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21 Saône

22 Doubs

23 Auf dem Rhein daheim  

 

Leinen los und los!

 

22

Doubs

   

Der Doubs ist eines der der schönsten Gewässer Frankreichs. Auf weiten Strecken teilt er sich sein Bett mit dem Rhein-Rhone-Kanal. Das macht ihn besonders abwechslungsreich.

An der ersten Schleuse, der Schleuse Nr. 75, war immer ein drahtiger alter Franzose. Nett, quirlig und hilfsbereit. Er versorgte uns mit den neusten Mitteilungen des VNF über den Kanal und dessen Schleusen.

Seine Schleuse war immer schon um 5 vor neun geöffnet.

Heute liegt vor der Schleuse ein ganz neuer Schwimmsteg in der Saône, als Warteplatz für die Schleuse. Das sollte uns nachdenklich stimmen.

Natürlich sind wir bereits um 10 vor 9 vor Ort. Doch die Schleuse ist logischerweise noch geschlossen. Nicht mal die Ampel ist eingeschaltet.

Um 9 wird die Schleuse noch immer nicht in Gang gesetzt. Um 5 nach 9 hupt Manfred. Wahrscheinlich hat der Schleusenwärter die Zeit über seinem Frühstück vergessen.

Es scheint so.

Missmutig schlurft er im Krebsgang um die Schleuse und verschwindet vernichtende Blicke aussendend in seinem Schleusenhüttchen.

Die Ampel leuchtet, das Tor geht auf. Wir fahren ein.

Bis er endlich herbeischlurft, habe ich mein Tau längst eingehängt. Macht ja nix, ging ja!

Seine Miene ist geradezu Unheil verkündend. Als Luciano den Müll raus stellt bekommt er sofort einen Anschiss, er soll gefälligst die Flaschen raussortieren.

Macht er, wenn es auch eher ungewöhnlich ist.

Dann kommt der Schleusenwärter, knurrt etwas unverständliches, macht eine eindeutige Bewegung mit dem Zeigefinder. Manfred hat im Schleusenhäuschen anzutreten.

Dann gibt es wohl einen bürokratischen Drahtseilakt. Manfred ist endlos lange weg um den elektronischen Drücker in Empfang zu nehmen.

Als er zurückkommt, schüttelt er immer noch den Kopf über das schlechte Benehmen des Schleusenwärters.

 

Die Fernbedienung für die Schleusen kommt an Bord

 

Sollte das französische, geflügelte Wort zutreffen?

Comtois, tête de bois!

Holzkopf aus der Freigrafschaft!

Wir sind in der Franch-Comté!

Natürlich ist unser erster Halt in Dole.

Eine unheimlich gemütliche Stadt. Voller Historie und herrlichen alten Gebäuden. Sogar die Kirche ist gereinigt worden und erstrahlt in neuem, weißem Glanz. Der Markt war allerdings an diesem letzten Dienstag im August spärlich, was mich natürlich nicht davon abhalten konnte eine zauberhafte Strickjacke für Caro zu erwerben.

Unser Platz unterhalb des Wehres am Gelände des VNF erweist sich wieder mal als gute Wahl. Wir liegen hier ruhig und kostenlos und bekommen vom VNF sogar noch ein Fähnchen und etliche Unterlagen geschenkt.

Manfred bunkert beim Lidl wohl zum letzten Mal Bier, ausreichend für zwei Gichtanfälle.

Es gibt einen Grillabend auf der Wiese, mit Pfirsich-Bowle – natürlich-. Und natürlich viel zu wenig, weil Stromers erst mal die Nase rümpfen, als sie das Wort Bowle vernehmen, weil sie ja nix Süßes trinken, nur trockenen Rotwein, dann aber doch genießerisch den Becher hinhalten.

 

 

Der Kanal hinter Dole ist fast zugewachsen

Als bräuchte auch die Sonne mal wieder eine Auszeit, lässt sie sich natürlich nicht blicken, als wir weiterziehen.

Stromers schwächeln ein bisschen und bleiben in Rochefort am Steiger liegen. Christa ist das Wetter nicht geheuer. Nun, uns macht ein bisschen Platzregen schon lange nichts mehr aus. Dieses Jahr haben wir unsere Survival -Medaille für Atem holen unter Wasser erlangt.

Weil wir vor einer Hebebrücke eine Stunde festhängen – Mittagszeit in Frankreich – erwischt uns die Sintflut in der letzten Schleuse.

Ich könnte mich jedes Mal kringeln vor lachen, wenn es schüttet, als hätte über uns die Regentrude sämtliche Nadeln ihres Stauwehrs gleichzeitig gezogen.

Es schüttet immer noch so, als wir im Ranchot am Anleger ankommen. Selbstredend ist er belegt. Luciano kann sich noch in eine Lücke quetschen, wir versuchen es auf einem Bumsboot. Ja, sie gingen heute noch weiter, antworten die Schweizer, aber jetzt natürlich nicht.

Ich lege meine Vorleine um ihren Poller, als ein älterer Herr in zu langen kurzen, oder sind es zu kurze lange Hosen? aus dem Boot krabbelt. Er ist barfuss.

