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Kapitel 1
Heimat


Kapitel 2
Loreley


Kapitel 3
Die Mosel


Kapitel 4
Canal de la Marne au Rhin

Kapitel 5
Canal de la Marne á la Saône

Kapitel 6
Auf der Saone


Kapitel 7
In der Seille

Kapitel 8
Zurück auf der Saône

Kapitel 9
Der Doubs
Komödien am laufenden Bande

Die Grotte von Orselle
Traurig trübe Tage
Die Jungfrau
Alleine weiter
Ein Löwe kommt selten allein
Mast- und Schotbruch
Sachen gibts..

Kapitel 9

Der Doubs

 

Die Grotte von Osselle

„Dieses Jahr“, verkündete Manfred am nächsten Tag, „legen wir in Osselle an und fahren in die Grotte.“

Alle nickten und beraubten ihn somit der Freude mit viel Überredungskunst und Manpower seine Meinung durchzusetzen.

In nervtötender Aktivität erkundete er schon mal den Weg.

„Überhaupt kein Problem, lediglich 4 km!“

>Wenn er 4 km sagt, dann sind es sicher 8. <

Dachte Doris....

>Wenn er sagt kein Problem, geht es bestimmt die ganze Strecke bergauf. <

Dachte Doris.....

>Wenn er doch nur einmal, wie andere ältere Männer, auf seinem Hintern sitzen bleiben könnte und Ruhe gäbe. <

Dachte Doris.....

>Da bin ich mal gespannt, ob Margreth noch mal mitfährt. <

Dachte Doris...

 

>Dieses langweilige Volk werde ich ordentlich aufmischen. <

Dachte Manfred...

Sie sah es an seinem Blick.

Es waren tatsächlich nur ca. 4 km und es ging wider Erwarten nur wenig bergauf. Margreth trat in die Pedale, dass es ihnen Angst und Bange wurde.

 

>Ob sie die nächste Bergetappe der Tour de France mitfahren will? <

Überlegte Doris...

 

Die Grotte war ein Traum aus Stalaktiten und Stalagmiten. Kalksteingebilde in farbenprächtigen Formationen wuchsen aus der Dunkelheit.

> Nichts würde ich lieber tun, als von den ausgebauten Wegen wegzugehen und auf eigene Faust die Höhle erkunden und einmal zu graben. Vielleicht fänden sich ja noch tolle Kristalle, Edelsteine oder Skelette von Tieren und vielleicht von Urmenschen. Nein, Menschen haben hier sicher nicht gewohnt, dafür ist die Höhle zu nass. Aber dann hätten sie doch wenigstens Wasser gehabt. Auch falsch, Wasser hatten sie doch gleich vor der Grotte, da läuft doch der Doubs. <

Überlegte Doris....

 

>Die Grotte soll seit 1504 zu besichtigen sein. Ob damals wirklich einer Interesse daran gehabt hatte eine Höhle zu betrachten? Muss es nicht unheimlich und beängstigend gewesen sein nur mit rußenden, flackernden Fackeln in diese Schwärze vorzudringen? <

Überlegte Doris....

 

>Stalaktiten wachsen von oben runter und Stalagmiten von unten rauf. Wenn sie sich treffen entstehen Säulen. Merkwürdig, dass manche weiß sind wie frisch gefallener Schnee und andere zarte lachsfarbene oder grüne und blaue Streifen haben. Was bringt nur die Natur für wundervolle Farben hervor. Und erst die Akustik. Ein leises Flüstern füllt den ganzen Raum. <

Überlegte Doris....

 

>Die haben sich unheimlich viel Mühe gemacht, die Grotte begehbar zu machen. Den Beton hier rein zu schaffen und die Wege zwischen den Wasserbecken zu zementieren war sicher nicht einfach. Und dann mussten sie auch noch die Durchlässe vergrößern. Das ganze Zeug musste dann ja auch rausgeschafft werde, vielleicht haben sie sie deswegen so niedrig gehalten. Oh je, jetzt hat sich Luciano den Schädel gerannt. <

Überlegte Doris....

 

>In diesen Wasserbecken würde ich für mein Leben gern mal rumwaten. Komisch, wie sich die Lehmschicht anfühlt, eher wie ganz feiner Ton. Und genau so eine helle Farbe hat sie auch, wenn man sie zwischen den Fingern reibt. Was für ein Glück, dass keine Fledermäuse da sind. Wie hießen sie doch gleich? Ach ja, Hufeisennasen. Die sollen eine Spannweite von 30 cm haben. Ich bekäme die Krise, wenn mir die Viecher um die Ohren schwirren würden. <

Überlegte Doris....

