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Leinen los und los!

 

16

Die Maas

 

Jetzt sind wir einen ganzen Tag bergauf geschleust, nur um in der letzten Schleuse des Kanaal-Wessen-Niedervert abwärts in die Maas nach Maasbracht zu schleusen.

Leider heißt die Maas hier nicht Maas, sondern Juliana Kanaal. Die Maas mäandert neben dem Kanal her, streckenweise bleibt ihr so wenig Wasser, dass sie kaum mehr mit einem Kahn zu befahren ist.

Allerdings gibt es hier die Grindgarten. Das sind weite Wasserflächen, von manchmal erstaunlichen Ausmaßen. Was als Baggerlöcher und üble Umweltzerstörung begann, ist heute ein ähnlich attraktives Wassersport- und Erholungsgebiet wie die Maasplassen um Roermond.

Wir zockeln mit dem alten Holländer weiter nach Maastricht. Hier bringt uns eine kleine Schleuse zwei Meter runter in den Stadthafen. Es ist schon kolossal.

Man könnte halb Holland ersäufen, wenn man nur einige wenige Dämme und Schleusen sprengen würde.

Allerdings ist das ja keinesfalls unsere Absicht.

 

 


In Maastricht wollen wir jetzt endlich mal beim Chinesen essen.

Doch erst mal suchen wir uns einen Platz an einem Steiger neben einem recht merkwürdigen Boot. Es scheint eine Barkasse gewesen zu sein. Vorne ist eine winzige Kajüte und darauf ein Hüttchen als Fahrstand in dem der Skipper wohl gerade mal stehen aber nicht umfallen kann. Der Rest des ziemlich langen Kahns ist mit einer leuchtend orange Plane abgedeckt. Es ist keiner an Bord, doch ein Blick ins Innere

zeigt, dass es innen genauso abenteuerlich ausschaut wie außen. Lotterbett im Heck und Biergarnitur in der Mitte neben einem riesigen Grill.

Das Ding heißt Leierkasten und genauso sieht es auch aus.

Nach einiger Zeit kommt auch unser alter Bekannter, der Querschläger, in den Hafen. Die beiden scheinen guter Dinge, dann konnte es ja keine neuerlichen Katastrophen gegeben haben.

Fernsehen gibt's nicht, wegen der hohen Häuser um den Hafen aber für 8 € kann man einen W-Lan-Zugang kaufen.

Das überlege ich mir für den nächsten Tag.

Irgendwann trudeln auch unsere neuen Nachbarn ein. Dann wird alle paar Minuten der Motor gestartet. Der Skipper hängt im orangen Overall, es muss ja alles ein bisschen farbharmonisch sein, im Motorraum, die Deckel sind auf, Werkzeug ist verstreut.

Nach einiger Zeit erbarmt sich Manfred und ruft rüber, was denn los sei.

Und nach nur wenigen Sätzen kommt die Bitte: “Komm mal rüber!“

Dann entsteht auch bei uns ein bisschen Unruhe. Manfred kommt und kramt in seinen Schätzen, dann geht er wieder, dann kommt er wieder kramen.

„Sein Motor zieht Luft!“, ist die Antwort, als ich ihn frage, was denn nun los sei und ob er helfen könne.

Anscheinend konnte er wenigsten ein paar gute Ratschläge geben.

Kaum ist er wieder an Bord kommt der alte Holländer mit einem Bröckchen in der Hand. Ob Manfred Mechaniker wäre will er wissen und ob er Ahnung von Geysiren hat.

Auch er bekommt ein paar Ratschläge über die Funktion seines Durchlauferhitzers, doch ohne Ersatzteile kann auch Manfred die Zündsicherung nicht reparieren.

Als wir am nächsten Tag von unserer Stadtbesichtigung zurückkommen, verschwindet Manfred gleich wieder mit dem Leierkasten-Mann in dessen Katakomben. Dann kommt er zurück und kündigt für 4 Uhr Besuch an.

