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Unser Freund Hock

 

Eigentlich ist sie richtig schön, diese eingeschworene Gemeinschaft am Steg.

Schon früh morgens plärrt man ein fröhliches Frühstücks-Guten-Morgen über den Hafen und erhält ein vielfaches Echo. Man trifft sich zum Frühschoppen oder zu einem kleinen Grillerchen am späten Nachmittag.

Richtig gemütlich und nett also.

Wenn da nur Hock nicht wäre.

Hock ist ein netter Kerl. Er ist immer da.

Rund ums Jahr hockt er auf seinem Boot.

Das Haar ein bisschen verstrubbelt, den Blick ein bisschen vernebelt, die Hände im Schoß.

Kaum ist ausgewintert, da hockt Hock nicht mehr in seinem Boot. Da hockt er bei seinen Freunden.

Morgens streckt er den Kopf in die Kajüte und lässt sich zum Frühstück einladen.

Da hockt er dann, ruhig und unscheinbar in der Salonecke und wartet, dass das Frühstück endlich in den Frühschoppen übergeht und der Frühschoppen in den Mittagsimbs.

Es stört ihn nicht, dass seine Freunde ein kleines Nickerchen vor dem Grillerchen einplanen, er hockt still und unscheinbar in seiner Ecke und das macht es so verdammt schwer ihn einfach hinauszuwerfen.

Dabei ist Hock durchaus konsequent. Nie würde er Emotionen wecken, in dem er ankündigt, dass er jetzt wirklich gehen muss, nur um dann die Zeit zwischen jetzt und wirklich ins unendliche auszudehnen.

Nein, das würde Hock nie machen.

Er hockt einfach da. Ganz so, als wäre er in seiner Ecke angewachsen. Er okkupiert das Sofa und strapaziert die Gastfreundschaft. Aber seine Unscheinbarkeit macht den Skipper handlungsunfähig.

„Hock, verschwinde jetzt endlich, wir wollen mal ein einziges Wochenende alleine sein, “ das würde Hock nie verstehen. Warum auch. Hock ist Hock, er hockt einfach da. Ist immer dabei und stört ja auch nicht wirklich.

Er würde nie über warmes Bier oder angebrannte Bratwurst meckern, er würde nie seine Meinung vehement vertreten, denn er hat gar keine.

Er hockt einfach da, unser Hock.

Und wenn man ihm am Abend keine Decke überwirft, dann trollt er sich irgendwann. Nur um am nächsten Morgen wieder ein wenig verstrubbelt, mit leicht vernebeltem Blick die Hände in deiner Sofa-Ecke in den Schoß zu legen und still und unscheinbar aufs Frühstück zu warten.

Kennt ihr ihn vielleicht? Unseren Hock?

Kolumne der WasserSport 2/2008


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