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Kapitel 5

•   Auf der Suche nach dem Heimweg
•   Gerüchteküche
•   Der Doubs
•   Possen in Rancheot
•   Le Vin
•   Besuch
•   Menschen und ihr Boot
•   Grand Canal d'Alsace
•   Plobsheim
•   Der Rhein
•   Speyer

Possen in Rancheot

 

Wir nehmen uns einige geruhsame Tage in einem Kanalabschnitt um die Zeit totzuschlagen, denn wieder einmal ist Besuch angesagt. Monatsende in Besançon wollen uns Karl-Heinz und Carla jetzt tatsächlich besuchen. Mal gespannt.

Die Gesellschaft am Anleger wechselt täglich. Ein Engländer, vier Kinder, sechs Enkel, keine Bleibe mehr in England, lebt mit seiner Lebensgefährtin auf einem 12 m Boot, entsprechend sieht der Kahn auch aus, Marketender im 30jährigen Krieg ist nichts dagegen. Sie suchen einen Winterliegeplatz und fragen uns aus, doch sie sind schon spät dran um eventuell in den Süden zu fahren. Da sind die guten preiswerten Häfen alle schon ausgebucht. Er trinkt zu viel behauptet Mike. Immer noch besser als die vielen Zigaretten, die Donna raucht, meint er. Was Snaps ist will Mike von uns wissen. Er kennt nur Whisky, Bourbon , Scotch , Irish und noch mindestens zwanzig verschiedene Sorten rasselt er runter. Er hätte einen Freund, der braucht täglich einen Liter Malzwhisky für gute Verdauung, einen gesunden Schlaf und natürlich ein langes Leben. Auf jeden Fall scheint Whisky für das Wohlbefinden der Engländer unverkennbar wichtiger zu sein als Tee. So hat doch Lord Boothby tatsächlich einmal einen Antrag im Oberhaus gestellt die Steuern für Scotch zu senken und er wurde dahingehend von seinem neunundneunzigjährigen Gegner Lord Shinwell unterstützt, für den Whisky reine Medizin war. Mikes Bildung am lebenden Objekt anschaulich aufzufrischen, ist natürlich eine unserer leichtesten Übungen. Allerdings wurde er recht früh müde.

Ein Freiburger mit einem winzigen Boot, das er von einem Bekannten geliehen hat, mit Frau und Kindern macht Urlaub und es gefällt ihnen so gut, dass sie vielleicht ihr Wohnmobil verkaufen und ein Boot kaufen wollen. Luciano kommt mit Frau und Schwägerin aus Dôle, wir feiern Abschied und am nächsten Morgen brechen sie auf. Ein Mainzer mit einer tollen Yacht, ein Freund ist dabei und ausnahmsweise seine Frau. Es macht ihr keinen Spaß, doch er fährt trotzdem, mit wechselnder Mannschaft und sie kommt ab und an zu Besuch. Sein Boot ist rundherum verkratzt und eingedellt. Als wir ihn später am Tunnel beobachten, braucht er länger durch die kurze Röhre und er knallt öfter gegen die Tunnelwand als eine Penische. Wenn er noch ein bisschen übt, macht es vielleicht auch seiner Frau mehr Spaß? Noch ein paar Deutsche, ein Engländer mit einem Dackel, manchmal liegen wir nur mit zwei Booten, manchmal im Päckchen mit sieben und mehr. Alle sind irgendwie ruhelos, machen einen gehetzten Eindruck. Ihr Gesichtsausdruck ähnelt dem eines Schwimmers, der sich plötzlich inmitten von Strudeln sieht. Alle haben natürlich die Geschichten von zu wenig Wasser und Schließung gehört, wollen nur noch weiter.

Irgendetwas knabbert an unserem Rumpf. Es hört sich an, als würden sich Bohrwürmer durchfressen, nur nachts ist Ruhe. Ich könnte es noch einige Tage aushalten, die ständig wechselnde Gesellschaft ist interessant, doch Manfred hat die Faxen dick und will weiter.

 

 

 


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