Er guckt mich ein bisschen wichtig an. Einer jener Typen, der zu denken scheint die Sonne ginge nur auf um sein Krähen zu hören.

Er klettert an Land, sieht, dass er völlig überflüssig ist, stolziert mit eingezogenem Bauch zurück an Bord, rutscht mit den nackten Füßen aus.

Er landet erst mit dem Allerwertesten auf dem Deck, dann auf der Bank und schließlich in der Blicht.  Blub, blub, blub. So hat er denn alles verloren, seinen Halt und seine Würde. Ich sehe seinem Gesicht an, dass er gerne spurlos im Kuhmist versinken würde.

Um seinem Ego den Todesstoß zu versetzen, gucke ich mitleidig zwischen dem Regenvorhang hindurch, schürze die Lippen und ermahne ihn, dass es sehr gefährlich ist mit nackten Füßen auf einem Boot herumzuturnen.

Heute hört's lange nicht auf zu regnen.

Wenn Landratten in ignoranter Arroganz fragen: „ Was macht ihr denn den ganzen Tag auf dem Boot?“

Dann frage ich genauso anmaßend zurück: „ Was macht ihr denn den ganzen Tag zu Hause?“

Wir tun genau das Gleiche! Wir lesen, hören Musik, gucken Fernsehen.

Wir schnüffeln in Supermärkten nach noch nicht entdeckten Hochgenüssen. Wir kochen Leckerbissen. Wir sitzen mit Anderen zusammen und haben den Anstand uns ein bisschen zu schämen, wenn der Frühschoppen in die Happy Hour übergeht.

Wir machen Arbeiten, die anstehen und für die man bei Sonnenschein keine Lust und beim Fahren keine Zeit hat.

Wenn ich in einen griesgrämigen Regentag schaue, der Regen in steter Monotonie auf das Schiff trommelt, dann habe ich meine kreativsten Phasen. Origineller, boshafter, als beim Dösen im Sonnenschein.

Der Anleger ist, nachdem ein Franzose und das Bumsboot verschwunden sind, fest in unserer Hand.

Außer Chez Otti, Stromer und Beluga liegt noch ein Mainzer, Tamara, hier.

Wir tauschen Erfahrungen aus und Belugas Ruderhaus leert sich erst, als das letzte Fläschchen Rouge zur Neige geht.

Etwas reißt mich mitten in der Nacht aus tiefem Schlaf. Es hört sich an wie ein Schrei.

Dann kommt ein Ruf:“ Beluuga, du bischt jo schon näbn mier!“

Manfred rührt sich nicht. Rotwein und ein Schmerztablette vor dem Zubettgehen lassen ihn selig schlummern.

Ich muss einige Male rufen:“ Manfred, Manfred, wach auf, Luciano ruft!“

Dann geht's sehr schnell!

Ich schwinge die Beine aus dem Bett, Manfred springt in seine Jeans. Wir sind hellwach.

Die Formation am Kai war ursprünglich: Beluga, Stromer, Chez Otti, Tamara, in einer Reihe, einer Richtung, hintereinander.

Jetzt liegt Beluga verkehrt herum im Kanal, die rechte Seite an Chez Otti, die mit dem Heck am Kai scheuert. An unserer backbord Seite liegt Stromer, auch mit dem Bug in der falschen Richtung. Tamara steht quer zum Kai.

Jeder guckt erst mal ein bisschen hilflos. Was ist passiert?

Barfuss (habe ich nicht erst gestern die Nase über den Bumsbootfahrer gerümpft?) rutsche ich auf unserem nassen Deck herum und schaue nach dem Vorschiff-Tau. Es ist nicht durchtrennt, es hängt noch an der Klampe. Einfach nur ausgehängt.

Dann schlittere ich nach hinten. Auch hier hängt das Tau noch an der Klampe.

„Luciano!“, schrei ich rüber, „Guck mal nach unserem Stromkabel.“

Er findet es auf der Mole. Mittlerweile steht Beluga quer im Kanal, mit dem Heck fast an der Mole. Luciano wirft das Kabel ins Beiboot, ich hole es so weit wie möglich ein.

Unterdessen hat Manfred den Motor gestartet und den oberen Steuerstand ausgepackt.

Ich rutsche ins Ruderhaus, auf der Suche nach dem Fotoapparat.

„Wo sind nur meine Schuhe, verflucht“!

Heiner ist mittlerweile auch auf der Bildfläche erschienen. Ohne Brille, aus dem tiefsten Schlaf und auf dem Achterdeck mit den vom Tau undurchsichtigen Scheiben ist er völlig desorientiert.

Tamara rennt auf der Mole herum. Ich kann nicht erkennen warum. Ihr Boot steht hinten quer, wahrscheinlich ist Heinz am zerren.

Endlich gelingt es mir ohne Brille die Kamera einzuschalten. Ich mache ein Bild, das völlig schwarz ist. Versuche den Blitz auszuschalten. Seh ohne Brille nicht was das Ding schreibt. Drück einfach ein bisschen wahllos drauf herum. Mache noch zwei Bilder. Kann nicht feststellen, ob sie gelungen sind. Manfred hat derweilen in dem engen Kanal gedreht, der kaum breiter ist als wir lang.