Das stimmt mich ein bisschen skeptisch, denn wir haben uns eigentlich mit dem alten Holländer um halb sieben zum Chinesen verabredet.

Na schön! Auf meinen W-Lan kann ich in dem Fall auch verzichten. Hab ja gar keine Zeit.

Unser Querschläger-Ehepaar ist unheimlich nett. Louis ist ein holländischer Phonetik-Professor auf dem Weg zum Weltkongress nach Saarbrücken.

Der erste Professor für Phonetik war Daniel Jones aus England, der Prof. Higgins der polierten Schnauze.

 

Wir werden Louis und Anneliese ganz sicher noch öfter begegnen.

Wir plaudern sehr angeregt bis der Leierkasten-Mann mit zwei Platten Häppchen auftaucht.

Bernd, Anette und Leonie aus Berlin. Richtig süß die drei.

Beide Lehrer, Bernd Pensionär, Anette im Auszeit-Jahr und die kleine Leonie tauft Manfred gleich mal um in Masstricht. Nach einigem üben gelingt ihr dann der Mamfred.

 

 

 

Als um halb sieben der alte Holländer den Kopf ins Ruderhaus steckt und mehr als unwillig brummt, haben wir bereits die 3. Flasche Roten gekippt.

Später gehen wir dann dazu über diverse Schnäpse einer Degustation zu unterziehen und weil der kleine Frosch auch mal ins Bett muss, endet die Party weit nach Mitternacht auf dem Leierkasten.

Bernd hat sich beim Schnaps ein wenig hervorgetan und kann am nächsten Morgen nicht recht mithalten, so dass wir uns alleine aufmachen. Sie werden uns schon irgendwo wieder einholen.

Der Berufsverkehr auf der Maas ist ungeheuer. Drei Schiffe warten vor der Schleuse. Mit uns noch ein anderes Sportboot.

Als es endlich weitergeht, dürfen wir mit einem Berufsschiff einfahren. Die Schleuse hat 126 m, das Schiff 80 m, da ist also reichlich Platz für zwei Sportboote dahinter. Bis alle endlich in die Schleuse rangiert haben, kommen noch 2 Boote, darunter Louis unser Professor mit Devota.

Das andere Boot ist fast so groß wie wir. Jetzt wird's eng.

Louis hängt sich an das Boot neben uns, der andere Holländer bindet bei uns fest.

Das Wasser kommt kräftig in die Schleuse und drückt uns von der Wand ab. Es ist mir nicht möglich das Tau mit diesem doppelten Gewicht nachzuholen und kurz zu halten. Es ist gespannt wie eine Gitarrensaite.

Der Schiffsmann vom Berufsschiff kommt nach hinten und meckert den Holländer neben uns an, dass er Platz braucht zum rausfahren. Die Holländerin meckert Manfred an, warum wir nicht weitergefahren sind. Manfred erklärt ihr, dass das Berufsschiff eben Platz braucht um von der Wand wegzukommen beim rausfahren und nicht mit uns verkeilt werden kann.

Mein Tau wird mit steigendem Wasserstand immer länger, jetzt scheuern sie neben uns mit der Nase am Heck des Berufsschiffes. Madam Holländerin meckert mich an, ich solle doch das Tau richtig belegen- belegen!?!—beim aufwärtsschleusen--- ich bitte sie an Bord, damit sie es selber gerne versuchen kann. Sie kommt, wickelt mein Tau ab und fiert es in der Hand, mit dem Erfolg, dass Beluga noch einen Satz Richtung Berufsschiff macht. Ich motze sie an, sie soll es gefälligst wieder belegen. Sie motzt zurück—keine Panik- keine Panik-. Ich grinse sie an, meine Panik ist es nicht, sie stehen als Puffer zwischen uns und dem Frachter.

Manfred hat hinten die gleichen Probleme wie ich vorne. Es drückt uns einfach von der Wand. Beim Umhängen verkeilt sich einmal sogar das Tau, sodass wir ziemlich schief hängen. Ich denke schon er muss es kappen, aber dann kommt es doch noch raus.

