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Kapitel 3

•   Die Mosel
•   Moselwein
•   Koblenz
•   Winningen
•   Viele Burgen
•   Die Mosel und ihre Anrainer
•   Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang
•   Trier
•   Luxemburg
•   Die Mosel in Frankreich

Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, der bleibt ein Narr sein leben lang

 

Treis-Karden ist Brückenort zwischen Eifel und Hunsrück, hier mündet das von sechs bewaldeten Bergkuppen umgrenzte Flaumbachtal in die Mosel. Pommern hatte früher einen Galgenberg, heute gibt man sich mit einem Campingplatz und dem Naturschutzgebiet Pommerheld (natürlich betreten verboten) zufrieden. Klotten mit Burg und Wildpark.

Schon sind wir in Cochem. Nennt man Venedig des Nordens, warum ist mir nicht recht klar. Dominant über dem Ort die Reichsburg.

Viele, viele kleine romantische Weindörfchen. Beilstein, das Dornröschen der Mosel, ich glaub es pennt immer noch. St. Aldegund, Bad Bertrich, ein Stückchen im Hinterland, hat die einzige Glaubersalztherme Deutschlands, Alf mit seiner restaurierten Burg Arras, Bullay, das Tor zur Mittelmosel, Zeller Schwarze Katz, alles bekannte Namen, reich an Wein und Tradition.

Traben-Trarbach hat sich zur Bade- und Fremdenverkehrstadt entwickelt. Radioaktive warme Quellen für Badekuren und Wellness. Die Trarbacher Felsenquelle ging als Tafelgetränk und Heilwasser in alle Welt. Es ist die einzige Akratotherme Deutschlands, die als Gesundbrunnen ohne jede Veränderung abgefüllt wurde und die wenigsten mineralischen Bestandteile enthält und daher die größte Lösungskapazität für Mineralstoffe besitzt. Es soll erstaunlich wirksam sein bei Gicht, Rheumatismus, bei Magen-, Darm-, Leber- und Nierenleiden und Gallensteinen, nur bei Plattfüßen hat es noch nie geholfen. Da gab es mal einen Arzt Dr. Carl Graff, der hat allerdings niedergelegt, dass der Traben-Trarbacher Wein eine große Heilkraft bei urologischen Leiden hat. Im Jahre 1821 verfasste er „Der Moselwein als Getränk und Heilmittel“ und im Jahre 1848 „Der Moselwein gegenüber der pestillenziellen Cholera“. Vielleicht war ja der Genuss des vielen Weines daran schuld.

Der Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien das schmackhafteste, unter den Nahrungsmitteln das angenehmste. Ich habe leider vergessen von wem das ist, aber von der Logik her, könnte es gut von Goethe sein.

Auf dem Berg über Traben ließ der Sonnenkönig, Ludwig XIV. die gewaltige Festung Mont Royal errichten. Sie sollte eine ganze Stadt umschließen und der Versorgung der französischen Rheinarmee dienen. Und natürlich hat Sebastian le Preste Herr von Vauban, der Festungsspezialist und –Bauer diese Festung gebaut. Es war ein mächtiger Plan, 15 Blöcke mit rechtwinklig sich schneidenden Straßen, ein Marktplatz, ein Brunnen, eine Kirche sollten entstehen. Ein Rathaus, das Hauptquartier des Kommandierenden, Back- und Schlachthäuser und Unterkünfte für die Truppen waren geplant. Doch festiggestellt wurden nur ein Teil der Kasernen, das Zeughaus, die Wasserleitung und die Festungswerke selbst. Nur 10 Jahre nach ihrem Bau haben die Franzosen die Feste selbst wieder zerstört.

Kröv hat ca. 2400 Einwohner. Man kann sich kaum vorstellen, dass es einst ein Reich für sich mit eigener Gerichtsbarkeit war. Mit 6 weiteren Orten und einer Anzahl Höfen war Cröv karolingisches Krongut, eine Pfalz mit einem Königshof. Heute kennt man nur noch den „Kröver Nacktarsch“.