Stromer manövriert immer noch blind im Kanal.

Zwei junge Männer kommen grinsend herbei und fragen etwas auf französisch, ich glaube nach Zigaretten. Ich frage sie, ob sie für dieses Chaos verantwortlich sind, die Taue gelöst haben? Manfred brüllt ein paar Verwünschungen in ihre Richtung.

Erstaunlicherweise fällt trotzdem auf keinem Boot ein Fluch, der die Gehörgänge unserer Nachkommenschaft in irgendeiner Weise verstopfen würde.

Die Jungs verziehen sich.

 

Alle Boote treiben im Kanal

  Endlich sind alle Boote wieder an ihrem Platz.

Einige Steine donnern am gegenüberliegenden Ufer ins Wasser. Es ist jedoch niemand zu sehen. Wahrscheinlich werfen sie sie von der Straßenbrücke herab und ducken sich dann weg.

Christa rennt in ihrem langen Nachthemd auf der Mole rum, ich mit meinem kurzen Hemdchen. Glücklicherweise hatte ich überhaupt was an. Tamara hat ihr Nachthemd in die Jeans gestopft.

Stromers Stromkabel ist abgerissen. Sonst lassen sich nachts um 3 erst mal keine Schäden feststellen.

Wir versuchen die Polizei anzurufen. Es bleibt bei dem Versuch über die Notrufnummer.

Na, ein richtiger Notruf ist es ja auch nicht.

Wir gehen wieder ins Bett. Um vier gucke ich immer noch auf die Uhr, erst als die heraufziehende Dämmerung die Dunkelheit besiegt, nimmt Morpheus mich wieder in seine Arme.

Am Morgen ruft Luciano beim VNF an. Als eine halbe Stunde später das Auto mit der Dame von der Streckenkontrolle eintrifft, ist sie recht betroffen, das ist aber auch schon alles.

Unsere Bitte die Polizei zu rufen, lehnt sie rundweg ab. Sagt etwas von „votre Problem, ne pas ma“ und verschwindet wieder.

Wie war das? Holzkopf aus der Freigrafschaft!!!!!!!!!!!!!!!!

Die Männer gehen zur Mairie. Dort interessiert man sich für unser Missgeschick. Die Polizei wird benachrichtigt.

Sie kommt auch sehr schnell.

Man hat so gewisse schablonenhafte Vorstellungen, wie ein französischer Flic aussieht. Schlank, drahtig, das Urbild des eleganten Franzosen.

Unserer ist eher das Abbild eines gemütlichen Patron de Bistro. Ein wenig speckig innen und außen, mit traurigen, mitfühlenden Augen und von unserer Forderung nach einer Anzeige und einem Rapport heillos überfordert.

Das dünne junge Störchlein das ihn begleitet, gibt dem Duo den Flair von Pat und Patachon.

Sie werden am Nachmittag wieder kommen und dann…….?!

Leider hat die holzköpfige VNF-Dame völlig versäumt uns zu unterrichten, dass der Doubs vor und hinter uns gesperrt wurde. Hochwasser! Wir sitzen fest!

Um drei kommen zwei Polizeiautos, dann sind die Männer erst mal weg bis vier.

Viel Sturm im Wasserglas. Passieren tut nix!

Wir sind jetzt schlauer. Jedes Boot kramt plötzlich eine Taschenalarmanlage hervor. Mit einer Angelschnur zwischen Land und Boot ausgebracht, wird uns der Alarm schon rechtzeitig wecken. Es wäre allerdings höchst unwahrscheinlich, wenn die Jungs gleich wieder zuschlagen würden.

Christa nimmt es auf sich und beschafft im 10 km entfernten St. Vit Fleisch für ein Chili con Carne. Als Nachtisch gibt's Pudding von Tamara und ---- natürlich----- Pfirsichbowle.

Irgendwie ist jeder überfressen und hält sich den Bauch.

Kaum ist unsere Party zu Ende und jeder hat es sich in seinem Boot bequem gemacht, erscheint die Dorfjugend am Picknick-Tisch und macht dicke Backen.

Ich bin fuchsteufelswild. Gerne würde ich ihnen den Elektroschocker auf den Hintern halten und mit Leidenschaft würde ich sie mit Haut und Haaren verschlucken, nur um sie dann halbverdaut wieder auszukotzen. Wenn ich sie wenigsten in 1000-Puzzle-Teile zerlegen könnte aber Manfred bleibt cool. Ihre Anwesenheit bringt ihm nicht mal ein Fältchen auf eine Pobacke. Es ist ungerecht, dass Männer sich ihrer körperlichen Überlegenheit derart bewusst und sicher sind. Wo bleibt da die Emanzipation, wenn wir unsere Macht nur mit dem verbalen Charme einer kreischenden Lokomotivbremse demonstrieren können.