Es wird eine sehr ungemütliche Schleuserei und wir sind heilfroh, dass die Sportboote in der nächsten Schleuse alleine schleusen können, da der Frachter ein ganzes Stück schneller ist.

Mit Louis und Anneliese erkunden wir Lüttich und am nächsten Tag treffen wir uns wieder im Hafen von Huy.

Wir sind schon zweimal hier vorbeigefahren und haben nie die Stadt angeschaut. Das holen wir jetzt nach. Es ist ein ganz schöner Fußmarsch. Dann nehmen wir die Seilbahn und gondeln über Zitadelle und Ortschaft bis zu einer Kapelle, wohl ein Wallfahrtsort. Runter laufen wir wieder. Louis will den Marktplatz sehen und die Kirche und die Straße und die nächste…. und wieder….Er wird ein Nachmittag der Körperertüchtigung.

Abends essen wir sehr gut im Restaurant an unserem Hafen.

Die Leierkastencrew findet sich nicht mehr ein.

Die treffen wir erst wieder in Namur, als sie uns mit viel Geschrei und Gewedel entdecken.

In Belgien hat heute der Sommerschlussverkauf begonnen….. welcher Sommer? frag ich mich. Namur hat einen Jahrmarkt und einen verkaufsoffenen Sonntag dafür veranstaltet. Die Stadt ist brechend voll. Wir müssen uns regelrecht durch die Menschenmassen kämpfen um an die Kathedrale zu gelangen und natürlich die ganzen anderen Sehenswürdigkeiten.

Louis gibt selbst nach dem Bierchen auf dem Marktplatz keine Ruhe, jetzt will er auf die Citadelle. Na gut, wir können von oben sicher ganz tolle Bilder vom Flusstal machen.

Natürlich zieht sich unsere Happy Hour dann wieder etwas in die Länge als auch die Leierkasten-Crew wieder eintrudelt.

Ein wenig empört erzählt uns der Leierkasten-Bernd, dass er zweimal kontrolliert wurde. Einmal an der Schleuse, da hat man festgestellt, dass er keine Durchfahrtsgenehmigung hat. Und dann noch mal von der Polizei, die ihn gerügt haben, weil Autoreifen als Fender nicht erlaubt sind. Das ist natürlich ein erneuter Tiefschlag, nachdem ihm die Holländer in Maastricht sein altes Funkgerät beschlagnahmt haben. Er guckt ein bisschen unglücklich, als wir ihm sagen, dass das mit den Autoreifen auch in Frankreich so ist.

Man kann für ihn nur hoffen, dass die Franzosen wie immer leger darüber hinwegsehen. Kaufen kann er auf dieser Route keine Fender mehr.

Wir setzen unsere Reise bei strömendem Dauerregen fort. Es ist trostlos. Es gibt miserable Bilder und egal wie schön das Tal auch ist, so macht es keinen Spaß.

In Givet erreichen wir die erste Schleuse auf französischem Gebiet. Hier kommt der Eclusier mit einem Haken und nimmt uns die Taue ab.

Vive la France!

Wir freuen uns auf Frankreich.

Gleich an der ersten Brücke finden wir in die französische Wirklichkeit. Die Brücke hat ein Warnschild „Vorsicht Höhe“.

Unser Mast liegt bereits, es kann weitergehen.

Wir legen nicht im Jachthafen an, sondern gegenüber im Port de Plaisance. Ein bisschen hochtrabend für die Mole mit den Pollern. Sie ist auch noch so hoch, dass man nur mit Leitern von Bord kommt. Abends kommt dann tatsächliche einer und kassiert 3€.

