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Kapitel 1
Heimat

Kapitel 2
Der Rhein

Kapitel 3
Die Mosel

Unterkühlt auf der Mosel
Die Moselaner

Luxemburg
Frankreich


Kapitel 4
Canal de la Marne au Rhin

Kapitel 5
Canal de la Marne á la Saône

Kapitel 6
Auf der Saone


Kapitel 7
In der Seille

Kapitel 8
Zurück auf der Saône

Kapitel 9
Der Doubs

 

Die Mosel

Endlich in Frankreich

 

Die jährliche Übersiedlung auf das Boot war ähnlich wie umziehen. Bei dieser Tätigkeit ist sorgfältig auf die Regeln zu achten. Umziehen darf man nur drei Tage nach Vollmond und auf gar keinen Fall bei Westwind. Könnte man vorher ein Suppenhuhn stehlen, erleichterte dies den Abschied. Was man keinesfalls tun sollte, ist am Abend zuvor so viel Wein zu trinken, dass man den Umzug vergisst. Und das Allerwichtigste, man musste sofort sein Telefon ummelden.

In Metz machten sie sich auf, die Telefon-Transaktion umgehend durchzuführen. Gleich in den ersten Laden von „Orange“ fielen sie ein, Peter im Schlepptau, weil er angeblich ganz gut französisch spricht.

  »Parlez vous francaise ou anglaise » ?

Verständnisloses Kopfschütteln war die Antwort.

„Lasst es uns wo anders versuchen, das Huhn ist ja nur blöd!“ Oh, sie konnte sehr charmant sein, die Bordfrau.

Im nächsten Laden das gleiche unverständliche Kopfschütteln. Doch hier kratzten sie alle ihre drei Brocken zusammen und fragten nach einer „mobi carte“.

Telefonkarten gäbe es nur für Leute mit einer Adresse in Frankreich.

„Was sind das denn wieder für Neuerungen?“

Sie hatten jahrelang eine französische Prepaid-Karte , bis letztes Jahr, da war sie leider abgelaufen.

Die Diskussion wurde wort- und gestenreich ausgetragen. Sogar der Computer musste als Übersetzter herhalten.

Es gab keine französische Telefonkarte für Deutsche! Basta!

Doch es kann nicht sein, was nicht sein darf. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatten, waren sie wie Hunde, die an einem Knochen zerren.

Gleich in den nächsten Laden stolperten sie wieder rein.

«  Nos somme Allemandes  », das war kein Problem für die junge Damen hinter dem Tresen. 30 Euro und lediglich den Namen wollte sie, schon waren sie stolze Besitzer einer französischen Telefonkarte von SFR.

Und weil das Erfolgserlebnis Euphorie vermittelte, suchten sie auch gleich eine Bank en France.

Beim Einkaufen auf dem Markt fiel Doris doch partout nicht ein was Erbsen in Französisch heißt. Ein Elsässer (es gibt Mensche, dene laaft de Rotz de Backe nuff) war sofort zum Übersetzen zur Stelle und er wusste auch, wo man die Nationalbank findet. Hier wollten sie, zufällig in einem Hosensäckel wiederentdeckte, 400 Francs in Euro umtauschen.

Die Bank am Rande des großen Parks war gesichert wie ein Gefängnis, hinter Mauern und stabilen Eisengittern. Klingelt man, schwingt langsam und brummend das erste Panzertor auf. Klingeln am Haus, die Panzerglastür ließ sich öffnen, wieder klingeln die nächste Tür, noch mal klingeln, dann standen sie im Bankraum. Gar nicht so einfach an sein Geld zu kommen. Doch tauschen war dann kein Problem mehr.

Und rauskommen war genauso kompliziert. Ob die wohl die Goldreserven von Frankreich bewachen?

„Wenn ihr in Pont-à-Mousson einkaufen wollt, dann fahrt ihr am besten zurück an den Steiger in der Stadt!“ Diese Aussage brachte Peter einen strafenden Blick von Kapitän Manfred ein. Als wären sie nicht gut zu Fuß!?! Im Gegenteil. Sie hatten sich sogar vorgenommen täglich einen ordentlichen Fußmarsch zu machen.

Maibowle war an diesem Abend nicht erwünscht. Klara hatte sich auf einen Ringkampf mit Gastritis, dem Gott der Magenkranken und Montezuma, dem Putzgeschwader der Kotgänge, eingelassen und wollte die Aufräumarbeiten nicht durch Alkohol behindern.

Am Nachmittag trafen zwei Segler und ein Charterboot ein. Segler halten immer einen vornehmen Sicherheitsabstand zu so gewöhnlichen Menschen wie Motorbootfahrern, doch die Charterer waren gesellig und spendierten auch gleich einige Flaschen Roten. Nicht ganz uneigennützig natürlich. Peter hatte ihnen in Metz beim Anlegen geholfen, damit die Stadt keine neuen Steiger bauen musste und auch hier waren alle gesprungen um sie einzufangen. So konnten sie sich ein bisschen ausweinen, über die heilige Schifffahrt im Allgemeinen und die Charter-Stationen im Besonderen. Denn wie überall üblich, hatte man ihnen auch in Toul ein 12 m Boot in die Hand gedrückt und sie ohne größere Einweisung auf den Rest der bootfahrenden Menschheit losgelassen und in die tiefen Abgründe des Schleusendschungels geschickt. Konnte man es Rose da verübeln, dass sie in den Schlünden dieser Fallgruben, genannt Schleusen, um ihr Überleben und die Reste ihres malträtierten Nervenkostüms rang? Ein Gläschen Rouge und eine gesellige Runde können da manchmal wahre Wunder bewirken und selbst sonst völlig Sprachunbegabten zu stilistisch perfektem Latein verhelfen.

 

 

 


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