 

„Dir Göttertrank! – o Moselwein,

Soll heut mein Lied erklingen!

Dir soll mein Sang gewidmet sein,

Dein Lob will ich besingen! –

Als Kind der rebumrankten Höh'n,

Des Himmels Gunst dich lässt ersteh'n --

Steh' ich in deinem Solde.“

 

Bernkasteler Doktor heißt einer der berühmtesten Weine der Mosel. Und das kam so:

Es war im Jahr 1360 als Erzbischof Boemund II. von argem Fieber geplagt auf der Burg Bernkastel anlangte, um entfernt von den Geschäften, im Genuss einer herrlichen Natur, des kranken Körpers zu pflegen. Ärzte über Ärzte wurden verschrieben, kamen, sahen, erschöpften sich in über die Maßen gelehrten Tiraden und entfernten sich kopfschüttelnd wie sie gekommen waren. (Irgendwas kommt mir daran bekannt vor.) Das kalte Fieber wollte und wollte nicht weichen. In seiner Herzensangst schrieb Seine erzbischöfliche Gnaden im ganzen Bistum aus: „Wer sich getraut, das böse Fieber zu bannen, möge kommen und der größten Belohnung gegenwärtig sein.“ Da dachten wohl manche dies pretium affectionis zu verdienen; als sie aber vernahmen, wie viele graduierte Männer sich schon die Köpfe an dem leidigen kalten Fieber des Kurfürsten zermartert hatten, sank ihnen der Mut. Der Bischof gab die Hoffnung auf, je wieder von dem üblen Gast befreit zu werden. Endlich, nach Verlauf mehrerer Monate, vernahm ein alter tapferer Rittersmann im Hunsrück, der den Rest seiner Lebenstage größtenteils im Weinkeller zubrachte, wie unheilbar der gnädige Herr daniederläge. Nun hatte man dem alten Saufkumpan einige Tage vorher einen Ohm edlen Bernkasteler zugeschickt, welcher ihm so trefflich mundete, dass er wohl den ganzen Tag den Mund am Spund hatte. „Soll mir Gott!“ rief er schier ergrimmt, „hat seine erzbischöflichen Gnaden den Nagel in der Faust und weiß nicht wo er ihn hinschlagen soll. Hat man sein Lebtag ein köstlicheres Gewächs als diesen Bernkasteler in die Kehle gegossen? Das ist der wahre Doktor und hol mich der Gottseibeiuns, der brave Bischof hat mir in der Sponheimer Fehde das Leben gerettet, ich will ihn kurieren!“ Alsbald machte er sich auf, packte, nicht ohne einige schmerzliche Blicke, sein noch halb gefülltes Fässchen auf, und zog nach dem Bernkastler Schloss. Die Erzbischöflichen machten gar große Augen, als der mannhafte Ritter, das Fäßlein auf den gewaltigen Schultern, in das Vorgemach trat. „Ich will den Herrn Kurfürst kurieren!“ sprach er naiv. Die Hofschranzen rümpften spöttisch die Nasen, zischelten untereinander; aber da es strenger Befehl war, jeden ohne Ausnahme zu dem Kranken zu lassen, so öffneten sie behände die Thür. Der Bischof sah hoch auf, als der Ritter in das Gemach trat. „Ei, Gott zum Gruß!“ rief er trotzt seiner Schwäche lächelnd, denn er vermutete einen lustigen Schwank. „Was bringt ihr Schönes, Herr Ritter?“ – „Guten Dank!“ erwiderte dieser, sich keuchend seiner Last entledigend, indem er den Schweiß von der gebräunten Stirn abwischte. „Ich habe gehört, Ihr läget an einem üblen Gebreste danieder und da wollte ich als ein rechtschaffener Lehnsmann nichts verabsäumen, um Euren bischöflichen Gnaden wieder auf die Beine zu helfen!“

„Ihr seid mir hoch willkommen,“ rief der freundliche Prälat zurück, „ nur heraus damit, wisst Ihr einen guten Rat?“

„Rat?“ entgegnete der Ritter mit komischem Zorn. „Bei unserer lieben Frauen, That, That! Eure bischöfliche Gnaden und hier liegt der Has im Pfeffer.“ Dabei schlug er mit der gewaltigen Faust auf sein Fäßlein, dass es durch das Gemach dröhnte. Der Kranke erhob sich erstaunt. „Träumt Ihr, Herr Ritter. Dieses Faß?.....“ und dabei deutete er zweifelhaft auf den großen Arzneibehälter.