 

 

Beim Anlegen kommt ein deutscher Segler, Ole Pinelle heißt das Boot, gerannt und ist uns behilflich. Später machen wir einen Landgang zusammen und anschließend sitzen wir bei einem Roten in unserem Ruderhaus und lassen uns von Franz und Hannelore von ihren weiteren Plänen erzählen. 10 Jahre wollen sie unterwegs sein. Noch sind sie voller Euphorie. Für ein paar Ratschläge sind sie dankbar. Doch den besten Tipp, den ich ihnen geben könnte, nämlich ein Boot mindestens 5 m länger, den behalte ich für mich. In einem ca. 10 m langen Segelboot ist Überwintern selbst im Süden eine Tortour, könnte ich mir vorstellen. Jetzt wollen sie erst mal Freunde an Bord nehmen und die nächsten 2 Wochen mit ihnen rumschippern. Auch das dürfte bei diesem Hundswetter kein Vergnügen sein.

Nachmittags und nachts haben wir meist schönes Wetter. Morgens ist es nass. Doch was uns heute Morgen schier ersäuft hat, schlägt alles nach Längen. Eine Schleuse, ein Tunnel und wieder eine Schleuse, damit wird eine besonders verrückte Schleife der Maas einfach abgeschnitten.

Bis wir das geschafft haben, sind wir nass wie die Katzen. Auch die Regenjacken sind innen nass, Hosen bis auf die Unterwäsche. Wir müssen uns beide umziehen, dann aber brav die Regenhosen an und glücklicherweise haben wir auch mehrere Regenjacken an Bord. Mal wieder brummt Belugas Heizung auf Volldampf um alles zu trocknen. Und kaum lässt der Regen ein bisschen nach kommt ein ekelhaft kalter Sturm auf.

Als wir mittags in Fumay anlegen scheint schon wieder die Sonne aber nur bis zum nächsten Guss. Und warm ist auch anders. Aprilwetter im Juli.

Bei unserer Weiterfahrt müssen wir feststellen, dass die Maas ganz erhebliches Hochwasser hat. Der Strom fließt bis zu 8 km und bringt natürlich entsprechenden Unrat mit.

Als wir aus Schleuse 51 ausfahren wollen, liegt ein regelrechter Teppich vor uns.

Dicke Äste und Holzbalken schwimmen darin, doch sie lassen sich kaum zur Seite schaffen, weil die abgerissenen Schlingpflanzen sie festhalten. Manfred schleicht sich im Standgas hindurch. Trotzdem hat er die Propeller voller Pflanzen, die erst durch Vollgas vorwärts und rückwärts wieder wegschwimmen.

Louis hinter uns hat es gut, er kann die Presche benutzen, die Beluga in den Müll geschlagen hat.

Der Strom ist schlimm, wir kommen nur noch im Schritttempo vorwärts. Unterhalb einer Schleuse nimmt ein Charterboot Kurs auf uns, obwohl wir wirklich weit genug entfernt sind und als Manfred hupt, damit der andere wach wird, was er auch tut, denn er reißt sofort die Nase rum, wird auch noch unverschämt gemeckert.

Die Strecke die wir jetzt durchfahren ist traumhaft schön. Hohe bewaldete Hügel quetschen den Fluss zwischen sich ein. Die Szenerie ist atemberaubend.

 

 

In Chateau Regnault liegen zwei holländische Boote am Steg. Seit vier Tagen, erzählt uns einer, weil die Schifffahrt wegen des Hochwassers gesperrt war.

In Charleville treffen wir auch den Leierkasten wieder.

Zur Happy Hour kommt Bernd angeradelt, unter einem Arm ein Fläschchen Roten unter dem anderen ein Bündel Taue. Manfred soll sich seinen Spleiß angucken. Natürlich erntet er für diesen merkwürdigen Wust ein tadelndes Kopfschütteln.

Manfred erklärt ihm wie das funktioniert, richtig funktioniert, mit dem Spleißen. Und als Bernd nicht so richtig aufmerksam ist, bekommt er gleich einen Tadel (vorzugsweise ins Bordbuch) mit dem Vermerk, dass es hier nicht ist wie in der Schule, hier hat der Herr Lehrer aufzupassen und mitzuarbeiten. Und weil Louis den Kopf sehr interessiert dazwischen steckt, heißt das für Bernd – Achtung der Herr Professor guckt dir über die Schulter.

