebracht.

5. Bei verpatzten Manövern sind immer beide schuld, Mannschaft und Kapitän. Also, Gekreische und Geschimpfe und Schuldzuweisungen sind völlig fehl am Platz. Lieber abends in Ruhe besprechen, warum was schief gegangen ist. Ruhe ist die erste Bootsfahrerpflicht. Hektik bleibt an Land.

Was mich nach wie vor ärgert, sind die Preise in deutschen Jachthäfen. Mit welchem Recht greifen uns diese raffgierigen Halsabschneider für eine Übernachtung 15 Euro ab? Kein Wasser, kein Strom, kein Müll, zwei Stricke am Steg festgemacht, das rechtfertigt diese Preise keinesfalls. Leider haben wir keine Wahl, fahren wir einen Fluss, müssen wir nachts einen Liegeplatz außerhalb des Fahrwassers nehmen und da bleibt halt nur ein Jachthafen. In Frankreich wird es uns wieder möglich sein irgendwo im Busch, an der grünen Wiese festzumachen, das ist nicht nur preiswerter, es macht auch mehr Spaß.

Die Mosel ist in Luxemburg 35 km lang. Nur das linke, der Morgen- und Mittagssonne zugewandte Ufer zwischen Schengen und Wasserbillig ist luxemburgisch, die rechte Seite deutsch. Die Mosel dazwischen gilt als Kondomium, das heißt, dass die Hoheitsrechte beider Staaten jeweils bis zum gegenüberliegen Ufer reichen. Recht ungewöhnlich, normalerweise ist die Grenze immer die Flussmitte.

Warum sich die Staatsmänner von Europa gerade das winzig kleine Schengen ausgesucht haben für ihr Treffen, um sich auf die Öffnung der Grenzen zu einigen ist mir nicht recht klar. Das alte Schloss, in welchem Viktor Hugo mal zu Gast war, es gemalt hat und das Gemälde mit einer Widmung seiner Eigentümerin geschenkt hat, kann ja wohl kaum ein Grund sein. In einer Ortsbeschreibung allerdings steht: „ Machen sie eine Dampferfahrt auf der Mosel an Bord der MS Princess Marie-Astrid, auf der ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Europäischen Union geschrieben wurde“. Noch neutraler geht's es ja wohl nicht mehr.

 


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