Leider wäre es ein völlig vergebener Versuch sie mit einer Auslese höchst anschaulicher, volkstümlicher Liebenswürdigkeiten zu überziehen, denn diese stehen leider in keinem noch so ausführlichen französischen Diktionär.

Immerhin wäre es wenigsten ein sprachliches Auspuffrohr um etwas Dampf abzulassen. Nun ja!

Beherrscht, viel zu beherrscht für meinen Geschmack, versucht Manfred herauszufinden, ob sie vielleicht unsere Boote abgebunden hätten, aber natürlich weisen sie es weit von sich.

Solange sie sich ruhig verhalten, haben wir kaum eine Chance die Polizei einzuschalten.

Da jedes Boot an einer Kette hängt, können sie uns in dieser Nacht nicht losbinden aber es ist kein angenehmes Gefühl, dass sie vor den Booten auf den Bänken herumlungern. Mit fortschreitender Nacht wird der Lärmpegel höher und das Klirren zerberstender Flaschen bedrohlicher.

Irgendwann ist der Spuk zu Ende und als die Polizeistreife ihre Runde dreht, sind nur noch zwei Mofa-Fahrer vor Ort, die dann aber auch recht schnell abknattern. .

Morgens sieht der Picknick-Platz aus wie ein Schlachtfeld.

Mittlerweile ist ein Elsässer zu uns gestoßen. Sie ist eine sehr redselige, freundliche, resolute Person, die gerne auch dolmetscht. Wortreich erklärt sie der Kassiererin der Gemeinde immer wieder die Geschehnisse. Auch sie hat bis nachts um 2 in ihrem Ruderhaus gesessen und gewacht.

Später, gerade als wir mit unserem Cote fertig sind, kommt ein gut aussehender Mann, der sich als Adjutant des Bürgermeisters vorstellt, perfekt deutsch spricht und unsere Erzählung noch mal interessiert aufnimmt. In dieser Nacht schlafen wir wie die Engel.

Es fährt nicht mal ein knatterndes Mofa an den Booten vorbei.

Trotzdem machen wir uns auf. Der Doubs ist leicht gefallen, wir können ein Stückchen weiter fahren.

Man muss ja sein Glück nicht unnötig herausfordern. Tamara ist als erster geflüchtet.

Wir schaffen es gemütlich bis zu unserem beliebten Plätzchen in Osselle. Manfred hat große Probleme mit seiner Hüfte. Wieder einmal! Trotzdem machen wir eine schöne kleine Radtour zum Strandbad.

Gerade als wir zurückkommen zieht der Seebär aus Baden-Baden stramm an uns vorbei. Alle Boote donnern gegen den Kai.

Manfred ruft ihm ein paar Freundlichkeiten nach. Und bekommt auch einige zurück.

Leider sind sie nicht zu verstehen. Vielleicht hätten wir was lernen können.

Eigentlich wollten wir in Besancon an den neuen Steiger vor der Tunnelschleuse. Natürlich ist er belegt. Wäre ja nicht schlimm, wenn es einige Sportboote wären, aber nein, die eine Hälfte ist komplett zu von einem holländischen Kaffeedampfer-Monster.

Die könnten doch wirklich mit den 30 m langen Dingern am Ufer anlegen, anstatt die mickrigen Bootsanleger abzureißen.

Es kann höchstens noch ein Boot hier liegen. Im Päckchen ist auch nicht möglich, dazu ist es zu schmal.

Wir lassen Stromer zurück und versuchen uns in Novillars.

Da ist direkt eine Pizzeria über dem Steiger. Da bleibt morgen die Küche kalt.

Pustekuchen!

Der Steiger ist abgerissen. Brücke und Schorbaum hängen am Ufer, der Rest ist weg.

Als wir endlich in Deluze sind ist es später Nachmittag.

Irgendjemand muss uns ständig aus einer Dachluke heraus beobachten und wenn wir anlegen sämtliche Fluthebel öffnen. Es schüttet. Aber nur ein paar Minuten, solange bis wir halt festliegen.

Der Kai ist voll belegt.

Großzügig natürlich, auch der Seebär liegt hier. Man sieht sich immer zweimal.

Ich sehe Manfreds Augenglitzern an, dass er jetzt gerne Gas geben würde. Ein bisschen Rache nehmen!?

Nein, er fährt natürlich anständig vorbei.

Würde jedes Boot ordentlich hinter dem anderen liegen, hätten wir und Luciano noch Platz. Er quetscht sich in eine Lücke, die eigentlich recht knapp ist. Wir können lediglich am Heck ein Tau an einen Ring bringen. Vorne befestigt uns Luciano ein Tau an einem Straßenschild. Ohne Hilfe von Land hätten wir keine Chance gehabt hier überhaupt anzulegen. Natürlich ist keiner der Herren ausgestiegen um uns behilflich zu sein.

Verlernt man Anstand, Hilfsbereitschaft, Seemannschaft, wenn man längere Zeit unterwegs ist? Oder hat man sie nie besessen?

Als wir morgens weiter wollen, ist ein Tor der Flutschleuse geschlossen. Manfred klettert raus und Luciano kommt angerannt und öffnet uns das andere Tor. Er bleibt noch einen Tag hier.