„Und da fragen mich unsere Freunde ob es uns nicht langweilig ist auf dem Boot!“, wirft Anneliese lachend dazwischen. „Dabei ist doch immer irgendwas los!“

Tatsächlich kommt Louis Stunden nach Auflösung der Gesellschaft noch mal geschlichen und hat ein Tau in der Hand um sich den Spleiß von Manfred noch mal erklären zu lassen.

Zwischenzeitlich sind mehrere Boote eingetroffen. Es wird mit jedem Boot und jeder voranrückenden Stunde schwieriger einen Platz zu ergattern. Auch Segler Ole Pinelle hat uns eingeholt und seinen Besuch dabei.

Eine große holländische Yacht mit Flybright kreuzt vor unserem Ponton und regt sich fürchterlich auf, dass wir da liegen und kein ihm genehmer Platz mehr frei ist. Er gestikuliert und schimpft, macht eindeutige Handbewegungen, die uns klarmachen, was wir doch für Idioten sind. Wir liegen wirklich ohne Abstand zu einander am Steiger und vor dem ersten Boot ist noch Platz und hinter dem letzten Boot auch. Auch die Mole gegenüber ist frei. Doch nein, der Herr Holländer wünscht sich, dass wir Idioten alle ablegen, damit er da hin kann. Nun, er hat Pech. Er muss sich an das Ende des Steigers quetschen und uns weiterhin mit bösen Blicken bombardieren, dabei merkt er gar nicht, dass der einzige Idiot an diesem Steiger er selber ist.

Wir können es fast nicht mehr glauben, aber wir haben tatsächlich zwei Tage ohne Regen, ja sogar mit Sonne.

Sedan fesselt uns nicht lange.

Dafür aber ein frisch gemähter Platz hinter der nächsten Schleuse. Der Schleusenmeister hat uns Zwetschgen verkauft. Wir backen einen Kuchen!

Mit vereinter und der Hilfe eines Kochbuches gelingt er uns sogar ganz gut. Das beweist mal wieder, dass man immer alles an Bord haben muss.

Stühle und Tische kommen in die Wiese und obwohl eigentlich nach dem Blech voller Kuchen keiner so recht Hunger hat, verputzen wir doch jeder eine ordentliche Portion Kartoffel- und Bohnensalat, Würste und Steaks.

Das Wetter hat so viel Anstand abzuwarten bis wir gegessen haben, bevor es mal wieder zu regnen beginnt.

Später fallen die letzten Strahlen der untergehenden Sonne über die Hügel und tauchen die Ränder der Wolken in blutiges Rot, während vor uns der Regenbogen die Stelle anzeigt, an der das Goldtöpfchen vergraben liegt.

 

 

In Stenay statten wir dem Biermuseum einen Besuch ab. Halber Eintritt, weil wir im Hafen einen Gutschein bekommen.

Ein nettes keines Museum, aber nicht mehr zu sehen als in jeder Brauerei. Natürlich machen wir anschließend eine Degustion. Es gibt nur zwei verschiedene Pression, eines davon ist so süß, dass es schon fast eklig ist. Trotzdem ist der Abschluss lustig. Mit zwei Bieren hab ich nämlich schon einen Schwips. Hicks!

 

Die Buchhaltung der alten Brauerei

 

Es ist nicht das Wetter, das uns darauf aufmerksam macht, dass es Sommer und Urlaubszeit geworden ist. Es sind die vielen Boote, die plötzlich die Steganlagen belagern. Obwohl wir immer noch um die Mittagszeit an unserem Ziel ankommen, sind die Stege belagert. Manchmal ergattern wir nur noch einen Platz in der zweiten Reihe. Stromkästen sind dann natürlich alle längst belegt.