 

>Wie kann nur mitten in diesem riesigen Saal so ein dicker Lehmklumpen stehen bleiben? Wieso hat der Fluss diesen Klumpen nicht einfach weggespült? Wenn er sogar die Felswände ausgespült hat? Das Wasser muss doch mit brachialer Gewalt hier durchgebraust sein, um so einen Saal auszuwaschen. Unglaublich, hier ist sogar ein kreisrundes Loch wie ein konischer Zylinder, wahrscheinlich ein Wirbel im Wasser. Hier sollen in der Revolution die Verfolgten ihre Messe gelesen haben. Vielleicht weil der Tonklumpen aussieht wie ein Altar? Kann man nicht zuhause im stillen Kämmerlein beten? Muss man erst mal einen Kilometer in einen Berg marschieren um seinem Gott zu huldigen? <

Überlegte Doris....

 

>Die Bären sehen aus wie hässliche, überdimensionale Plüschtiere. Das sind sie auch. Schade, dass die so einen Kitsch hier reinstellen. Den Skeletten da drüben fehlen ja alle Köpfe. Ach ja, die hatten ja einen Raub. Eine „schöne“ Trophäe muss das sein, so ein Steinzeit-Bärenkopf im Wohnzimmer. Na, mein Fall wär es nicht. Kann man ja leicht behaupten, dass hier noch ca. 3.000 Skelette im Lehm stecken sollen. Sollen sie halt mal graben. <

Überlegte Doris....

 

>Alle Mann stehen jetzt auf der kleinen Brücke. Wenn die runterdonnert, o, o. Das Wasser des Flusses ist glasklar. Ob man es trinken kann? Wahrscheinlich nicht. Ist bestimmt zu viel ausgeschwemmtes Mineral drin. Wenn ich jetzt alleine wäre, würde ich da runter klettern und es probieren. Die Steine für die Brücke haben sie angeblich auf dem Rücken hierher transportiert. Ganz schöne Schinderei.<

Überlegte Doris....

 

>Schade, dass es nicht weitergeht. Hier müssen wir umdrehen. Hoffentlich hat Manfred ordentliche Bilder gemacht. Margreth ist ganz schön am Schnaufen. Die vielen Treppen werden ihr zu schaffen machen. Und glitschig ist es auch. Da sind Hundespuren im Wasserbecken. Die dürfen darin rumwaten, Menschen nicht. Die Beschreibung der Grotte werde ich heimlich einstecken. Bei dem Dämmerlicht konnte ich ja nichts lesen und für 12 Euro können ruhig die zwei Blätter deutsche Erklärung inklusive sein. Ich muss Manfred noch sagen, dass er dem Führer ein Trinkgeld gibt, auch wenn wir kein Wort verstanden haben. <

Überlegte Doris.....

 

Sie ließen die Eindrücke bei einer Cola nachklingen, bevor sie sich wieder auf ihre Drahtesel schwangen und den Heimweg antraten.

Und dort lag dann die Hera, ihre österreichischen Bootsfreunde Helmut und Renate, und warteten auf sie. Sie waren auf dem Heimweg von der Donau-Tour, die Doris und Manfred schon letztes Jahr beendet hatten. Es gab viel zu erzählen und Erlebnisse auszutauschen. Auch für Renate war die Donau ein Traum und die Fahrt durchs blaue Wasser katapultierte stellenweise dicht am Alptraum vorbei. Das würde Helmut allerdings nie bekennen. Er war innerlich lange nicht so groß wie er nach außen tat, sonst hätte er keine Probleme auch die eigenen menschlichen Schwächen und Fehler zuzugeben . Immerhin konnten sie sich darauf einigen, dass diese Tour um halb Südeuropa mit einem Motorboot nur Menschen wagen und machen würden, die einen absoluten Knall haben. Irre mit Rosinen im Kopf und Blei in den Füßen. Nichts im Leben geschieht ohne Risiko, aber ohne Risiko geschieht auch nichts. Das hatten sie bewiesen. Damit konnten sie leben.

Leider hatte sich niemand die Mühe gemacht der Nacht zu erklären, sie sei zu früh hereingebrochen und am nächsten Morgen setzten die Freunde ihre Reise fort. Wenn Doris und Manfred ihren Liegeplatz erreicht hätten, hätten die Österreicher noch ca. 1000 km vor sich. Und außerdem lief ihre Vignette in gut einer Woche ab. Erstaunlicherweise liefen sie ihnen aber zwei Tage später in Besançon wieder auf. Wahrscheinlich konnten sie einfach nicht ohne einen Stromanschluss sein.

Zeit war unberechenbar. Würde sie gebraucht, war zu wenig von ihr da. Wacht einer morgens um drei auf, gab es zu viel von ihr. Es war immer klüger sie sich zu nehmen, als auf sie zu warten. Es tat den Nerven gut, wenn man jede Menge vor sich hatte.

 


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