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Leinen los und los!

                   

 

18

  Auf der Saar

 

   

 

Auf der Saar gibt es kleine Penichenschleusen und große Schleusen für die Berufsschifffahrt mit Schwimmpollern. Klar, wir stehen nur mit zwei Sportbooten im Unterwasser, also die kleine Schleuse hochklettern. Mit uns der holländische Fuchtler.

Meist sind so Wichtigtuer auch noch miserable Bootsfahrer, aber wir haben Glück, die Schleuse hebt den Wasserspiegel so human, dass es keinerlei Probleme gibt.

Wir übernachten an einer Spundwand, an der bereits zwei Holländer und ein Hotelboot liegen. Später gesellt sich noch ein drittes holländisches Sportboot zu uns.

„Da kommt ja schon wieder so eine schwimmende Bettenburg!“, sagt Manfred beim Frühstück.

Tatsächlich schiebt sich ein großes Hotelboot um die Kurve und hält Kurs auf uns.

Manfreds Meinung, dass die garantiert hier an die Spundwand wollen bewahrheitet sich.

Sie hupen einem der Holländer, doch die Bootsfrau schüttelt den Kopf, ihr Mann ist einkaufen, sie wird nicht weichen.

Als Manfred anbietet ihr zu helfen, auch der andere Holländer kommt gerannt, verschwindet sie im Boot und lässt sich nicht mehr blicken. Das Hotelboot legt sich auf das andere. Passiert das öfter, kann man sicher sein, dass irgendwann an der Spundwand ein Schild steht „Für Sportboote verboten“.

Eigentlich schlagen zwei Herzen in meiner Brust.

Auf der einen Seite sind die Kreuzfahrer eigentlich nur nervig, nehmen sich alle Frechheiten heraus, machen Wellen, die einem fast umwerfen und führen sich auf als wären sie die absoluten Herrscher der Wasserstraßen. Sie verjagen Sportboote, haben beim Schleusen immer Priorität und binden meist in den Schleusen nicht fest, dass man dahinter als kleines Boot in echte Kalamitäten kommt.

Auf der anderen Seite sind sie ständig unter Druck, müssen ihren Terminplan einhalten, brauchen Plätze um ihre Gäste aussteigen zu lassen.

Es heißt nun mal -- Leben und leben lassen --!

Mit uns legen auch zwei der Holländer ab. Das ist sehr, sehr eng in den Schleusen. Glücklicherweise sind die sehr human und es geht ohne Gezerre ab, denn wir haben die Nase keine 30 cm vom Trempel entfernt.

Unterwegs überholen wir einen Schubverband, denn die Holländer fahren weniger als Standgas, das ist nervtötend.

Mittags beginnt es zu regnen. Es wird immer schlimmer. So schlimm, dass mir mal wieder das Wasser innen in der Regenjacke runter läuft. Manfred fährt ein Stück von innen, weil außen keine Sicht mehr ist.

Alle kleinen Zuflüsse, ob Abwasserrohr oder Bach sprudeln schlammige Wassermassen in die Saar. Das Wasser steigt zusehends. Wir fahren im Schritttempo weiter bis nach Saarbrücken.

Jetzt kann die Saar machen was sie will, steigen wenn sie will. Wir haben einen Platz und können abwarten bis unser Enkelkind an Bord kommt.

In Saarbrücken haben wir gerade das Saar-Spektakel verpasst.

Wir sind nicht traurig deswegen. Es muss ein wahnsinniger Spektakel gewesen sein, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Überreste der Fete sagen mehr als alle Worte. Es dauert bis Samstag, bis die Stadtverwaltung das Ufer wieder einigermaßen im Griff hat.

Es ist schön, dass man in Saarbrücken am Ufer direkt an der Fußgängerzone liegen kann. Man ist zentral und es kostet nichts. Strom kommt aus einem Münzapparat und wir haben sogar das Glück, dass wegen des Spektakels die Kästen frei geschaltet sind.

Die Stadt beeindruckt uns.

Wir treffen unsere Freunde Paul und Irene. Lassen uns so richtig von ihnen verwöhnen und auch ein bisschen in der Gegend herumfahren. Irene ist eine begnadete Köchin, da kann man nie „nix mehr“ sagen.

Wir sehen einem kargen Winter entgegen.