Nichts weniger als dieses Faß!“ rief der Ritter treuherzig. „Es allein enthält das wahre Lebensarkanum. Jagt Eure Quacksalber zur Burg hinaus, gießt ihnen ihre höllischen Tränke in die verruchten Gurgeln und haltet's mit meiner Medizin.“ Dabei drehte er den Kranen und heraus in einen goldenen Becher strömte der edle Bernkasteler Rebensaft. Viel Mühe kostete es zwar, ehe der Erzbischof zur Einnahme dieser wunderlichen Medizin zu bewegen war; endlich entschloss er sich und siehe da – der edle Ritter hatte richtig kalkuliert. Das kalte Fieber schwand in wenigen Wochen. Der Wein aber, der dies Wunderwerk vollbracht, führt noch bis auf den heutigen Tag den Namen: „Der beste Doktor.“ Ob er seine Heilkraft auch in der neueren Zeit bewährte, darüber schweigt die Geschichte und wir vermögen es nicht wohl anzugeben; nur so viel wissen wir gewiss, dass dieser gepriesene Rebensaft ein unvergleichliches Getränk in Feuer, Feinheit und würzhaftem Geschmack ist.

Erzbischof Boemund aber blieb dieser hilfreichen Arznei sein ganzes Leben getreu; denn unter den verschiedenen Einkünften, die er sich am 12. Januar 1366 von seinem Nachfolger Kuno, zu dessen Vorteil er resigniert hatte, anweisen ließ, befinden sich 20 Fuder Wein, aus der Bernkasteler Kellerei zu erheben.

„Es haben nun des Bischofs Kur,

Viel Kranke nachprobieret;

Ein Fässchen Doktorweines nur

Hat alle gleich kurieret. –

Und jene Wunderkraft, noch heut'

Lebt sie im Saft der Rebe,

Die uns den edlen Nektar beut;

Drum hoch der Doktor lebe!“ –

 

Eigentlich möchte ich gar nicht so genau wissen, für wie viele Leberzirrhosen dieser Doktor so zuständig war und ist. Also bleibe ich doch lieber bei einem Schluck Sprudel, denn sicher ist:

man kann die Erkenntnisse der Medizin auf eine knappe Formel bringen:

Wasser, mäßig genossen ist unschädlich.

Natürlich ist in Bernkastel-Kues nicht nur der Wein interessant. Wer wissen will, wie ein Dorf im Mittelalter ausgesehen hat, der bewundere den Marktplatz des Ortes mit seinen 400 Jahren alten Fachwerkhäusern. Im Advent, wenn der Weihnachtsmarkt aufgebaut ist und abends Hunderte von Lichtern funkeln, kann man vergessen, dass man im 21. Jh. lebt. Es gibt auch ein Kind der Stadt, auf welches diese besonders stolz sein kann und ist. Nicolaus Cusanus. Er wurde 1401 hier geboren, studierte in Deventer in Holland, promovierte in Padua zum Dr. der Rechte und Theologie, studierte orientalische Sprachen, Mathematik, Astronomie, Philosophie und Kirchengeschichte. Er vertrat als Vorsitzender der Kirchenversammlung die Ansicht, die Konzile ständen über dem Papst. Er wurde damals einziger deutscher Kardinal und Fürstbischof von Brixen. Cusanus wurde in Rom beerdigt, aber sein Herz wird in einer silbernen Kapsel in der Hospitalskapelle zu Kues aufbewahrt. Selbst protestantische Geschichtsschreiber bezeichnen ihn als das hellste Licht der Wissenschaft im 15. Jh. Er war ein Vorläufer von Kopernikus und er war auch der erste der eine Verbesserung des julianischen Kalenders anregte, die allerdings erst 100 Jahre später vorgenommen wurde. Tja, und ich, ich muss mein Geschriebenes zigmal durchlesen und habe immer noch nicht alle Fehler entdeckt.

