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Schon wieder Besuch

"Oh Neptun, lass diesen Kelch an mir vorübergehen!“

Das Flehen des Skippers ist völlig zwecklos, weder Neptun noch Klabautermann zeigen Erbarmen.
Besuch hat sich angesagt.
Der Besuch einer Landratte an Bord ist für jeden Skipper eine Heimsuchung wie die Invasion der apokalyptischen Reiter.
Der gleiche Freund, der mit leichten Sandalen an den Füßen, drei Tulpen in der Hand und einem Fläschchen Wein unterm Arm abends an deine Tür klopft, staffiert sich für einen Besuch an Bord aus, als gingen er auf eine Polar-Expedition.
Turnschuhe mit markantem, kieselgespiktem Profil und geschnürt bis kurz unters Knie, Regenbekleidung unter einem und mindestens ein warmer Pullover unter dem anderen Arm.
Dass sieben Sonnen vom Himmel brennen, das tangiert ihn nicht.

Der vorsichtige Landmann baut vor. Schließlich weiß er ganz genau, dass es an Bord eines Schiffes immer kalt und nass ist.

In der Rechten das Tablett mit einem ganzen Streuselkuchen, in der Linken den Six pack und auf dem Rücken den Rucksack mit der Dosenwurst.
Sie wollen ja schließlich an einem Samstag weder verfrieren noch verhungern und schon gar nicht verdursten.

Und im Übrigen kennt der Besucher die Regeln an Bord ganz genau:
Nur wer Geschenke mitbringt, darf einen Stuhl beanspruchen und neben dem Kapitän sitzen.

Natürlich weiß der Skipper, dass sich sonst völlig ruhige Landgänger an Bord nicht nur in Tausendfüßler, sondern auch in siebenköpfige Raupen verwandeln.
Deshalb hat er vorgesorgt. Schüsseln mit Kartoffel- und Nudelsalat durfte die Bordfrau vorbereiten, Steaks so groß wie Abtrittdeckel verstopfen den Kühlschrank, Weißwein, Rotwein und Rose, ein Fläschchen Sekt im Eisfach, was zum Knabbern für den kleinen Hunger zwischendurch.
Ein wenig kritisch wird die Lage, wenn Frau Gast gerade an diesem Tag ihr Diät-Wochenende beginnt und nach Wasser pur und einer Karotte verlangt, während ihr Herr Gemahl die Gastfreundschaft keineswegs überstrapazieren will und auf einem Mittagsbesuch im Restaurant besteht.

Die Gastgeber werden drei Tage Kartoffelsalat mit Streuselkuchen essen und bei der nächsten Besuchs-Ankündigung nicht mehr Neptun, sondern Okeanus, den Gott der Flüsse um himmlischen Beistand bitten.


So erschienen in der Ausgabe 8/2006 Bootsmagazin "Wassersport"