In Verdun ist es besonders schlimm. Hier warten viele Boote tagelang auf den 14. Juli, den Nationalfeiertag der Franzosen.

Sturm auf die Destille!

Von 10 Booten, die hier liegen sind 3 Engländer, 6 Holländer und ein Deutscher.

Wir ergattern einen der letzten Plätze in der zweiten Reihe auf einem australischen Boot. Naja, die Leute sind Australier, das Boot wohl holländischen Ursprungs. Sie verbringen ihre Sommer schon einige Jahre in Frankreich erzählen sie uns bei einem Kaffee. Im Herbst gehen sie heim, dann ist in Australien Sommer.

Auch der Leierkasten hat sich hier eingefunden und so verbringen wir gemeinsam mit Devota einige lustige Stunden bei Biere bruin.

Wir kennen die Stadt, waren schon zweimal hier, haben die unterirdische Citadelle besichtigt und eine Busfahrt zu den Schlachtfeldern gemacht. So entschließen wir uns kurzerhand nach dem Besuch des Marktes den Platz in der zweiten Reihe wieder zu räumen und uns ein Plätzchen im Grünen zu suchen, denn der Wetterbericht hat fürs Wochenende Sommer versprochen.

Es ist Freitag der 13.! Eigentlich für viele ein gefährlicher Unglückstag. Ein Tag der verlorenen Geldbörsen, vergessenen Schirme und Antibabypillen. Ein Tag an dem man sich unsterblich blamieren und praktisch spurlos im Kuhmist versinken kann. Ein Tag, an dem man den dicksten Pickel seit der Pubertät auf seiner Nase entdeckt und man kann sicher sein, dass aus einem schlecht gelaunten Himmel ein böse grollendes Gewitter mit Prasselregen kommt.

Nun gibt es aber Leute die haben Glück im Unglück und bei anderen ist es genau umgekehrt.

Die Sonne lacht uns an! Oder aus?

Ein bisschen ungeschickt stellt Manfred sich an der ersten Schleuse schon an. Doch garantiert ist dieser Freitag daran schuld, dass er erst links und dann rechts mit den Fendern die Schleusenwand anrempelt.

Vielleicht hat er sich auch daran erinnert, dass wir an einem Freitag den 13. geheiratet haben und kam deshalb ein bisschen aus dem Tritt.

Auch als der Leierkasten eintrifft, kann Annette von drei recht unglücklichen Schleusenmanövern berichten, einschließlich so einer blöden Leiter, die statt an der Schleusenwand irgendwann am Leierkasten hing.

Um noch weitere Unglücke dieses seit Menschengedenken gefährlichen Tages zu unterbinden sitzen wir ihn einfach am Picknick-Tisch aus und desinfizieren uns innerlich ein wenig. Man kann ja nie wissen. Nicht dass wir doch noch vom Virum Hérésium infiltriert werden.

Schließlich soll am Nationalfeiertag unser Cote de boef auf den Grill.

Devota wollte in Verdun bleiben und das obligatorische Feuerwerk dort betrachten.

Sie tun gut daran!

Kaum ist der erste richtig schöne Tag angebrochen, überfällt uns alle die Arbeitswut. Die Männer schwingen Schleifpapier und Pinsel.

Die Betten müssen endlich mal an die Sonne, einige Schränke bedürfen der ordnenden Hand. Meine Haare brauchen Farbe und an anderen Stellen müssen sie weg.

Die Harmonie der abendlichen Genüsse kompensiert die Disharmonie des Lebens, sorgt für eine gewisse Diskrepanz zwischen Gewicht und Körperlänge, die sich dann in diskontinuierlicher Dislokation keinesfalls diskret, eher den Verursacher diskriminierend, weitgehend in der unteren Körperhälfte disponiert.

Ich ignoriere diese Diskordanz, sonst müsste ich eines Tages auf meinen Grabstein schreiben: Ich hätte so gerne gelebt!

