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Kapitel 5

•   Auf der Suche nach dem Heimweg
•   Gerüchteküche
•   Der Doubs
•   Possen in Rancheot
•   Le Vin
•   Besuch
•   Menschen und ihr Boot
•   Grand Canal d'Alsace
•   Plobsheim
•   Der Rhein
•   Speyer

Menschen und ihr Boot

 

Seit Besançon treffen wir immer wieder auf eine pompöse Motoryacht, ähnlich gebaut wie ein Trawler. Schon in Besançon hat Bernd Manfred sein Leid geklagt. Er ist im Boucle mitten im Fahrwasser auf Grund gelaufen und hat sich einen Propeller verbogen. Natürlich kam dann plötzlich ein Fallwind auf, so dass er schleunigst vom Schitt runterfahren musste, was dem Propeller natürlich den Rest gegeben hat. Es ist immer wieder erstaunlich, was sich Menschen einfallen lassen, um ihre eigenen Fehler zu kaschieren. Das Malheur ist nur noch halb so schlimm, wenn man einen Schuldigen hat und wenn es nur der Wind ist. Wir fahren die Doubs-Schleife seit Jahren hin und zurück, haben noch nie weniger als 40 cm Wasser unter dem Kiel gehabt. Aber der Kamikaze-Schiffer aus Mainz ist auch im betonnten Fahrwasser aufgelaufen. Bernd und Gerda sind ein Paradebeispiel dafür wie man es nicht macht. Bernd war begeisterter Segler im Mittelmeer, Gerda ist immer nur mal ein kurzes Stück mitgefahren. Wellen, Wind oder Dünung und schon saß sie im Flieger Richtung Heimat. Ein nettes gemütliches Motorboot, mit dem man auf den Flüssen rumschippern könnte, das hätte sie sich vorstellen können. Und dann passierte Fehler Nummer 1. Bernd kaufte dieses Boot, obwohl sie von Anfang an gesagt hat es würde ihr nicht gefallen. Warum er das gemacht hätte, will ich natürlich wissen. Ihm hat es halt besonders gut gefallen. Und es wäre nur 3,45 m hoch, wenn er alles abschraubt, also ideal für Frankreich, weil doch alle Brücken 3,50 m hoch sind. Und es ist auch nur 3,80 m breit, dabei sehe ich mit bloßem Auge, dass sein Ruderhaus innen schon 4 m breit ist. Natürlich hat er bei jeder zweiten Brücke Probleme mit der Höhe, vor Mulhouse muss er sogar sein Armaturenbrett auf der Flybridge abbauen, damit er passieren kann. Und leider hat er es bis heute nicht gelernt das Boot zu fahren. Selbst Bumsboot-Fahrer rumpeln nicht so oft an wie er. Gerda ist ein reines Nervenbündel. Es gelingt ihr nicht die Taue auszubringen, sie kommt nicht von Bord, weil die Bordwand zu hoch ist, die Küche ist ihr zu klein und die Schränke zu hoch, dafür sind Bad und Schlafzimmer zu groß. Unter Urlaub stellt sie sich was anderes vor. Sie bockt und motzt wie ein Kleinkind, von Spaß am Fahren, an der Landschaft oder an Ortschaften keine Spur. Wir versuchen zu trösten und zu helfen, doch sie sind unseren Ratschlägen gegenüber taub. Anstatt ein Tau zu opfern und mehrere kurze Schleusenpensel zu machen, hantieren sie mit 30 m langen Tauen, die sich natürlich ständig verheddern, irgendwo einhängen oder drumwickeln. Selbst abwärtsschleusen ist eine Tortour für sie, sie will sich einfach ärgern. Dass die Franzosen nicht deutsch sprechen ist natürlich eine persönliche Beleidigung. Solchen Menschen zu raten ist wie Perlen vor die Säue zu werfen. Seit ein paar Tagen hängen an Bug und Heck Schilder „ zu verkaufen“. In Vogelgrün müssen sie erst mal auf die Helling und ihren Propeller richten lassen, leider werden wir von diesem neuerlichen Drama nichts mehr erfahren.

 

 

Der Klapperstein am goldenen Haus in Mulhouse. Wie die Innschrift sagt, mussten ihn die bösen Mäuler zur Strafe durch die Stadt tragen. Ein netter Brauch, leider wurde er abgeschafft.

 

In Mulhouse muss man Abschied nehmen vom Canal du Rhone au Rhin. Was jetzt kommt, ist noch ein kurzes Stück Großschifffahrtsstraße und dann mündet er bei Niffer in den Rhein. Das von Le Corbusier entworfene Schleusenhaus in Niffer ähnelt sehr einem gestrandeten Ufo und man erwartet eigentlich dass aus der Kommandokanzel ein kleines glutäugiges Männchen herunterschaut. 236 km und 114 Schleusen haben wir gemeistert, 161 m sind wir von der Saône bis zur Scheitelhaltung des Kanals raufgekrabbelt, nur um uns dann 110 m auf das Niveau des Rheins abzuseilen. Frankreich drückt noch schnell ein paar Krokodilstränen, weil wir uns so sang und klanglos kurzfristig davon stehlen und Kurs Richtung Schweiz nehmen um Luciano und Margreth noch mal Hallo zu sagen.

 

 


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