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Kapitel 3

•   Die Mosel
•   Moselwein
•   Koblenz
•   Winningen
•   Viele Burgen
•   Die Mosel und ihre Anrainer
•   Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang
•   Trier
•   Luxemburg
•   Die Mosel in Frankreich

Winningen

In diesem Jahr haben wir unverhofftes Glück. Problemlos passieren wir hinter einem Berufsschiff die Schleuse Koblenz und ruckzuck sind wir im Reich der Weinhex, in Winnigen. Winningen ist eines der schönsten Dörfer Deutschlands und es ist alt, sehr alt. Angeblich hat man Funde aus der Bronze-, der Hallstatt- und der La-Tène-Zeit hier gemacht. Das alte Windiga scheint keltischen Ursprungs zu sein, doch ganz so weit wollen wir nicht zurückgehen. Unter dem Namen Winningen erscheint der Ort schon im Jahre 1140. Wegen der Lieferung von Basaltsteinen von der Winninger Höhe zur Moselbrücke des Kurfürsten Balduin bei Koblenz genossen die Winninger Zollfreiheit auf der Brücke und im Jahre 1579 kauften sie sich durch Zahlung einer zwölfjährigen außerordentlichen Steuer von der Leibeigenschaft los. Die Pest wütete im 16. und 17. Jahrhundert schlimm in Winningen und eine böse Nebenerscheinung dieser traurigen Zeit waren die Hexenprozesse und Verbrennungen. Die Auswüchse dieses fanatischen Glaubens forderten in Winningen mehr als 20 unschuldige Opfer.

Aus dieser schrecklichen Zeit ist die Geschichte des weißen Weibchens von Winningen erhalten:

„Wie der Wind im Käfige, wie Wasser in dem Siebe,

Ist guter Rat im Ohr der Thorheit und der Liebe.

Zu Ende des 16.Jh. war Winningen an der Mosel von einem schweren Übel heimgesucht. Eine Pest brach 1593 aus und wütete furchtbar unter den Einwohnern. Viele hielten diese Seuche für eine Strafe des Himmels für die Abtrünnigkeit im Glauben und sie traten zur verlassenen Kirche zurück, so auch eine Jungfrau aus edlem Geschlecht. Alsdann wurde sie von ihren ehemaligen Glaubensgenossen verstoßen und musste kärglich ihr Leben in einer einsam stehenden Hütte vor dem Städtchen fristen. Hier starb sie nach einigen Monden. Allein die bösen Feinde ließen ihr auch im Tode keine Ruhe, ihr Geist sollte umgehen und die Bewohner des Dorfes fortwährend beunruhigen; die Schiffer bekreuzten sich erschrocken und tauchten die Ruder rascher in die Flut, wenn ihnen das „weiße Weibchen“ vom Ufer zuwinkte. Vergebens suchten die Geisterbanner den Spuk zu beschwören, alljährlich am Todestag erschien sie wieder am Ufer der Mosel. Endlich in der aufgeklärten Periode des 18. Jh. schien sie Ruhe gefunden zu haben. Da hieß es plötzlich nach Verlauf langer Jahre wieder, das „weiße Weibchen“ habe sich sehen lassen. Eines Abends stürzten die Weiber, welche in dem Fluss noch spät die Wäsche spülten, laut schreiend in das Städtchen. Der ganze Ort geriet in Aufruhr, niemand wollte sich nach 10 Uhr mehr an die Mosel wagen. Vorbeifahrende Schiffer bestätigten die Aussage und so war denn der Spuk wieder in vollem Gang. Allein die Zeiten des Aberglaubens und der Gespensterfurcht waren nicht mehr. Ein paar herzhafte Burschen beschlossen, der Sache auf die Spur zu kommen. Sie versteckten sich hinter einer Mauer und warteten in Ruhe der Dinge die da kommen sollten. Das Gespenst zögerte auch nicht lange sich zu zeigen. In ein langes weißes Gewand gehüllt schritt es eine Zeitlang gravitätisch am Ufer auf und ab, dann nahm es seinen Weg gerade auf die Mauer zu, hinter welcher sich unsere Herzhaften versteckt hielten. Schon wollten diese das Hasenpanier ergreifen, als sich die Szene veränderte. In einer Vertiefung der Mauer ließ der Geist sein Gewand fallen und stand nun höchst prosaisch, als Hans Felden, einer der lustigsten Burschen des Städtchens, vor den Augen der Späher. Eben war er im Begriff sich über den nächsten Zaun zu schwingen, als diese hervorsprangen und den Kameraden, der sie schon so lange geäfft, mit nervigen Fäusten zu packen. Da waren alle Ausreden vergebens und Hans gestand auch alsbald, dass die schöne Rose, die einzige Tochter des reichen Pachters Treumund, ihn zu der Verkleidung bewogen. „Da der Vater“, schloss der muntere Gesell, „es nicht leiden mochte, dass ich sein Töchterchen am Tage schatzen (lieben) durfte, so musste ich es ja wohl als „weißes Weiblein“ bei Nacht tun.

Damit endete die Gespenstergeschichte vom weißen Weibchen endgültig, welche die Winninger so lange in Atem gehalten.

Winningen glänzt heute aber auch mit einem sehr vornehmen, komfortablen Jachthafen, in dem es uns noch nie gelungen ist einen Gastplatz zum Übernachten zu erhalten. Dieses Jahr wäre es allerdings kein Problem gewesen, denn die Anlage ist fast leer.

Doch es zieht uns wie magisch weiter nach Oberfell. Hier hat die Gemeinde einen sehr schönen Anleger gebaut, damit der hungrige Wasserwanderer das Gasthaus „Zur Krone“ aufsuchen kann. In der angegliederten Metzgerei gibt es alles geräuchert, eine Spezialität und sicher auch eine Macke vom Besitzer. Er räuchert einfach alles, von der Schweinshaxe bis zu Schälrippchen. In der Metzgerei riecht es, dass die Vorfreude teichgroße Pfützen auf meine Zunge zaubert. Wir halten hier immer an um einen warmen Leberkäs zu ergattern, einen Besseren gibt es nicht mal in Bayern. Nur leider er ist ausverkauft. Ah maledette, disperate! Es ist uns nicht gegönnt. Aber die Haxe, die jetzt in unserem Vorschiff hängt, die duftet, dass ich manchmal nur schnell eine Nase voll schnuppern gehe.

 

 


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