Mit meiner, ich muss es in aller Unbescheidenheit zugeben, allseits geliebten Pfirsichbowle, harren wir am Picknick-Tisch aus, so lange bis die Sonne untergeht und

kugelige kleine Wölkchen einer Schafherde gleich am zunehmenden Mond vorüber ziehen. Sterne glänzen wie Perlen in edlem Champagner an einem samtweichen Abendhimmel, als im benachbarten Dorf ein paar einsame Feuerwerkskörper die Sternstunde des Freiheitskampfes einer ganzen Nation verkünden.

 

Während Fledermäuse in zackigen Bahnen durch die Nacht flattern, entfachen wir ein Lagerfeuer als wäre gerade die Armada eingelaufen und wir müssten den Rest der Nation davor warnen.

Unter den dramatischen Klängen von Vangelis, die das ganze Tal füllen, zieht der Leierkasten eine Spur ins Wasser als er mittags die Leinen los wirft und wie ein Marketender hinter dem Heer der Kreuzritter das traute Beisammensein verlässt.

So wackeln sie ab, die verrückten Preußen.

 

„Es hat Spaß gemacht euch zu treffen! Lebt wohl und gute Reise!“

Lange hört man ihn noch, bis endgültig auch der letzte zarte Ton im Säuseln des Windes und Rauschen des vorbeirasenden TGVs verklungen ist.

Eine halbe Stunde später trifft Devota ein, allerdings lange nicht so spektakulär.

Was sich da mit holländischer Fahne am Heck an uns vorbeischiebt macht Manfred aus verschiedenen Gründen nervös.

Die meisten von ihnen sind sehr in Eile und handeln sich deshalb meist einige undelikate Verweise ein. Es ist zu vermuten, dass wir die halbe holländische Nation zu den Waffen gerufen haben. Es wird schon der eine oder andere ein gezücktes Messer hinter dem Rücken versteckt haben, wenn er gefragt wird, ob er seinen Anstand und die Kenntnisse über Seemannschaft zu Hause gelassen hat. Zur Ehrerrettung manch holländischer Seemanns-Gene muss man aber zu geben, dass auch der eine oder andere Deutsche und Schweizer dabei ist. Nur die Englänger gleiten an uns vorbei, dass sich nicht mal das Wasser kräuselt.

Es ist wirklich unangenehm, wenn die Herrschaften in Marschfahrt an uns vorbei düsen und sämtliche Boote gegen die Steine des Ufers donnern.

Der Konvoi bedeutet natürlich auch, dass alle künftigen Liegeplätze mehr als belegt sein werden, während die Schleusen mehr als verstopft sind.

Genauso ist es auch. Wir harren ungeduldig vor den Schleusen und liegen im Päckchen am Steiger.

Wenigsten das Dümpeln vor den Schleusen ersparen wir uns am nächsten Tag, denn da sind wir die ersten die ablegen und demonstrativ den Platz vor der Schleuse verteidigen. So kommen wir auch prima vorwärts und ergattern noch Plätze am Kai vor Aldi.

Wir kaufen ein wie die Bekloppten. So nah wird's uns wohl lange nicht mehr gelingen.

So richtig schön ist der Liegeplatz allerdings nicht und wir fahren noch ein Stückchen weiter. Auch da ist der Liegeplatz knallvoll.

Also weiter.

Nur ein paar Schleusen, bis wir einen netten Platz finden, sagt Manfred.

So nehmen wir denn schnell mal die letzten 5 Schleusen im Maaskanal.

Weils aber gerade so gut läuft, fahren wir auch noch im Marne-Kanal weiter.

Nur bis zum Wendebecken mit dem Anleger vor dem Tunnel, sagt Manfred.

Na ja, meint er dann, bis vor die Tunneleinfahrt können wir ja schon noch weiterfahren, auch wenn der Anleger völlig leer ist.

Ach, wie erstaunlich er es findet, dass doch tatsächlich die Ampel vor dem Tunnel grün ist. Da können wir ja glatt noch durchfahren, meint Manfred.

