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Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund - Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viel Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Auf dem Canal de l'Est branche sud zur Saône

Vogesenkanal

Schon die Römer hätten gerne die Saône mit der Mosel verbunden. Doch wie hätten sie das bewerkstelligen sollen? Leonardo da Vinci hatte ja das System der Kammerschleusen noch nicht erfunden. Der Verlust von Lothringen an die Preußen nach der französischen Niederlage 1871 gab den Anstoß den Kanal zu bauen, um feindliches Gebiet zu umgehen. Mit 93 Schleusen wahrhaft reichlich gesegnet, erklimmt die branche sud das Tal der Mosel bis zu ihrer Scheitelhaltung bei Epinal 360 m ü.d.M. Dann sucht sie sich den kleinen Fluss Coney als Begleiter bis sie die Saône in Corre erreicht. Knapp 122 km und 93 Schleusen bedeutet für uns fast jeden km eine Schleuse. Auch dem coolsten Schleusenfan kann das tierisch auf die Nerven gehen wenn das Wetter überhaupt nicht mitspielen will.

Unsere Beluga ist für die Fahrt in den Kanälen schnell präpariert. Auf dem Bug wird statt der Gösch unser Höhenmesser angebracht. Der Mast wird nach vorne gelegt, die Funkantenne zurückgeklappt. Jetzt nur noch auf beiden Schiffsseiten die Fender raus, die Schleusentaue zurechtlegen und schon kann's los gehen.

Noch in der Mosel sind wir einem Charter-Bums-Boot aufgelaufen, dessen Besatzung nicht abgeneigt ist unsere Empfehlung bezüglich einkaufen und übernachten anzuhören. Also fahren sie jetzt mit uns, nein hinter uns, denn sie kommen nun wahrhaft gar nicht voran. Für die 22 km Mosel mit ihren zwei Schleusen sind wir sage und schreibe 4 Stunden unterwegs. Allein hätten wir das in einer Stunde gepackt, doch wir wollen sie nicht einfach abhängen. Der Schleusenmeister erwartet uns schon. Wir lassen das Bumsboot vorfahren, hat uns der liebe Mann doch ernsthaft erzählt, dass sie oft Boote chartern und schon recht erfahren sind. Das Einfahren in die Schleuse klappt auch recht gut. Dann knallt er das Boot vorne an die Schleusenmauer, sie versucht ihr Tau nach oben zu bringen, was erst im fünften Anlauf gelingt, dann knallt der Kahn hinten links gegen die andere Schleusenwand. Aber es ist ja nur ein Charterboot. Als Charterboot muss man Kummer gewöhnt sein. Doch erstaunlicher Weise sind die beiden lernfähig. Schon am zweiten Tag haben sie uns ein paar Tricks abgeguckt und siehe da, es funktioniert vieles besser.

Doch dieser erste Tag im Canal de l'est ist eine Tortur. Es ist kalt und feucht und die Abstände zwischen den Schleusen sind so kurz, dass ich überhaupt nicht mehr warm werde. Meine Füße sind eiskalt, mein Rücken ist verspannt, ich habe Hunger und meine Welt ist ganz und gar nicht in Ordnung. In dieser Situation ist mir die schöne Landschaft einfach nur Schnuppe. Zur Krönung des Tages ist der Anleger in Charmes voller Boote, deren Skipper in Ermangelung jeglicher Kameradschaft oder Rücksichtnahme auf andere Bootsfahrer ihre Boote so großzügig placiert haben, dass dazwischen kein vernünftiges Boot mehr passt. Menschen ohne Sitten sind die wahre Geisel der anderen. Sofort überfällt Manfred der germanische Furor und ich bin sicher, dass alle Anlieger seine alemannischen Flüche und Verwünschungen verstanden haben. Auch am nächsten Kai liegt ein Segler mitten drauf, doch hinter ihm finden wir noch einen Platz. Dass der Stromkasten nicht mal ein kleines Watt abgibt, macht unseren Tag perfekt. Wir essen heißhungrig unseren Eintopf und ich verschwinde sofort im Bett.

Gut ausgeschlafen sieht die Welt immer gleich ganz anders aus. Die Sonne strahlt schon in aller Frühe und Manfred besorgt das erste Baguette unserer Reise. Nur eine ganz kurze, kernige Diskussion über unvernünftige Personen, die sich nicht warm genug anziehen und selber schuld sind, wenn sie sich unwohl fühlen und krank werden, klärt die Kleiderfrage des heutigen Tages. Reumütig leihe ich mir eine lange Unterhose von meinem Spatzel, mit dem Erfolg, dass ich, bedingt durch das schöne, warme Wetter, den ganzen Tag leicht transpiriere, mich aber pudelwohl fühle. Wenn das kein Grund ist abends eine lecker klebrige Flasche Mädchentraube aufzuziehen und bis zum letzten Tropfen zu genießen, werde ich nie mehr eine gute Ausrede finden.

 

Die Mosel hat uns noch nicht ganz verlassen. Fröhlich plätschert sie die meiste Zeit neben uns her. Hier ist sie eher ein wilder Bergbach. Ihr Geschiebe, Sand- und Geröllbänke, die entwurzelten Bäume an ihren Ufern lassen ahnen, dass sie bei Hochwasser auch hier oben nicht ganz ohne ist.Allerdings hat sie hier sehr viel Platz um sich auszudehnen und kann keinen größeren Schaden anrichten. Hinter Epinal verlässt sie uns aber endgültig.

 


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