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Leinen los und los!

 

21

Saône

 

 

Und die ist in ihrem Oberlauf, der Petit-Saône oder Haute-Saône nicht weniger schön.

Natürlich ist das Tal breiter, aber immer dominiert Wald. Der Fluss selber ist hier nicht viel breiter als ein Penichen-Kanal.

Unseren Drücker mussten wir an der letzten Schleuse in Corre abgeben. Jetzt werden die Automatikschleusen mit einer Stange in Gang gesetzt, die über dem Fluss hängt und gedreht werden muss. Eine sehr praktische und einfache Art der Bedienung.

Trotz des wieder mal miserablen Wetters sind wir guter Dinge. Man kann es ja eh nicht ändern. Wahrscheinlich verheizen wir mehr Sprit als wir für den Motor brauchen.

An der Petit-Saone sind mehrere Charterstationen, entsprechend stark sind die Herrschaften vertreten. Als wir vor dem Tunnel von Albin ankommen, versuchen gerade zwei Charterer die Einbahnstraße Richtung Tunnelöffnung zu bewältigen.

Keiner hat ihnen wohl gesagt, dass ein Boot keine Billardkugel ist. Sie kicken von einer Mauer an die nächste. Immer schön im Rhythmus. Nach einer Wandberührung nehmen sie das Gas weg und können dann natürlich gar nicht mehr lenken.

Manfred wird schier narrisch dahinter.

Hinter uns ist Luciano und dahinter noch ein Charterboot.

Auch im Tunnel ändert sich nix, sie taumeln von Wand zu Wand, boing – boing- boing…

Ich finde es sehr lustig. Vor der folgenden Schleuse staut sich das Ganze dann natürlich. Es dauert endlos, bis wir endlich an der Reihe sind. Natürlich geht es auch in Zeitlupe in die Schleuse und genauso wieder raus.

Trotzdem gelingt es uns einige vor der nächsten Schleusung zu überholen.

Die amtierende Schleusenwärterin stopft aber außer uns noch die zwei Langweiler mit in die Schleuse.

Manfred ist fuchsteufelwild. Das erste Boot steht vorne so dicht am Tor, dass das nicht aufgehen kann. Wir stehen an diesem Boot an und das Bumsboot hinter uns klemmt unter unserem Beiboot. Dabei steht im Oberwasser noch ein Boot, das geschleust werden will.

Als wir endlich unten sind, muss die Schleusendame das erste Boot mit Gewalt nach hinten drücken, damit die Tore aufgehen. Das Boot im Oberwasser schleust sie dann alleine.

Unser Waterloo ist heute noch nicht vorbei. Kaum haben wir in Gray angelegt, nachdem der Service uns die Schleuse in Gang gesetzt hat, stürzen wir auch schon in den Bricomarche, denn der Wasserhahn in der Küche ist seit Tagen undicht und nicht mehr zu reparieren. Wir brauchen einen Neuen. Nicht so einfach, denn die Mechanik ist uralt. Manfred wird fündig und baut ihn auch gleich ein. Natürlich passt kein Anschluss und Platz um sich ein bisschen auszudehnen hat er im Schrank darunter natürlich auch nicht.

Immerhin ein Grund die noch verbliebenen Flüche seines unerschöpflichen Reservoirs heute doch noch loszuwerden.

Kaum haben wir unser köstliches Nachtmahl aus Paté und Käse verspeist, fällt Manfred auf, dass der Wasserspiegel steigt. Mittlerweile ist das Wasser eben mit dem Trempel an dem wir liegen. Die Fender schwimmen nutzlos auf.

Ein Franzose rennt schon aufgeregt herum.

Man kann beobachten wie das Wasser steigt. Es plätschert schon über den Trempel. Erst mal sind wir ein bisschen ratlos. Es ist schon spät, wo sollen wir jetzt noch hin?

Manfred kramt unsere Spreize heraus um das Boot vom Trempel weg zu halten, der jetzt schon völlig unter Wasser ist.

Vor uns hängt ein Bumsboot bereits schief und sein Fahrrad geht über Bord. Ich rufe ihm zu, doch er zuckt nur die Schultern. Mir auch recht!

Vor ihm ist bereits ein Bumsboot auf den Trempel geschwommen. Es war ein Geräusch wie Sand zwischen den Zähnen.

Wir haben eine unruhige Nacht. Manfred steht alle 2 Stunden auf um die Taue zu kontrollieren und nachzulassen.

