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Leinen los und los!

 

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Der Rhein-Herne-Kanal

 

Wir sind diesen Kanal schon einmal gefahren, da kam er mir sehr viel ländlicher vor.

Tatsache ist jedoch, dass Industrie an seinen Ufern dominiert. Gut, sie ist eingebettet in sehr viel Grün. Sehr viel mehr Grün als man je im Ruhrgebiet vermutet hätte. Immerhin sind wir mittendrin im Ruhrpott.

Gleich lernen wir auch ein neues Wort „Was ist denn Düker?“ fragt Manfred. „Da stehen ständig Schilder auf denen steht Düker!“

Unwissenheit kampflos einzugestehen ist natürlich nicht meine Art. Also blättere ich gleich mal im Lexikon um mit meinem Allgemeinwissen zu glänzen.

„Düker ist ein Kanal oder eine Wasserleitung unter einer Straße, der Eisenbahn oder einem Kanal hindurch!“

Aber außer ab und an mal einem Düker und einigen Industrieanlagen hat der Kanal keine richtigen Highlights. Das ändert sich schlagartig! Wir haben die Neue Mitte Oberhausen erreicht.

Ein riesiger Gasometer bewacht die Einfahrt zum Yachthafen, oder dem, was sich die Pöttler so unter einem Yachthafen vorstellen.

Ein ganz sicher heute schon zu kleines eingespundetes Becken in einer öden Industriebrache.

Daneben das Sealife Aquarium.

Der Hafenmeister deutet mit einem Finger auf zwei entgegen liegende freie Plätze, da oder dort könnten wir hin, sollen uns was aussuchen.

Er weiß, dass es uns nicht möglich ist das Boot anzubinden ohne von Bord zu hüpfen, weil man durch die winzigen Ringe kein Tau bekommt, aber das interessiert ihn nicht so sehr. Ein Plausch mit Passanten ist ihm wichtiger, als uns behilflich zu sein.

Der Hafen wäre nach dem Super-Spezialsozi Heinz Schleußer benannt, dem Finanzminister von NRW, der angeblich mit dem WestLB-Chef immer auf Bankkosten in den Süden geflogen sein soll, erzählt uns ein Eingeborener.

Immerhin hat er aber ein bisschen Geld locker gemacht um in Sichtweite des CentrO eine Anlegemöglichkeit zu schaffen.

Und dieses CentrO muss man wirklich mal gesehen haben.

Es ist riesig, es ist umwerfend!

Horden einkaufswütiger Shopper schieben sich durch die verwirrende Anzahl von Gängen und Ladenpassagen. Es scheint eine Art lokaler Version des Stiertreibens von Pamplona zu sein.

Wir hätten mindestens einen Kompass mitnehmen müssen um wieder aus diesem Ungetüm herauszufinden.

Und während wir uns einreihen in den Strom der Gucker und Seher, muss ich feststellen, dass ich nicht nur äußerlich alt geworden bin.

Die heutige Mode rammt sich in mein Gehirn wie ein viereckiger Pflock in ein rundes Loch.

Meine Oma hätte gesagt:“ Kind warum „moschderst“ du dich so!“

Da steht ein Teenager vor mir, Stiefelchen bis zur Wadenmitte, darüber Leggins, die unterhalb des Knies aufhören, darüber ein Röckchen, das knapp den Po bedeckt, darüber ein Hemdchen bis zur Hüfte, ein Spenzerchen aus Spitze bis zur Taille. Die Krönung ist das Jeansjäckchen und das Sammelsurium der unterschiedlichen Farben. Von der blondierten Mähne, die aussieht, als hätte sie gerade mit 380 Volt Bekanntschaft gemacht, will ich gar nicht erst anfangen.

Oder die Mädchen, die ständig damit beschäftigt sind an ihren Jeans zu zupfen, damit sie ihnen nicht über den Venushügel in die Kniekehle rutscht, während hinten das Schnürchen des Höschens, von Manfred Furchenschlupfer genannt, hervorlugt

Immer noch gibt es Jungs, denen der Zwickel ihrer Jeans in den Kniekehlen hängt und jeden großen Schritt verhindert.

Warum malen sich manche Frauen an wie Zombies? Mit geschwärzten Augen und schwarz umrandeten Lippen auf kalkweißer Haut.

Ich komme mir mit Jeans von der Taille bis zu den Knöcheln und einem hundsgewöhnlichen T-Shirt vor wie ein Relikt aus früher Urzeit, als wir in die beschauliche, ein wenig hausbackene Ruhe von Beluga zurückkehren.

Das Sealife schenken wir uns. Fast 14 Euro pro Person, die investieren wir lieber in tote Fische mit Brötchen und Meerrettichsahne.