 

 

So kann nur ein Charterboot parken

Vor der nächsten Schleuse liegt ein Bumsboot quer vorm Tor.

Es war bereits um viertel nach sieben bei uns vorbeigefahren. Das hat Manfred ganz nervös gemacht.

Am liebsten hätte er abgelegt und wäre hinter dem hergesäckelt. Er ist sich nämlich sicher, dass das kein „normaler Bumsbootfahrer“ ist, sondern vielleicht einer mit einer Sondererlaubnis.

Ein Charterer ist es sicher nicht. Ein einzelner Mann mit einem Hund. Er kann recht gut mit dem Boot umgehen. Wahrscheinlich eine Überführungsfahrt. Vielleicht muss es ein Bumsboot einfach aushalten wie eine Billardkugel von einer an die andere Schleusenwand zu rennen.

Immerhin macht es uns keine Probleme mit ihm zu schleusen und da diese Boote nur Voll- oder Standgas kennen, kommen wir auch im Fluss recht gut vorwärts.

Als wir um halb 12 das Tau in Baume-les-Dames ausbringen, kommen unsere Freunde, Uta und Traugott, mit dem Wohnwagen die Straße entlang. Wenn das kein gutes Timing ist!

Wir kennen uns schon ein ganzes Leben lang, sehen uns selten, weil wir 500 km auseinander wohnen. Jetzt haben wir 3 Tage zum Quatschen. Um Sorgen, Erlebnisse, Stolz auf die Enkelkinder, die neusten Abenteuer und Neuigkeiten über gemeinsame Bekannte auszutauschen. Mit anderen Worten, wir frönen der hohen Kunst des Mäulerzerreißens.

Und wir geben uns noch etwas hin!

Uta und ich gehen alleine, ohne Begleitung der Männer, einkaufen.

Keiner der ungeduldig fragt: „Hast du alles? Brauchst du sonst noch was? Ich gehe schon mal an die Kasse!“

Wir suhlen uns in den Einkaufs-Wonnen eines französischen Supermarktes. Kein Kinderkleid, kein Höschen, kein Blüschen, das wir nicht in der Hand haben. Kaum ein Regal in dem ich nicht meine Erkenntnisse weitergeben kann. „Kennst du das? Hast du dies schon mal ausprobiert…..?“

Nun, vom Wiegen wird die Sau nicht fett –

Nach 2 Stunden ist unsere Karre so voll, dass wir freiwillig aufgeben.

Es gibt immer einen Grund zum Genießen, man muss ihn nur finden!

Wenn Besuch keiner ist, dann wird man keinen mehr finden.

Wir planen für den nächsten Tag Lende in Paprika-Sahne und als Nachtisch die „Rote Zora“.

 

Da wollte auch Luciano eintreffen. Als wir uns in Deluze getrennt haben, sagte er, dass er noch einen Tag bleiben wolle. So schicke ich ihm am Abend eine SMS.

„Sieh zu, dass du bis 6 da bist. Es gibt Lende in Parika-Sahne und lecker Nachtisch.“

Prompt kommt zurück: „Bei uns selbst gemachtes Apfelmus und Omelette surprise!“

„No, no!“ Maile ich zurück. „Morgen wird's besser, es gibt die Rote Zora.“

Die Antwort ist etwas irritierend. Er schreibt: „ Ich spreche vom Essen, nicht vom Wetter!“

Kopfschüttelnd schreibe ich zurück: „Ich auch!“

Am nächsten Tag sind sie überfällig. Also setzte ich eine erneute SMS ab: „Wo bleibt ihr denn?“

Und was kommt als Antwort? „In Deluze!“

Das haut doch dem Fass den Boden aus.

Die Lende können wir retten. Da kommt einfach eine aufs Eis. Der Nachtisch aber ist längst angesetzt, schließlich muss er stundenlang ziehen. Und natürlich haben wir für uns 6 eine Schüssel für 12 Personen eingeplant, die wir beim allerbesten Willen zu viert nicht schaffen.

Am nächsten Tag dürfen sie dann gnädigerweise noch einen Rest probieren. Selber schuld, wenn sie es verpasst haben.

Er hätte gedacht die SMS wäre überhaupt nicht für ihn, redet sich Luc heraus.

Männer!! Der Tag an dem sie lernen, einen Fehler einzugestehen, ist der Tag an dem sie Frauen werden.

Wir sind gnädig mit den beiden. Sie dürfen trotzdem an unserem Eintopf teilnehmen.

Kochen macht doch erst richtig Spaß, wenn man es in großen Mengen machen kann und mit Freunden genießen.

Diesmal gibt's als Nachtisch! Na was wohl? Klar… Pfirsichbowle.

Wir essen und trinken zu gut, zu viel, zu süß, zu fett, zu üppig. Und wir fühlen uns sauwohl dabei!

Als Uta und Traugott gehen, treffen Tamara und Stromer ein. Ein stetiges Kommen und Gehen.

Genau wie auf dem Wohnmobilstellplatz neben uns.