 

 

 

Morgens kommt ein Mann vom VNF vorbei und teilt uns mit, dass noch mehr Wasser zu erwarten ist. Wie viel genau, das kann er nicht sagen, ein halber oder ganzer Meter, peut-être !

Da müssen wir Fersengeld geben.

Wenigstens regnet es nicht den ganzen Tag.

Mit fliehenden Fahnen fahren wir dem Hochwasser davon. Es schwimmt sehr viel Dreck und Unrat im Fluss und jedes Plätzchen, das wir anpeilen ist bereits unter Wasser.

Dann wird der Fluss breiter und das Wasser verteilt sich etwas.

In Auxonne sind Schwimmstege. Zwar sind sie belagert von Bumsbooten als wir kommen, doch wir harren aus, bis einer einen Platz räumt. Jetzt kann die Saône machen was sie will.

Freitags ist Markt in Auxonne. Einer jener Märkte für die man Frankreich einfach lieben muss.

Das Angebot an Kleidung ist für meinen stockkonservativen Geschmack nicht unbedingt Vertrauens erweckend. Aber das Vertrauen wird durch die Preise unterboten oder wieder hergestellt.

Selbst bei ausgesprochenen Fehlkäufen stimmt der Vorteil des günstigen Einkaufs nachsichtig. So sind Reklamationen kaum zu erwarten.

Immerhin stelle ich seit Jahren fest, dass das, was auf einem französischen Markt gerade „in“ ist im darauf folgenden Jahr bei uns der letzte Schrei wird. In Kinderkleidung sind die kinderlieben Franzosen natürlich unschlagbar.

Die Faszination des günstigen Preises treibt mich ewig Kauflustigen, ja selbst meinen ewig kaufunlustigen Herrn und Meister in eine Konstitution des geringsten Widerstandes.

So verlassen wir denn keinen Markt ohne einen hypermodernen Kleinkinderfummel im Gepäck.

Was mich immer wieder, auf jedem Markt aufs Neue fasziniert, sind die überall anzutreffenden schwarzen Händler, deren traditionelles Geschick im Umwandeln von Dollars, Euros und Yen in steuerfreien Profit ein Kunstwerk für sich darstellt.

Mittags kommt Daniel, der Sohn von Luc und Margreth zu Besuch und es gibt zur Feier des Tages mehrere Cote de boeuf.

Das Leben kann richtig schön sein, wenn zwischendrin mal die Sonne scheint.

Unsere letzten Stunden in der Saône sind gezählt.

In St. Jean de Losne treffen wir auf „Stromer“, Christa und Heiner. Sie erwarten uns schon am Tanksteg.

Wiedersehensfreude ist immer ein bisschen feucht.

Da sie aber noch mit anderen Freunden im Hafen ein rauschendes Abschiedsfest feiern wollen, verabreden wir uns am nächsten Tag im Busch.

Das Plätzchen, auf dem uns vor 2 Jahren der Angler beschimpft hat meiden wir, obwohl es schon juckt, es ist sehr schön.

Wir erobern einen Platz etwas weiter oben. Auch hier haben wir schon einmal angelegt.

Irgendwie scheint Luciano Angler magisch anzuziehen. Morgens um 6 breiten sich zwei junge Männer neben seinem Boot aus.

Fertig mit Schweizer-Schlaf.

Die Franzosen fragen recht freundlich, wann wir denn zu verschwinden gedenken, denn ihre Familie rückt später auch noch an.

Nun, wir schwinden nicht, wir rücken nur ein bisschen. Angler hin, Franzosen her, das Ufer haben sie nicht gepachtet und wer zuerst kommt, der malt zuerst. Basta!

 

 

Wir wiederholen unsere Wiedersehensfeier noch einmal in aller Ruhe. Na ja, ruhig ist es erst, als alle Mann wie auf Kommando nach dem Frühschoppen in der Versenkung verschwinden. Nein, auch falsch, aus jedem Boot klingen die Sägegeräusche anders.

Mit den Anglern arrangieren wir uns.

Ganz nach dem Motto der Franzosen: arrangez-vous!

Als wir abends den Grill ans Ufer schaffen, packen sie ihre Utensilien zusammen, schenken uns eine Flasche Wein und den Rest ihres Schokokuchens.

Irgendwie scheint es ein durstiges Wetter zu sein. Es wurde – wieder – ein feucht-fröhliche Party auf unserem Achterdeck.

Morgens um 9 lichten wir (symbolisch) die Anker.

Heute geht's in den Doubs!

 

 

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