Aber den Gasometer wollen wir uns anschauen. Das Auge des Himmels steht in mannshohen Buchstaben auf einem riesigen Transparent.

Die Tonne aus Stahl, 117 m hoch, ist schon wegen ihrer Mächtigkeit beeindruckend.

Ein Aufzug bringt uns ganz nach oben. Der Ausblick über das Ruhrgebiet ist einmalig.

 

 

Unter uns liegt das CentrO und die Arena Oberhausen, etliche Parkhäuser und Tennisplätze sind zu sehen und das Kinderparadies durchzogen von vielen kleinen Seen, Bächen und Springbrunnen. Von oben ist es fast noch beeindruckender als von unten.

Mit dem Panoramalift schweben wir innerhalb der Tonne nach unten zur Ausstellung.

Die samtige Schwärze wird erhellt durch die Licht-Klang-Installation „Licht Himmel“. Die verwandelt den monumentalen Luftraum des Gasometers in ein kosmisches Pantheon. Man hat das Gefühl zwischen den Sternen zu schweben. Jedes kleinste Geräusch vervielfältigt sich unendlich.

Wir sind beeindruckt.

Faszinierende Satellitenbilder, aus der Perspektive Gottes geschossen, sind von überwältigender Schönheit. Bilder mit den Augen des Himmels.

Unglaublich!

Für die eingesparten Aquariums-Euro gönnen wir uns einen Schlemmergang durch die irre Gastronomiemeile des CentrO.

Sofort drängt sich mir das Lied von Herbert Grönemeyer auf:

„Gehsse inne Stadt, wat macht dich satt? Ne Körriwuass!

Kommsse vonne Schicht, wat schön'ret gibbet nich, als wie Körriwuass.“

Und wenn man sich auf der Fressmeile genau umsieht, dann geht es so weiter:

„Auff'mHemd, auffe Jacke, ker wat is dat Kacke! Allet voll Körriwuass“

Currywurst haben wir keine gegessen.

Warum auch, wenn man die Möglichkeit weltweiter Spezialitäten hat.

Tja, und während des Schreibens meiner Berichte geht mein Laptop aus.

Einfach so. Natürlich habe ich vergessen den Stecker rein zu stecken und die Batterie ist leer. Denke ich. Doch so war es nicht. Der Stecker ist drin, die Batterie wird aber nicht geladen.

Selbst meinem Archimedes gelingt es nicht die Maschine zu reparieren. Der Stecker im Gerät ist defekt und hat einen Kurzschluss gemacht. Da ist auch nix mehr mit kurzschließen. Ich sitze auf dem Trockenen.

Als hätte ich eine innere Eingebung, habe ich einen Tag vorher eine Datensicherung gebrannt. Der Schaden kann also nicht sehr groß sein.

Nur, ohne Laptop kann ich auch meine Bilder nicht archivieren und wie schnell ist der Chip voll.

Da ist guter Rat teuer.

Am Mai-Feiertag geht natürlich nichts. Aber morgen könnte ich im Saturn im CentrO einen anderen Laptop kaufen. Doch so einfach ist es leider nicht.

Ein PC muss auch installiert werden und das traue ich mir einfach nicht zu.

Mittwochs ist auch mein PC-Hilfsengel zu hause wieder erreichbar und schnell können wir uns auf ein neues Gerät einigen.

Frage ist nur, wann ich es bekommen kann.

Vor der Weiterfahrt wollte Manfred noch Wasser bunkern. Der Anschluss ist unterhalb des Hafenmeisterbüros. Und daneben ist ein aufgeschütteter Sandhaufen, der sich Strandbar schimpft. Sie ist zwar so früh im Jahr geschlossen, aber das hindert den Sand nicht, sich mit dem Wind auf Wanderschaft zu begeben. Bis wir angelegt und Wasser gebunkert haben, hat sich eine kräftige Sandschicht auf Beluga breit gemacht um mit uns weiter zu reisen.

In Henrichenburg legen wir die nächste Rast ein. Das alte Hebewerk, nein falsch, das „Alte Schiffshebewerk Henrichenburg“ das ist die offizielle Bezeichnung, ist heute ein Standort des Westfälischen Industriemuseums. Es wurde 1962 außer Dienst gestellt, da es viel zu klein war und anschließend wurde es umfassend restauriert. Es ist zu besichtigen und auch wirklich einen Besuch wert.

Eine Schachtschleuse und ein neues Hebewerk wurden gebaut, doch auch die waren für die heutigen Schiffe zu klein. Jetzt gibt es eine neue Schleuse, die die Schiffe in den Dortmund-Ems-Kanal Richtung Dortmund hebt.

Hier endet der RHK und wir fahren im DEK weiter.