Tamara erzählt uns, nicht ohne Stolz, dass sie nach 18 Jahren Wassersport erstmals in Deluze beim anlegen vom Boot ins Wasser gefallen ist.

Aber sie hat das Tau nicht aus der Hand gelassen. Auch unter Wasser nicht.

So sind sie, die Bordfrauen.

Abends schleppt die Feuerwehr ein kleines französisches Sportboot ein.

Er war im Doubs auf der falschen Seite der Tonnen vorbeigefahren und hat alles, was sich unter Wasser an seinem Boot befindet zu Kleinholz verarbeitet. Propeller, Wellen, Ruder !

Samstagabend zappt Manfred ein bisschen lustlos auf dem Fernseher herum. So doll scheint das Programm nicht zu sein. Es wäre schöner mit den anderen zusammenzusitzen, doch wenn WIR nicht einladen, zu Kaffee, Happy Hour oder einem Hock am Abend, dann tut sich auch nix.

Irgendwann legt er die Fernedienung aus der Hand und murmelt etwas, das sich anhört wie: „Mal gucken was der Luc treibt!“

Als er zurück kommt ist er verstimmt. „Sie sitzen zusammen!“ Das ist alles was er sagt.

Wir sprechen nicht darüber. Jeder denkt sich seinen Teil.

Als wir schon ins Bett wollen, zappt Manfred in den Spätfilm. Warum auch nicht, wir können ja ausschlafen.

Gegen eins wird's mir kühl und ich schalte das Heizgebläse ein. Es läuft nur einige Sekunden, dann verschluckt sich der Fernseher, Licht und Gebläse gehen aus.

„ Oje!“, sagt Manfred. „Jetzt haben wir die Sicherung rausgehauen!“

Doch dem ist nicht so. Er stellt fest, dass jemand unseren Stecker aus dem Kasten gezogen hat.

Morgens liegt das Sportboot hinter uns quer verkeilt unter unserem Beiboot. Taue und Stromkabel sind los geworfen.

Nur weil wir ausnahmsweise so lange auf waren, haben wir wahrscheinlich verhindert, dass wieder mal der ganze Hafen in Aufruhr ist.

Sie haben vermutlich gerade bei uns angefangen. Dann haben wir sie schon gestört.

Drecksbande.

Zwei Tage später erfahren wir, dass es im letzten Jahr 8 solcher Zwischenfälle mit Polizeieinsatz gab.

Eigentlich wollten wir noch einen Tag hier verbringen, doch jetzt machen wir uns auf und ziehen weiter.

Tamara ist bereits um kurz nach acht gestartet. Warum so früh, das kann keiner verstehen, denn auch für ihn öffnen die Schleusen erst um neun Uhr.

Kurz nach neun sind zwei Schweizer und um halb 10 ein Deutscher aufgebrochen.

Wir warten noch eine halbe Stunde, dann starten wir. Chez Otti und Stromer bleiben zurück.

Vor L'Isle-sur-le-Doubs haben wir den Konvoi eingeholt.

Hier lernen wir Annemarie und Eckard kennen, Bekannte von Tamara. Sie betreiben das Maison au Canal. Er ist oder war Deutscher, sie kann die Schweizerin nicht verleugnen.

 

 

Sie haben sich mit einem alten Haus, das sie zu einer Herberge umbauen, eine immense Arbeit aufgeladen. Es macht ihnen Spaß und stolz zeigen sie uns ihren riesigen alten Garten, die schon fertig gestellten Zimmer, Küche, Gemeinschaftsraum und Terrasse.

Man kann es nicht mit dem Standart eines deutschen Hotels vergleichen. Aber die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der beiden macht sicher einiges an mangelndem Komfort wieder wett.

Wir verbringen einen angenehmen Abend mit ihnen, mit lebhafter Unterhaltung und einem exzellenten Schweizer Rotwein.

Ich wusste gar nicht, dass die Schweizer überhaupt Wein haben, geschweige denn einen trinkbaren.

Der Glockenturm des Ortes ist ein bisschen nervig. Die Glocke scheppert wie ein alter Blecheimer und sie schlägt jede Stunde doppelt. Also um 12 Uhr gibt es 12 Schläge und 2 Minuten später noch mal 12 Schläge. Das gibt es oft in Frankreich. Warum? Das konnte uns leider noch niemand erklären.

Weil auch die Eisenbahn wie fehlgezüchtete Raupen am Dorf vorbei donnert, hält es uns nicht lange hier.

Wir warten nur bis Stromer und Chez Otti eintreffen um dann am nächsten Tag auf ein kleines Wiesenplätzchen 4 Schleusen weiter zu verlegen.

Leider warten wir dort vergebens auf ihr Eintreffen. Da sie uns auch keine Nachricht schicken, nehmen wir an, dass sie es vorgezogen haben noch eine Nacht (oder 2 oder 3?) länger in Isle zu bleiben.

Also machen wir uns auf und ziehen alleine weiter. Wenn sie wollten, könnten sie uns ja leicht einholen.

