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Kapitel 1
Heimat


Kapitel 2
Loreley


Kapitel 3
Die Mosel


Kapitel 4
Canal de la Marne au Rhin

Kapitel 5
Canal de la Marne á la Saône

Kapitel 6
Auf der Saone


Kapitel 7
In der Seille

Kapitel 8
Zurück auf der Saône

Kapitel 9
Der Doubs
Komödien am laufenden Bande

Die Grotte von Orselle
Traurig trübe Tage
Die Jungfrau
Alleine weiter
Ein Löwe kommt selten allein
Mast- und Schotbruch
Sachen gibts..

Kapitel 9

Der Doubs

 

 

Mast- und Schotbruch

 

Beluga holte sie in Mulhouse ein, die Deutschen, Helmut den Österreicher und trafen auch Joop den Holländer wieder. Erwartungsgemäß war der Hafen knallvoll. Sie bekamen nur noch einen Platz an der Mauer. Nicht eben toll und auch nicht besonders sicher direkt neben der Straße, mit einem hervorragenden Blick auf die Bordsteinschwalben des Bahnhofviertels.

Manfred überlegte, dass er die Bordkasse leicht aufbessern könnte, würde er eine Koje vermieten, entschied sich seltsamerweise dann doch dagegen.

Mit den Holländern lagen sie auf Anhieb auf der gleichen Wellenlänge. Gemeinsam machten sie samstags den Markt unsicher.

„Wenn man von den Gebäuden mal absieht“, sagte Doris, „dann könnte man in der Türkei sein. Wir wären dort wie hier Touristen.“

Ja, sie hatte Recht. Die türkischen Händler und Kunden überwogen einwandfrei auf diesem Platz.

Gutturale Laute von unterschiedlichen fremden Sprachen umschwirrten die Stände. Der Geruch von Pfefferminze dominierte die Luft und Kopftücher, Fez und lange Kutten die Kunden. Auf diesem Markt gab es einfach alles. Von Dessous über Abendkleider, von Melonen bis ganzen Hammel. Händler, die einem Floh das Fell über die Ohren ziehen konnten. Strolche und Millionäre, Heilige und Sünder, Schlampen und elegant gekleidete Damen. Zu viele Menschen, die einem die Luft nahmen. Eine ellenlange Schlange vor dem Hähnchengrill. Sie suchten und fanden ihr obligatorisches Cote de bœuf in der Markhalle, das letzte in diesem Jahr. Fresslust war immer ansteckend. Auch Irene und Joop kauften eines, um sich überraschen zu lassen.

 

 

 

Stundenlang suchten sie am nächsten Tag einen Aussichtsturm, nur um einen einmaligen Blick über Mülhausen bis zu den Vogesen und dem Schwarzwald zu haben. Anschließend machten sie das Museum unsicher, erzählten den Holländern die Geschichte vom Klapperstein.

Der Klapperstein war ein 4 Kilo schwerer Brocken, bemalt mit einem Gesicht das die Zunge herausstreckt. Lästermäuler, Verleumder, Ehrabschneider und böse Zungen wurde er als Strafe um den Hals gehängt. Sie mussten rittlings auf einem Esel durch die Stadt reiten. Natürlich war im Museum auch eine Statue mit dem Klapperstein um den Hals. Unverschämter weise war es eine Matrone.

„Als wären die Männer keine Dummschwätzer“, entrüstete sich Doris.

Und sie überlegte ernsthaft, ob sie vielleicht auch ein Aspirant für den Stein gewesen wäre. Immerhin war es ihre Art das Kind beim Namen zu nennen und zielgenau den Finger besonders in versteckte Wunden zu legen. Die Wahrheit konnte nicht jeder verdauen.

Sonntags verabschiedeten sie sich dann endgültig und für dieses Jahr zum letzten Mal von den Österreichern Helmut und Renate. Sie selbst brachen montags auf und waren glücklich, weil die Sonne wieder aus allen Rohren auf sie schoss.

 

 

Noch eine kleine Penischen-Schleuse war zu bewältigen, dann mussten sie den Großschifffahrtskanal Canal de Huningue hinter sich lassen und fuhren im Grand Canal d'Alsace weiter.

„Hoffentlich vergisst Joop nicht seinen Mast zu legen“, sagte Doris beim Frühstück.

„Nicht nur einen, beide muss er legen“, antwortete Manfred.

Und als sie abfuhren waren auf beiden Schiffen Masten und Funkantennen gelegt.

Sie fuhren in die Schleuse, erst Beluga, dann Virginia. Ein schriller Schrei ließ Belugas Mannschaft aufschrecken. Über die Schleuse waren zwei Elektrokabel gespannt und Virginia hing mit dem Mast darin und verhedderte sich. Statt dass die zwei läppischen Kabel abrissen, hob es den Mast aus dem Mastfuß und bog ihn nach hinten. Mit dem Mast auf der Schulter manövrierte Joop erst rückwärts um sich zu entwirren, dann vorwärst in die Schleuse. Der Mastfuß war verbogen, das Holz beschädigt und sie ärgerten sich einen Wolf. Es war nicht zu ändern.

„Ich war ganz sicher, dass sie ihre Masten liegen hatten, “ wunderte sich Doris.

„Ja, “ sagte Manfred, „aber nach der Unterführung hat er den einen wieder gestellt.“

Kismet.

 


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