Die Berliner rufen immer wieder mal an und erzählen die neuesten Storys.

Bernd hat jede Menge Wein an der Mosel gekauft. Als er die Pappschachteln fachgerecht mit einem Teppichmesser seziert, guckt Leni interessiert zu.

„Papi!“, sagt sie. „Du hast wirklich das schärfste Messer der ganzen Welt, außer Mamfred, der hat auch so ein scharfes!“

Da kann man mal sehen, was ältere Herren für unauslöschliche Eindrücke bei jungen Damen hinterlassen.

 

Deutsch-Französische Grenze

 

Paul besteht darauf noch ein letztes Mal mit uns essen zu gehen. Nach Frankreich, natürlich! Es ist ein bekanntes Ausflugslokal hinter der Grenze. Ziemlich voll, dann muss es ja gut sein. Wir ergattern noch einen Platz. Es dauert ewig, bis einer kommt und nach unseren Wünschen fragt. Wir bestellen die Getränke. Als sie kommen fehlt das Glas für Pauls Bier und an meinem ist der Kussmund mehrerer Vorgängerinnen.

Freundlich zeige ich es der jungen Dame und bitte um ein sauberes Glas.

Nach einer Weile nehmen wir die auf dem Tisch stehenden Weingläser. Immerhin, das Essen ist wirklich lecker und die Aussicht auch.

Samstags nehmen wir Caro an Bord. Jetzt sind unsere Prioritäten ganz andere.

Wo ist der nächste Spielplatz und wo gibt's das bunteste Eis!?!

Das Wetter ist uns hold. Die Sonne scheint. Wir lassen es sehr gemütlich angehen mit dem Kind an Bord.

Der Saarkanal überrascht mich. Wir haben ihn schon einmal befahren, allerdings bei strömendem Regen und es ist schon eine Ewigkeit her. Ich hatte ihn nicht mehr richtig in Erinnerung. Er ist wunderschön. Sehr ländlich, freundlich, natürlich. Wenig Industrie, dafür reichlich Charterboote.

In Saargemünd treffen wir Devota noch mal. Sie haben einen Todesfall in der allernächsten Freundschaft. Es ist schlimm, wenn einem das „normale“ Leben so ohne Vorankündigung einholt. Es ist uns auch schon passiert.

Carolin besucht zum ersten Mal in ihrem kurzen Leben eine Kirche. Sie ist fasziniert, ängstlich, wie es ihre Natur ist. Doch am nächsten Tag will sie noch mal in die Kirche. Opa muss ihr die Geschichte von diesem Jesus immer wieder erzählen. In jedem Ort, in dem wir weiterhin stoppen, müssen wir die Kirche besichtigen. Ist sie einmal geschlossen, stellt sie fest, dass man mit diesen Leuten mal ein ernstes Wörtchen reden müsste.

 

 

 

In Mittersheim wurde ein nagelneuer Hafen eröffnet. Sehr schön, edel, kostenlos, bis auf Strom, der aus einem Münzapparat kommt. Leider hat man vergessen einen Kinderspielplatz zu bauen. Jedes 2. Charterboot hat Kinder an Bord. Es ist einfach nur dumm nicht daran zu denken.

Hier treffen wir wieder auf Bekannte. Man kann sich auf einem Kanal kaum verlieren.

Die Schleusentreppe zur Schleuse 1 schlaucht mich ganz schön. Caro quengelt, weil ich kaum Zeit für sie habe. In den kurzen Stauhaltungen lassen wir Schmetterlinge aus Küchenrolle fliegen.

Irgendwo verlassen wir eine Schleuse in Sichtweite der nächsten, als die Schleusenwärterin die Schleusentore schließt, mit der Schleuse hochfährt und uns unten 2 Stunden warten lässt. Natürlich laufen zwischenzeitlich einige Boote auf und verursachen einen kräftigen Stau. Sie hat sich weit mehr Stress gemacht, als nötig. Und wahrscheinlich hat sie sich sogar einen kräftigen Rüffel der Schleusenaufsicht eingehandelt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Schleusen automatisiert werden, dann ist das meiste Personal überflüssig. Schade für die Menschen, aber angenehm für die Schleusennutzen. Man ist nicht mehr der Willkür oder Unfähigkeit der Eclusiers ausgeliefert.

 

 

 

 

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