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Kapitel 1
Heimat

Kapitel 2
Der Rhein


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Die Mosel

Unterkühlt auf der Mosel
Die Moselaner

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Kapitel 4
Canal de la Marne au Rhin

Kapitel 5
Canal de la Marne á la Saône

Kapitel 6
Auf der Saone


Kapitel 7
In der Seille

Kapitel 8
Zurück auf der Saône

Kapitel 9
Der Doubs

 

Die Mosel

Die Moselaner

 

Das Tal der Mittel-Mosel war für Doris noch nie ihr Favorit und für Manfred schon gar nicht.

„Wenn du um die erste Kurve gefahren bist, kennst du die ganze Mosel.“ Das war schon immer seine Aussage. Und da war wirklich etwas Wahres dran.

Im Frühling waren die meisten Hänge nackig. Die kahlen „Wingertsknorzen“ boten ein eintöniges Bild. Wirklich schön waren die kleinen Dörfer mit ihren Fachwerkhäusern, verwinkelten kleinen Villen und Türmchen direkt am Wasser.

Und die Preise in den Yachthäfen waren einfach unverschämt. Also gab es nur eines, zügig durchziehen und sehen, dass man Land gewinnt.

Freilich hatte die Mosel einen ganz eigenen, kernigen Menschenschlag hervorgebracht. So eine Mischung aus Hunsrücker und Eifeler, ein bisschen Pfälzer und Saarländer und so ein leichter Hauch vom Elsässer und sie hatten auch immer ihre ganz eigenen Ideen. Bereits im 12. Jahrhundert wanderten viele nach Siebenbürgen aus und gründeten dort mehr als 200 Dörfer. Einige ihrer Nachfahren wohnen noch immer dort und wurden als Minderheit mit eigener Kultur und Sprache von den Rumänen anerkannt.

Sollte sich das Anderssein der Moselaner heute in der Langatmigkeit ihrer Schleusen niederschlagen, so wäre vielleicht noch ein bisschen preußische Gründlichkeit und Zackigkeit von Nöten.

Die prophezeiten Tiefdruckgebiete rauschten Welle für Welle heran. Sintflutartige Regengüsse wechselten sich ab mit Dauerregen. Regenjacke, Regenhose, Regenhut, sie mussten sich wasserdicht machen. Manfred steuerte Beluga am liebsten vom oberen Steuerstand. Durch Persenninge und Bimini war er weitgehend vor Regen geschützt. Doch Wasser hatte die merkwürdige Angewohnheit seinen Weg überallhin zu finden. Die Scheibenwischer rissen nur kurzlebige Löcher in den Regenvorhang auf der Windschutzscheibe.

In den Schleusen gab es kein lamoryantes Getue. Da mussten sie durch. Das Boot anhängen und ausharren bis der Schleusenvorgang beendet war, auch wenn ihnen das Wasser durch den Kragen bis in die Stiefel tropfte. Ausharren bis das Sauwetter vorbei war und dann erst weiterfahren, das kam für beide noch nicht in Frage.

Die Schleuse Wintrich hatte ein Einsehen. Obwohl kein Berufsschiff in der Nähe war, mussten sie nicht warten und wurden gegen eine Gebühr von 4,50 Euro alleine geschleust. Eine einzigartige Konstellation auf Deutschlands Flüssen. Zu zahlen war immer noch besser, als stundenlang vor einer Schleuse herum zu dümpeln und zu warten bis es endlich weiter ging, denn zum Festmachen gab es selten eine Möglichkeit. Trotzdem empfand es Doris immer als Abzocke. Wenn Talfahrt geschleust werden wollte, müsste der Schleusenmeister eh mit der Kammer hochfahren, aber wenn nicht gezahlt würde, dann würde er die Kammer leer hochfahren. Es war keine Logik in diesem Verhalten.

Die Mosel musste jedes Bootsfahrer-Seelchen einfach enervieren.

Erst vor der Schleuse Trier holten sie einen Frachter ein. Mit der Bruinisse aus Grevelingen durften sie wieder kostenlos zu Berg schleusen. Gelten für holländische Schiffer andere Gesetze als für deutsche? Jedenfalls hat sich der Frachter in der Schleuse nicht belegt und sich mit Motorkraft auf der Stelle gehalten. Der Schwell brachte sie nicht in Kalamitäten. Jedoch!! Es hätte auch anders sein können.

 


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