Vor Schleuse 17 quert der Doubs ein letztes Mal den Kanal. Eine lange Strecke hat er uns tapfer begleitet. Manchmal war er nur durch den Treidelpfad oder einen Damm vom Kanal getrennt. Doch jetzt ist er leider endgültig hinter uns.

Es macht mich ein bisschen niedergeschlagen. Wir sind nur noch 3 Tagesreisen vom Rhein entfernt. Selbst wenn wir noch so sehr trödeln, unsere Auszeit läuft gnadenlos ab.

Um uns, in den Wäldern tobt gnadenlos der Herbst. Bäume und Büschen haben sich bereits mit einem bunten Kleid geschmückt.

Wie durch ein Wunder hat die Sonne doch noch ein Einsehen mit uns und schenkt uns herrliche Tage. Nachts ist es kühl und am Tag steigen die Temperaturen auf 25 Grad. Ein richtiger Altweibersommer. Passt ja! Ich stehe kurz vor der Vollendung des 60. Lebensjahres.

Wo sind nur die Jahre geblieben? Die Zeit in der zwei junge Leute zu einem alten Ehepaar und Oma und Opa wurden?

Vielleicht hab ich ja Glück und werde zu einer Art Herbstzeitlosen mutieren.

Ecluse 17 versucht uns zu veräppeln. Sie öffnet brav ihre Tore und lässt uns einfahren. Doch dann passiert nix mehr. Ich kann so oft die Stange heben wie ich will, es tut sich nichts.

Natürlich, typisch Mann, versucht er erst selber noch mal die Stange mit Schwung nach oben zu knallen. Was glaubt er wo ich wohne? Zwischen Mekka und Mokka?

E-s g-e-h-t n-i-c-h-t !!!! Auch nicht mir Manneskraft!!

Manfred manövriert rückwärts wieder raus. Er gibt noch mal Signal, fährt wieder ein, startet den Schleusenvorgang erneut. Es tut sich nichts.

Dann klettert er auf die Schleuse und spricht mit der Schleusenaufsicht über die Sprechanlage. Es wird ein bisschen dauern, sagen sie. Mittagspause.

Na gut. Wir sind ja nicht in Eile.

Plötzlich klingelt hinter uns das Tor und will gar nicht mehr aufhören. Langweiliges Ding!

Dann schließt es sich. Na also! Manfred sagt der Schleusenaufsicht Bescheid. Es klappt, wenn's auch endlos gedauert hat!

Aber es klappt nicht. Es kommt kein Wasser. Der Schütz am unteren Tor schließt sich nicht. Manfred trottet um die Schleuse herum, wackelt hier und schüttelt da. Hoffnungslos.

Ich merke, dass ich langsam stinkig werde. Auf was wartet er denn? Dass es Winter wird?

Bevor ich ein paar fürchterliche Wahrheiten über Männer murmeln kann, legt er endlich den Finger auf die Sprechanlage. Dann klettert er wieder an Bord.

„Es wird wohl halb zwei werden, bis der „Kollege“ kommt!“

Auch gut.

Er nimmt den Drücker noch mal in die Hand und guckt ihn eine Weile grüblerisch an. Ich kenne diesen Blick. Meist bedeutet er nichts Gutes. Zumindest nicht für mich. Wenn er so guckt, heckt er etwas aus.

Dass ich irgendein gewagtes Manöver fahren darf, damit er mit einer noch gewagteren

Aktion irgendwo hin klettert kann, oder so was in der Art.

Doch hier sind wir in der Schleuse gefangen. Wenn er raus will gibt's eine Leiter und fliegen kann Beluga noch nicht.

„Ich könnte doch mal versuchen der Schleuse zu signalisieren, dass von oben ein Boot kommt. Mal sehen, was sie dann macht!“

„Das kannst du auch gleich bleiben lassen, was soll sie denn mit einem Signal in der Schleuse machen?!“

Da hat er aber schon auf den Knopf gedrückt. Und, man höre, staune und sehe, es beginnt überall zu rattern. Hinter uns am Tor geht der Schütz zu und vorne geht er auf. Wasser kommt, wir schleusen hoch, die Tore gehen auf und weg sind wir.

Spitzbübisch grinst er, mein Skipper: „ Ausgetrickst!“

Normalerweise würde ich schon das eine oder andere Nachhutgefecht gegen seine Hartnäckigkeit ausfechten, doch diesmal kann ich ihn nur loben.

Am nächsten Tag treffen wir Tamara in Montbeliard und Heinz erzählt uns, dass er die gleichen Probleme an dieser Schleuse hatte und auf den Notdienst warten musste.

Von einem kleinen Becken hinter Montbeliard zweigt der Kanal nach Belfort ab. Hier ist ein Steiger an dem wir immer anlegen. Auch dieses Mal. Doch ich muss feststellen, dass wir unsere blauäugige Unbedarftheit verloren haben.

Bei jedem Geräusch in der Nacht steht Manfred auf und sucht die Gegend ab. Bevor uns das mit der Abbinderei passiert ist, hätten wir keinen Gedanken daran verschwendet, geschweige denn wir wären davon aufgewacht.