Als wir den Tunnel hinter uns haben, ist es bereits viertel nach sechs.

Ach guck nur, meint Manfred, der Schleusenmeister hat uns doch tatsächlich noch grün für die Schleuse gemacht.

Ja, sag ich ihm und werfe das Tau so geschickt um den nächsten Poller, dass jeder Cowboy vor Neid erblassen würde, und du nimmst den Funk, schaltest Kanal 20 ein und sagst ihm: „Merci, für heute fini!“

Es tut ihm sehr, sehr weh!

Morgens um 10 nach 8 ist er wie elektrisiert, die Ampel an der Schleuse ist eingeschaltet und zeigt rot/grün – Bereitschaft.

Natürlich werfen wir sofort die Leinen los.

Leider vergebens, der Eclusier kommt mit dem Auto angedüst und brüllt „neuf Heur“, na gut, dann legen wir halt wieder an.

Wir sind schon in der Schleuse und das Tor schließt sich, als sich hinter uns ein mastloser Segler aus dem Tunnel schiebt.

In einem plötzlichen Anfall von Menschlichkeit stößt Manfred einen Pfiff aus und gestikuliert mit dem Schleusenwärter, dass er doch auf die Nachzügler warten soll.

Es wäre so einfach alleine die Schleusentreppe zu machen und ginge so schnell. Aber nein, wir brauchen einen Mitfahrer und dann auch noch einen Segler!

Segler haben ein Gewickel in den Schleusen, das kann man fast nicht mit ansehen. Selbst wenn es abwärts geht, dann knebeln sie ihren Kahn als hätte der sich emanzipiert und würde den Aufstand proben.

Gut, ich bin nicht besonders tolerant. Geb ich zu.

Aber vielleicht kann mir irgendjemand mal erklären, warum Segler nicht lernfähig sind?

Sie dotzen mit der Scheuerleiste gegen die Schleusenmauer, dass es nur so kracht, aber sie hängen an diese Stelle keinen Fender!

Sie hantieren mit 30 m langen Tauen und binden gar zwei zusammen, nur um 2 m abwärts zu schleusen. Sie sind taub für jede Art von Ratschlag, denn sie sind ja Segler und damit die weit besseren Wassersportler.

Na gut, lass sie sich verschimpfen bei jedem Rumser, lass sie auf der Schleuse rum hüpfen wies Rumpelstilzchen, lass sie einfach grimmige Gesichter ziehen. Mein Nervenkostüm ist es ja nicht.

In einer Stauhaltung begegnen wir doch glatt Karl dem Käfer. Klar hat er die Kippe im Mundwinkel. (Siehe „Krumme Touren“) Sie winken wie verrückt.

Dann sind wir im Hafen und sind erstaunt, dass doch noch recht viel Platz ist.

Und tatsächlich liegt da der Holländer, den Manfred tags zuvor als er recht flott am Aldi vorbeifuhr, so angepfiffen hat. Und sofort fragt der natürlich warum Manfred so ärgerlich war.

Als Manfred ihm erklärt, dass es manchmal am Ufer etwas wenig Wasser hat und wenn einer vorbeirauscht und kräftige Wellen macht, kann das Boot mit dem Kiel aufschlagen und wenn dann ein Stein da liegt, dann hat man auch ein Loch im Rumpf.

Ein bisschen betreten hat er dann geguckt und zugegeben, dass ihm das auch schon passiert ist und er sich fürchterlich über die Vorbeifahrer geärgert hat. Und er entschuldigt sich tatsächlich. Vielleicht hat er sogar daraus gelernt.

Mal wieder feiern wir einen Abschied. Ole Pinelle wird die Nase gen Süden wenden um über den Vogesenkanal in Saône und Rhone und dann ins Mittelmeer zu fahren.

Devota wird nach Nancy und den Saarkanal nach Saarbrücken fahren. Dort werden wir uns wohl nochmals treffen, wenn es denn seine Zeit als Kongressleiter erlaubt.