Kurz hinter Bernkastel, in Andel, mündet der Goldbach in die Mosel. Nicht, dass das etwa einfach nur so ein erfundener Name für diesen Bach wäre. O nein, der Goldbach fließt durch Schiefergestein in dessen Quarzadern Gold enthalten ist. Es war wohl nicht das $-Zeichen, eher ein Goldfunkeln, das dem Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz im Auge blinkte, als er dem Kammerrat Wunderlich von Mülheim den Auftrag gab bergmännisch zu schürfen und Waschversuche anzustellen, um an diese Goldschätze zu kommen. Und der Herr war fündig. Er wusch einen Goldschatz in der Größe einer Siegellackstange im Wert von ca. 50 Gulden aus.

War wohl so wie heute beim Lotto spielen, den größten Gewinn hat man, wenn man nicht spielt.

Ein Schiffchen ziehet leise..... sorry, das hatten wir schon. Trotzdem, wir ziehen weiter unsere Gleise, vorbei an Mühlheim, urkundlich schon erwähnt im 6. Jh. als der Frankenkönig Childebert der Kirche Besitzung in Mühlheim schenkte, dann Brauneberg, das bis Anfang des 20.Jhs. Dusemond hieß, das bedeutet nichts anderes als „Berg mit süßen, lieblichen und braungelben Trauben“ Brauneberg eben, Kesten war früher ein Moselhafen in dem gerastet wurden und die Pferde sich stärken konnten für die mühselige Schlepperei durch die Stromschnellen der Wintricher Furt, wegen dieser Stromschnellen, wurde auch in Wintrich eine Schleuse gebaut, Minheim und Piesport an der Moselschleife, Neumagen-Drohn, angeblich ältester Weinort Deutschlands, Trittenheim umschlungen von den ausgebreiteten Armen der Mosel, wie Minheim regelrecht auf einer Halbinsel gelegen. In Leiwen war der Geburtsort des Dichters und Astronomen Johannes de Livana, er war Domherr zu Trier und schrieb ein Buch über die Nichtigkeit der astrologischen Träumerei, sehr mutig bei der damals üblichen Sterndeuterei. Klüsserath liegt an der Mündung der Salm, der Ort zieht sich bis weit hinein ins Salmtal, deshalb die Redensart: so lang wie Klüsserath. Detzem, früher Königshof, Schweich liegt am höchsten Stauwehr der Mosel, von weitem erkennt man den urigen Fährturm, ist heute übrigens ein prima Restaurant drin. Riol darf sich rühmen um 1280 einen Pastor gehabt zu haben, den man den Königsmacher nannte. Pfui, nicht was ihr jetzt denkt. Peter Aspelt war ein Sohn armer, kinderreicher Eltern, er war fahrender Geselle, sang vor den Türen der Leute, doch nebenbei trieb er auch theologische Studien und Arzneikunde. Er wurde Leibarzt beim Grafen von Luxemburg, Probst in Bingen und Kanzler von Böhmen, Bischof von Basel und Erzbischof von Mainz und damit Erzkanzler des Deutschen Reiches. Als solcher setzte er die Kaiserwahl Heinrichs von Luxemburg durch, krönte Heinrichs Sohn Johann zum König von Böhmen, nach Heinrichs Tod krönte er Ludwig von Bayern in Aachen zum deutschen Kaiser. In Mainz liegt er begraben.

Denkt einer nach dieser Aufzählung an Vettern- und Basenwirtschaft? So ein Unsinn! Eher eine Karriere wie in Amerika, vom Tellerwäscher zum Millionär.

 


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