Schon für dieses verlorene Vertrauen könnte ich die Kerle aufspießen und wie ein Schaschlik über dem Feuer rösten.

Auf der Scheitelhaltung bleiben wir ein paar Tage. Es hat herrliches Herbstwetter.

Einen Tagen arbeiten wir. Ein letztes Mal waschen auf dieser Reise. Wasserfilter, Öle kontrollieren, putzen. Unser letztes Cote de Boeuf . Es ist besser als jedes andere, das wir in diesem Jahr hatten. Will uns wohl den Abschied versüßen?!

Sonntag wird nur genossen. Lesend auf dem Achterschiff, Manfred vor der Formel 1.

Keine Dorfjugend die ihren keimenden Adrenalinspiegel an uns polieren will.

Gegen Abend wird der Anleger voll. Noch zwei Deutsche und ein Schweizer. Wir werden den Abstieg ins Elsass wohl nicht alleine machen können. Ist natürlich nicht weiter schlimm. Nur alleine sind wir doppelt so schnell.

Doch wider Erwarten geht es recht gut. Die Schleusetreppe ist bereits elektrifiziert. Das bedeutet für Manfred, dass er nicht mehr aussteigen muss um dem Schleusenmeister zu helfen, denn der drückt nur noch Knöpfchen.

Bis 2010 soll die Durchfahrt von Mülhausen bis in die Saône elektrifiziert sein und mit einer Fernbedienung von der Bootsbesatzung bedient werden.

Wer noch nie eine Schleusentreppe gefahren ist, kann sich nicht im Entferntesten vorstellen, was das für ein Gefühl ist. Vor uns die Stufen des Kanals durch ein grünes Tal voller Maisfelder, daneben Weiden mit stämmigem Vieh, kleine Dörfer mit knallbunten Häusern, blumengeschmückte Schleusenhäuser. Ganz im Hintergrund kaum erkennbar im Dunst die dunklen Ausläufer des Schwarzwaldes.

Es ist einfach umwerfend. Natürlich nur wenn die Sonne scheint. Bei Regen? Na ja. Da sind halt alle Katzen grau.

Bis Dannemarie haben wir Sonnen-Glück. Hier erwartet uns wie immer Anne-Marie, die Hafenmeisterin. Sie ist unter vielen Goldstücken der Goldklumpen. Immer da, immer hilfsbereit, immer gut gelaunt.

 

 

Leider ist uns das Wetter auf dem Weg nach Mulhouse nicht ganz so freundlich gesinnt. Hätte die Schleusenmannschaft nicht 1,5 Stunden Mittagspause gebraucht, hätten wir es trocken geschafft.

Auf unserer langen Tour durch drei Länder bekamen wir Gelegenheit uns des deutschen Wesens gewissermaßen auf Raten zu entwöhnen. Hier im Elsass bekommen wir die Gelegenheit uns schlagartig wieder daran zu gewöhnen. Die ersten Verbotsschilder, das Wesen der erhobenen Zeigefinger. Was sind sie doch alemannisch geblieben, die Elsässer. Immerhin, es hat auch etwas Gutes, man bekommt schon wieder ordentliches Brot, wenn auch das Baguette um Welten schlechter geworden ist.

In Mülhausen kommt, kaum dass wir angelegt haben, ein „Fan“ und begrüßt uns mit Handschlag. Die beiden Schweizer können fast wörtlich aus meiner Website zitieren.

Abends gönnen wir uns zur Feier meines 60. Geburtstages einen Vacherin, den ersten und letzten für dieses Jahr.

 

 

Schleuse 41 wurde ganz neu erbaut und hat ein Guillotinentor das nach oben geöffnet wird

  Schleuse Nr. 41, die letzte Kleinschleuse im Rhein-Rhone-Kanal, wurde ganz neu gebaut. Alles ist modern und sauber, wenn auch immer noch nicht so ganz fertig.

Leider spricht der Schleusenmeister kein Wort deutsch. Warum man keinen Elsässer an so eine wichtige Stelle setzt, ist uns nicht so recht klar.

Oder wenigsten einen Mann der gut lesen und schreiben kann. Damit tut er sich nämlich sehr, sehr schwer.

Er kontrolliert unsere Vignette und füllt dann ein Formular mit 2 Durchschlägen aus. Er braucht endlos lange, bis er alle Buchstaben aufs Papier gemalt hat. Das Original müssen wir an der Schleuse Niffer abgeben, erklärt er uns.

Vor Niffer wartet bereits ein Sportboot, Whisky aus der Schweiz, auf Schleusung. Das erste was die beiden sagen ist: „Euer Buch hat uns gut gefallen!“

In der Schleuse beordert die Schleusenmeisterin Manfred mit der Vignette ins ultramoderne Schleusenhaus.

Nur um dann kopfschüttelnd festzustellen, dass wir keine Zechpreller sind und unsere Vignette bis 15. Oktober gültig ist. Natürlich vergewissert sie sich auch noch mal telefonisch in Straßburg.

Ich bin mal sehr gespannt, ob uns der VNF nicht doch noch eine Rechnung nach Hause schickt.

 

 

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