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Kapitel 9 Der Doubs
Alleine weiter
Eine große Unrast hatte die Bootfahrer ergriffen. Sie spürten das Vergehen der Zeit, die Vergänglichkeit alles Irdischen, das zu einer seelenlosen Atmosphäre führte. Sie wollten weiter, sich betätigen, nur nicht nachdenken. In Baume-les-Dames trennten sie sich von Luciano und Margreth. Die beiden wollten sich viel mehr Zeit lassen und erst irgendwann Mitte bis Ende September in Basel sein. Doris und Manfred standen morgens früh auf und warfen den Motor an. „Früher Vogel fängt den Wurm.“ Manfreds Devise, die immer zutraf. Wer früh fährt, kam früh an und hatte immer den besten Platz und meistens auch keinen Zirkus in den Schleusen. Hausarbeit, fahren, schleusen, immer wieder fotografieren, dann anlegen, das jeweilige Dorf erkunden, wieder fotografieren. Das lenkte ab. „Was willst du denn mit den vielen Bildern?“, wollte Manfred wissen, „ich dachte du willst dieses Jahr überhaupt keine oder nur sehr wenige Bilder in deinen Bericht einfügen.“ Ein Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln. „Die mach ich nur fürs Internet. Je mehr ich mache, desto größer ist die Chance, dass mal ein richtig tolles dabei ist .“ Man musste die Dinge nur in die richtige Perspektive bringen.
Regenschwere Wolken rauschten heran, verdunkelten einen übellaunigen Himmel und ließen das Leben wie einen schwarz-weiß Film vor ihnen ablaufen. Hatte das zu bedeuten, dass der Sommer in den letzten Zügen lag? In Montbéliard im Hafen fanden sich einige Deutsche ein. Die Landsleute mit ihren kleinen Booten gingen irgendwie auf Distanz zu diesem „Schlachtschiff“, eine Auffassung, die Doris überhaupt nicht verstehen konnte. Beluga war ein großes Boot, das war schon richtig, aber mit den doppelstöckigen, neureichen Yachten hatte sie weiß Gott nichts gemein. Doris war sich durchaus bewusst, dass bereits der Ausdruck „neureich“ auch von ihr eine Verallgemeinerung war. Sie waren solide und bodenständig und alles andere als hochnäsig. Sie waren gastfreundlich und halfen wo sie konnten, nahmen immer den vorderen, den unruhigen Platz in den Schleusen. Sie hatten viel mehr Erfahrung und betrieben schon länger Wassersport als die meisten Menschen, die sie kannten und trafen, deshalb fanden sie es auch besonders lächerlich, wenn die anderen begannen mit ihren Erlebnissen in den Schleusen zu prahlen und ihnen umständlich erklärten, dass mit einem kleinen Boot alles sooo viel schwieriger wäre. Manfred verdrückte sich als erster hinter den Fernseher und sie verzichteten auf einen abendlichen Schwatz.
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