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Leinen los und los!

 

       15

  Vom Biesbosch nach Roermond

 

Nicht ohne Grundberührung tastet sich Manfred aus dem Biesbosch heraus. Jetzt fahren wir wieder in der Maas.

So richtig umwerfend ist so ein breiter Fluss durchs Flachland natürlich nicht. Immerhin haben wir Glück, dass wenigstens die Sintflut ein bisschen nachgelassen hat. Es tröpfelt zwar ab und an, doch das ist auszuhalten, wir sitzen ja im Trockenen.

Bis zur ersten Schleuse. Da öffnen sich nicht nur die Schleusentore, sondern auch die Himmelsschleusen. Bis sich alle holländischen Sportboote endlich vertäut haben und wir uns auch noch irgendwo reinquetschen, bin ich nass wir eine gebadete Maus – wieder mal-.

Natürlich stoppt der Guss sofort, als die Schleusentore wieder aufgehen. Es kommt sogar ein bisschen Sonne raus.

So lange, bis wir am Meldesteiger in s'Hertogenbosch anlegen. Da läuft mir die Flut am Kragen in die Regenjacke rein und unten wieder raus.

So regnen kann es nur in Holland.

Später dürfen wir in eine der Boxen des Hafens verlegen.

Die alte Holländerin vom Nachbarboot ist mir behilflich und erklärt mir ganz genau was ich zu machen habe. Anscheinend denkt sie, dass so ein junges Ding wie ich keine rechte Erfahrung haben kann. (grins)

In die Stadt nehmen wir natürlich einen Riesenschirm mit, doch auch das nützt nix. Es donnert und blitzt und gießt. Von unten sind wir tratschnass bis zum Knie und von oben bis zum Hintern.

Das ist vielleicht ein Sommer und wir Irren fahren auch noch nach Norden.

Es war ein Eigentor uns von der Maas zu trennen und über die Zuid-Willemsvaart nach Roermond zu schippern.

Es stehen uns 13 Schleusen und unzählige Hebebrücken ins Haus.

Der Kanal wäre schon bei schönem Wetter alles nur nicht schön, doch bei diesem Mistwetter ist er gerade zu lästig. Direkt neben dem Kanal läuft eine stark befahrene Straße und der Zustand der Schleusen ist katastrophal

Meist sind auf einer Seite nur Dalben und auf der anderen Seite eine Mauer mit Einbuchtungen oder sonstigen Unebenheiten in denen die Fender verschwinden.

Die 5 Holländer, die mit uns schleusen, kriechen wie die Schnecken in die Schleusen und können sich dann nicht entscheiden welchen Poller sie belegen sollen.

Da sie vor uns an der ersten Schleuse waren, behaupten sie natürlich auch stur ihren Platz als erste in die Schleusen einzufahren.

 

Bei der ersten Schleuse mit Dalben müssen wir auf sie drauf liegen. Dass unsere 23 Tonnen kräftig ziehen ist nicht zu übersehen. Alle zerren mit roten Köpfen und langen Gesichtern an ihren eigenen Tauen.

Ich versuche ihnen klarzumachen, dass es wohl mehr Sinn macht, wenn wir zuerst einfahren und sie dann auf uns drauf liegen.

Ich ernte zwar keine Zustimmung, aber da wir als erste ausfahren müssen, behalten wir auch die Vorreiterstelle. Gut für sie, denn die nächste Schleuse ist genauso mies.

Es stürmt, dass einem schier die Haare wegfliegen und schüttet fast ohne Unterlass.

Der Holländer, der hinter uns in die Schleuse fährt hängt nullkommanix quer und verkeilt sich unter unserem Beiboot.

Er zerrt vorne am Bug am Tau, doch am Heck müsste er ziehen. Das ist leider aber mittig in der Schleuse. So bekommt er das Boot nie an die Schleusenmauer und bei diesem Sturm schon dreimal nicht.

Manfred poliert mal wieder an seinem Heiligenschein.

Gelenkig, wie man es einem fast 70jährigen kaum zutrauen kann, klettert er auf die Schleuse.

Das vordere Tau lehnt er natürlich ab. Er braucht eines von hinten. Es dauert einen Moment bis sie das verstanden haben, dann kommt die Bordfrau aber mit dem Tau nach vorne und Manfred kann es fangen.

Es bereitet ihm Schwierigkeiten das Heck des Bootes herumzuziehen, das sieht man, aber es klappt.

Alle Schiffe sind irgendwann vertäut…

Bis zur nächsten Schleusung.

Drei Schleusen weiter steht er wieder quer. Diesmal kann Manfred nicht aussteigen, weil oberhalb der Leiter eine Baustelle ist. Der Schleusenmeister ist gnadenlos. Er lässt Wasser ein und die beiden schleusen halt quer. Als wir weit genug oben sind, kann Manfred raus springen und den beiden helfen. Gegen den Sturm ist es wieder schwierig, zumal das Tau unheimlich kurz ist und er es nur am letzten Zipfelchen packen kann.

Der Holländer bekommt ein paar gute Ratschläge --- erneut!

Doch beim nächsten Mal beherzigt er sie. Er legt auf der anderen Seite an und hält das Boot erst mal mittig fest.

Wir schleusen jetzt alleine weiter, die anderen haben wohl aufgegeben.

Wir haben zwar die Scheitelhaltung erreicht, aber noch lange keinen Liegeplatz für die Nacht.

Den finden wir im Oberwasser der letzten Schleuse vor der Maas. Ein Holländer liegt bereits hier und springt schnell aus seinem Boot um Manfred mit Handschlag zu begrüßen. Nett!

Normalerweise würden wir mit so freundlichen Leuten abends zu einem Plausch zusammensitzen, doch heute ist uns nicht mehr danach. Bis wir das Boot vertäut haben ist es fast halb 9. Manfred ist trotzt Pullover und Regenjacke durchgefroren.

Der Nerv in meinem Rücken quält mich wieder.

So ein Tag lässt mich dann fragen, warum wir eigentlich nicht bequem zu Hause auf der Couch sitzen!

Morgens um viertel nach acht scheucht uns der Holländer vom Frühstück auf. Er will los und wir sollen mit. Gemeinsam hat man bessere Chancen geschleust zu werden.

 

         

 

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