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Kapitel 5

•   Auf der Suche nach dem Heimweg
•   Gerüchteküche
•   Der Doubs
•   Possen in Rancheot
•   Le Vin
•   Besuch
•   Menschen und ihr Boot
•   Grand Canal d'Alsace
•   Plobsheim
•   Der Rhein
•   Speyer

Grand Canal d'Alsace

 

Und dann sehen wir ihn wieder, unseren wunderbaren, unseren unvergleichlichen Rhein. Hier heißt er zwar Grand Canal d'Alsace und man hat eine Missgeburt aus ihm gemacht, doch missratene Früchte werden oft besonders geliebt. Haben wir uns auf den Kanälen wie die Könige gefühlt, sind wir jetzt wieder das, was wir leider auch sind, eine Nussschale zwischen großen stolzen Hotelschiffen, ellenlangen Schubverbänden und monsterhaften Frachtkähnen. Das Boot tanzt durch die Wellen und saugt das frische saubere Wasser gierig in seine Motoren. Man hat das Gefühl als freue es sich mit uns mal wieder richtiges Wasser zu sehen. Wieder einmal zeigt es sich, dass Frauen wie ich, kurzbeinig mit einem ziemlich tiefen Schwerpunkt auf einem schwankenden Boot doch weit größere Vorteile haben und viel sicherer stehen, als die langbeinigen etwas gageligen Gazellentypen. Nichts bringt mich aus dem Tritt.

Eine Begegnung der anderen Art haben wir in der Schleuse Kemps. In den Schleusenwänden sind riesige runde Löcher, ähnlich dem offenen Maul eines Monsters und als sich die Schleuse füllt, brüllt und pfeift es uns entgegen, als würde Satan persönlich die Luft ausspeien. Wahrscheinlich sind es aber nur etwas vorsintflutliche Entlüftungslöcher.

Nach einem unterhaltsamen Wochenende drehen wir die Nase endgültig gen Norden, auf der Suche nach dem Heimweg. Jetzt stellen wir die Uhr zurück. Die Fender, die seit fast einem halben Jahr am Boot hängen, müssen weg. Mast und Funkantenne können wieder gestellt werden. Die kleinen Bullaugen im Rumpf werden geschlossen, damit neugierig reinschauende Wellen keine Gelegenheit haben einzusteigen. Wir müssen uns wieder daran gewöhnen, an das „auf und nieder immer wieder“. Die großen Frachtschiffe ziehen meterhohe Heckwellen mit sich. An den künstlichen Betonufern prallen sie ab, laufen immer wieder quer über den Fluss und lassen uns reiten. Trotz aller miesen Prognosen meint es das Wetter gut mit uns. Unter stahlblauem Himmel hängen Wolkenberge im strahlendsten Weiß deines Lebens. Selbst die Schleusenwärter sind uns gut gesinnt. An keiner Schleuse haben wir längere Wartezeiten, oftmals werden wir sogar alleine geschleust. In Zeitlupe senken uns die Schwimmpoller bis 15 m in die Tiefe. Fast 100 m insgesamt. Da ich den Schwimmpollern nie traue, verlasse ich mein Tau nicht und habe Muße, mir anzuschauen, was sich so alles an Unrat auf den Pollern sammelt. Einwandfrei nehmen Wattestäbchen und kleine bunte Stiele überhand. Das bringt mich zu der Überzeugung, dass Schweizer und Elsässer zu einer Lolly lutschenden Spezies mit blendend sauberen Ohren gehören.

 

 


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