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Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund- Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viele Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Besuch in der Yonne

 

 

Wir warten. Einen ganzen Tag in brüllender Hitze im Hafenbecken von Laroche-Migennes. Gegenüber ist ein Eisenbahnknotenpunkt. Güterzüge, Personenzüge, Autotransporter, TGVs, hier geht der Punk ab. Die Nacht war schier unerträglich. Jeder Zug rast uns durchs Schlafzimmer. Irgendwo muss eine Knochenfabrik sein. Manchmal wehen Miefwolken heran, dass wir uns kaum trauen Luft zu holen. In der Yonne wird gestreikt. Auch unsere Israeli kommen nicht weiter, müssen ihr Charterboot hier stehen lassen und werden von der Gesellschaft abgeholt. Wir warten, nicht geduldig, dafür ist die Umgebung zu mies und die Hitze zu groß und Geduld ist keiner unserer Charakterzüge. Eigentlich hatten wir gehofft, dass unsere Freunde Chantal und Hermann so richtige Cleverle sind und morgens so früh wegfahren, dass sie sicher jeden Pfingststau vermeiden und schon am Vormittag bei uns sind. Auch mittags wäre noch Zeit uns in die Büsche zu schlagen, grillen, ein bisschen Schatten, vielleicht schwimmen, wenn es die Sauberkeit des Wassers erlaubt. Wir warten. Nachmittags bereite ich schon mal den Kartoffelsalat, jetzt müssen sie ja bald da sein! Um sechs haue ich uns zwei Kotelett in die Pfanne, wir sind hungrig, wer weiß, wann die jetzt kommen. Um viertel nach sechs geht das Telefon: „Wir sind gleich da.“ Abfahrt nach dem Mittag und ein Picknick neben der Autobahn können den ganzen Zeitplan durcheinander bringen. Noch eine Nacht im Backofen zwischen Bahnhofsweichen.

Kurzfristig hat unser Hermann beschlossen, dass Pfingsten 2003 der richtige Zeitpunkt ist um die Prohibition in Frankreich einzuführen. Der Teufel Alkohol muss vernichtet werden. In der Kneipe am Hafen fängt er schon mal mit mehreren Pastis an. Doch dann schwenkt er, flexibel wie er nun mal ist, auf unseren burgundischen Rotwein um. Die herrliche Sommernacht auf dem Achterschiff genießend, gelingt ihm die Vernichtung des Alkohols nachhaltig, bis er durch irgendwelche teuflischen Geschicke und Fügungen um eins, wie vom Blitz der Inquisition getroffen, mehr ohnmächtig als müde auf sein Lager herniedersinkt um im Schlaf des hart arbeitenden Alkoholvernichters Energie zu tanken für die Beseitigung des mitgebrachten 5 l Bier-Fässchens am folgenden Prohibitions-Tag. Doch irgendwie müssen des Geschickes Mächte zwischen Blase und Hirn eine Verbindung der ungenauen Präzision hergestellt haben, wie sonst ist es zu erklären, dass er morgens um 6 nicht etwa leise und verschämt auf der Toilette die gebrauchten Getränke beseitigt, sondern in vollem Ornat erst rechts, dann links an den verriegelten Kajüttüren rüttelt, wie GPS-gesteuert den Weg zum Riegel findet, damit er endlich in den Anlagen mit leicht geschwollenen Augen bei einem Pipi rustique Erleichterung findet. Während Manfred und ich um halb sieben unser verfrühtes Frühstück auf dem Achterschiff genießen, hat Hermann heute keinen so rechten Appetit und Chantal kann auch das Geklapper des Frühstücksgeschirrs ihren Schönheitsschlaf nicht rauben.

Die Schleusen Yonne abwärts werden immer noch bestreikt, so dass unser Ausflug nach Joigny auch diesen Schicksalsmächten zum Opfer fällt. Was uns bleibt, ist ein kurzer Ausflug in einen Seitenarm der Yonne, damit dort alle ihren versäumten Schlaf nachholen können.

Beflügelt durch eine ruhige und etwas längere Nacht, brechen die beiden am Morgen auf um Freunde im Süden Frankreichs zu besuchen. Hermann wird sicher mit Hilfe seines Freundes Régis den Versuch fortsetzen Frankreich von der Plage des Alkohols zu befreien. Chantal wird ihren halbgallischen Trinknix mit missbilligenden Blicken bombardieren und jeder wird auf seine Art einen erholsamen Kurzurlaub genießen.

Bacchus sei ihrer armen Leber gnädig.

 

 


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