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23 Auf dem Rhein daheim  

Leinen los und los!

 

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Der Rhein

 

 

Die Sonne erwacht mit einer blass rosa Aura hinter dem Damm.

Dünner Watte gleich liegt eine schmale Schicht Nebel auf dem spiegelglatten Wasser des Altarms.

Der erste Tag unseres Urlaubs dämmert heran.

Urlaub ist sicher das falsche Wort. Wir machen keinen Urlaub, wir ziehen um.

Wir ziehen einen ganzen Sommer lang an Bord von Beluga.

Sie ist uns Heim und treue Reisegefährtin zu gleich. Und sie darf alles nur nicht krank werden.

Es ist unser erster Tag. Doch so richtig sind wir an Bord noch nicht angekommen.

Die letzten Tage zu Hause waren voller Hektik und Unruhe.

Das Boot zu beladen war das Wenigste. Die Wohnung musste präpariert werden. Kühlschrank und Gefriertruhe leergegessen.......

Wer kann schon seine Gefriertruhe leer essen. Also futtern und den Rest.........?

Stecker ziehen, Heizung ausschalten, Heizkessel reinigen, damit sie wieder einsatzfähig ist im Herbst. Wertsachen in den Tresor und Geld ins Portmonee. Frisör, Doktor, die letzten Buchbestellungen. Alle Rechnungen bezahlen, die Freude unterrichten, sich in den Foren abmelden.

Schnell noch mal.....“du könntest doch noch, bevor du weg bist......“

Sonntagabend saßen wir auf dem Achterschiff und winkten unserem Enkelkind nach. Es war ein Sommerabend im April.

„Sie wird mir fehlen!“, sagte Manfred.

Ja, vieles würde uns fehlen, die Familie, die Freunde, die Geborgenheit, die man nur in seinen eigenen vier Wänden findet.

Immerhin tauschen wir Smog, Verbrechen und Verkehrschaos mit frischer Luft, Ruhe, Unabhängigkeit und sehr viel Freiheit.

Wer ein Stück Freiheit findet, verliert ein Stück Gebogenheit. Doch das einzig wichtige im Leben ist die Spur der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir weggehen.

 

 

 

 

Der zarte Sonnenaufgang versprach einen neuen, strahlenden Tag.

Viel zu viel Sonne für Ende April. Viel zu wenig Wasser. Es fehlt ungefähr 1 m am normalen Wasserstand. Auf dem Wasser des Altarms schwimmt Moder, der vom Grund aufsteigt. Wenn sich das Wetter nicht bald ändert, wird das stille Wasser hinter der Insel kippen. Algen werden es versulzen und niemand wird mehr schwimmen und baden können.

Nach dem Frühstück holt Manfred den Anker ein.

Der erste Tag unserer Reise beginnt.

Auf dem Achterschiff genießen wir das unvergleichliche Panorama der Bergstrecke.

Das Rheinische Schiefergebirge ist das Sahnestück des Rheins.

Selbst Berufschiffer, die dieses Stück Rhein wöchentlich befahren, können sich der Dramatik des Tales nicht entziehen.

Warum ist es am Rhein so schön? Wer von Mainz nach Koblenz fährt, der weiß es!

Am Ende des ersten Tages liegen wir in der Rheinlache und machen einen strammen Fußweg um unserem Kaiser Wilhelm am Deutschen Eck einen Besuch abzustatten.

Auch die Fahrt weiter Richtung Köln durchs Siebengebirge ist wahrlich nicht ohne Reiz.

Im Kölner Rheinauhafen liegt man mitten in der Stadt.

Kein ruhiger Übernachtungsplatz, denn rund um den Hafen wird emsig gemauert, betoniert und gebaut. Alte Lagerhäuser werden restauriert und neue Büro- und Wohnpaläste gebaut. Microsoft wird sich hinter der neu hochgezogenen Flutmauer ansiedeln.

Auch der Rest der Stadt ist eine einzige Baustelle. Der Dom, Dauerbaustelle und Groschengrab der Stadt ist wie immer teilweise eingerüstet. Trotz größter Bemühungen kommt er in schmuddeliger Vernachlässigung daher. Gleich einem alten Witwer, dessen Krawatte die Bratensoße der letzten 3 Tage ziert und aus dessen offenem Hosenstall ein Zipfelchen Hemd hervorlugt.

Ob Dreck oder Baulärm, das kann die Rheinländer nicht wirklich aufregen. Der echte Rheinländer ist und bleibt eine Frohnatur.

„Wat kütt, det kütt un et bliev nix wie et wor!“, sagen die Kölner.

Jedoch der Spruch entbehrt der Generalisation. Was sich nie ändern wird, ist die rheinische Lebensart und die rheinische Küche. Nichts ist hier nämlich so wie es scheint.

Der Kellner im Lokal heißt nicht etwa Ober, sondern Köbes.

Und der Köbes fragt nicht etwa: “Was darf's sein?“

Oh nein, er kommt mit der Standartfrage an den Tisch: „Unn?“

Und wenn du ihm nicht antwortest wie es sich gehört:“ Aas klaar!“, dann kann es durchaus passieren, dass er wieder geht und du auf dem Trockenen sitzen bleibst.

Findest du auf der Speisekarte einen halve Hahn und erhoffst dir ein knuspriges Hähnchen, dann liegst du falsch, denn es kommt ein Brötchen mit Senf und Käse.

Sauerkraut heißt Suure Kappes, ergo ist Rotkraut ruude Kappes. Blutwurst wird zu Kölsche Kaviar oder Flöns und Kartoffelpuffer zu Rievekoche. Hämmche ist eine gekochte Schweinshaxe und der Rheinische Sauerbraten ist weltberühmt, ob man ihn mag oder nicht.

Am besten wäre er ja mit Pferdefleisch, aber auch Rinderbraten sei ok. Ist er aus Schweinebraten heißt er Rheinische Pepse und was immer dazugehört sind Rosinen und Äpfel.

Wobei man den Rheinländern eh eine ausgemachte Vorliebe für Mischmasch unterstellen darf, denn sie sind Weltmeister in Suppen und Eintöpfen. Nur was Panhas ist, das konnte mir keiner so recht erklären, wohl so eine Art doppelt gebackener Hackbraten. Und an Ballebäuskes oder Flutschmoppen kann ein Süßmaul nie vorbeigehen.

Nur keine Angst vor der Foderkaat. Auch im Rheinland wird nur mit Wasser gekocht.

Man findet auch Bekanntes auf der Speisekarte, wie Speckpfannkuchen, Graupensuppe und Strammer Max. Meine Hoffnung mal einen richtig strammen Max zu bekommen, mit 3 Eiern, erfüllte sich natürlich nicht, obwohl doch jeder weiß, dass schon das kleinste Mäxchen 2 Eier hat.