www. Beluga-on-Tour.de

 

 

Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund- Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viel Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Besuch hat sich angekündigt

 

Bereits im Winter haben unsere Freunde vereinbart, uns gemeinsam zu besuchen. Dass aus dieser Gemeinsamkeit nichts wurde, war fast vorhersehbar. Bringe einer mal vier Menschen mit vier verschiedenen Terminkalendern unter einen Hut.
Doch jetzt gilt's. Montag geht das Telefon: „Wir kommen am Wochenende.“
Und wir freuen uns richtig auf den Besuch von Carla und Karl-Heinz.
Unser Leben ist bequem wie ausgelatschte Turnschuhe, das muss sich jetzt ändern.
Ein Plan muss her.
Normale Leute wollen dreimal am Tag essen, wir essen nur morgens und abends.
Einkaufsliste!!
Sofort beginnen wir in jedem Tante-Emma-Lädchen zu schnüffeln.
Madame Emma ist in Spirituosen und Weinen erstaunlich gut sortiert, manchmal findet man hier hervorragende Weine zu günstigen Preisen, denn Madame Emma sorgt dafür, dass ihr Stammkunde Monsieur Dupont immer seinen Lieblingswein bei ihr findet. Da Monsieur Dupont schon als Kind verdünnten Rotwein zum Essen genoss, hatte er ein ganzes Menschenleben Zeit sich als Tastevin durch die Tischweine Frankreichs zu trinken und einen Wein zu erschmecken, der weich und voll über seinen Gaumen rollt und seinen Geldbeutel schont. Für uns gilt es dieses Kleinod bei Madame Emma zu entdecken und Manfred schleppt es Flaschenweise auf dem Rücken an Bord.
Was tut man nicht alles für Freunde.
Es könnte ja durchaus sein, dass unser Heinzel Hermanns Passion fortführen will, die Prohibition in Frankreich einzuführen, so müssen wir schon dafür sorgen, dass auch genug Vorrat zu vernichten an Bord ist.
Ein paar typische französische Spezialitäten müssen natürlich auch her. Was liegt näher als Käse? Nicht der gewöhnliche, ein bisschen exotisch, ungewöhnlich, departementtypisch sollte er schon sein. Leider hat französischer Käse keinerlei Kinderstube. Völlig hemmungslos gelingt es ihm, egal wie dicht man ihn verpackt oder gar hermetisch abriegelt, irgendwie ein Duftwölkchen abzusetzen. Öffnet man den Kühlschrank, kann man von Glück sagen, wenn einem der Geruch nur einen grünen Schnabel beschert und nicht gleich eine Vollnarkose.
Was tut man nicht alles für Freunde.
Ein Besuch in Frankreich und kein Cote de bœuf, das geht ja wohl nicht.
In Cercy schultern wir den Rucksack. Metzger, Bäcker, Petit Casino, alles ist am Kanal entlang.
Ein Mann in Metzgerkluft stolpert fast über uns, als er sein Haus verlässt. „Das ist der boucher ,“ sagt Manfred intelligent. „ Qui , qui ,“ der Mann ist hocherfreut, dass er so schnell erkannt wurde. Ob er denn Cote de Bœuf habe, wollen wir wissen. Geschäftstüchtig fällt er sofort mit einem uns unverständlichen Schwall französisch über uns her. Anscheinend hat er genug zum verkaufen. Sogleich versucht er uns in seinen Laden zu ziehen, doch wir machen ihm verständlich, dass wir erst was für unsere Bildung tun müssen.
Schließlich steht hier auf dem höchsten Gipfel ein Monument von „Notre Dame de Nivernais“, das müssen wir ja wohl gesehen haben. Wenn sich die Skulptur auch als ziemlich bröcklig erweist. Und meines Erachtens stimmen die Proportionen von Händen, Füßen und Kopf überhaupt nicht überein. Manfred behauptet zwar, das läge nur an meinem mangelnden räumlichen Sehen, aber egal, muss er immer meiner Meinung sein?
Während wir Kultur getankt haben, hat sich das Metzgerlädchen gefüllt. Drei Damen sind vor uns. Zwei davon so dick, dass ich mich locker hinter jeder zweimal verstecken könnte. Verständlicherweise scheint ihr Hunger so üppig wie ihre Figuren. Ich bin mir nicht sicher, dass auch nur ein kleiner Wurstzipfel für uns übrigbleibt bis sie fertig sind.
Leider ist es mir nicht vergönnt das Ende ihres Einkaufs mitzuerleben, das Telefon im Rucksack bimmelt. Ich also raus aus dem Laden und mein Spatzel dummerweise mit. Den freigewordenen Platz nehmen sofort drei neue Kunden ein. Eine Maus bekäme Platzangst vor der Theke. Wir warten also vor der Tür, bis wieder ein Platz frei wird, dann quetschen wir uns wieder in das Räumchen. Mittlerweise läuft mir der Schweiß wie ein Rinnsal zwischen die Brüste. Scheinbar aus Angst, wir könnten uns den Einkauf nach all diesen Widrigkeiten noch mal überlegen, hat der Metzger eine Breitseite Cote de Boeuf auf die Theke gelegt, groß wie ein Kalb.
Endlich sind auch wir dran.
Glücklich und stolz tätschelt der Metzger seinen Fleischberg, zeigt mit dem Messer ein zehn Zentimeter breites Kotelett. Na, nur nicht übertreiben, so verfressen sind wir denn doch nicht. Mit zuckendem Finger hole ich sein Messer ein Stück nach vorne. So knapp ein Kilo Fleisch pro Cote, das tut's auch. Fachmännisch seziert er das Fleischstück, schält uns den Knochen raus, schneidet das überschüssige Fett weg und tätschelt immer wieder verzückt das schöne Stück, wie ein knackiges junges Hinterteil. Zwei dieser Kunstwerke packt er uns ein. Gewürzt und eingelegt dürfen sie in unserem Kühlschrank ihrem großen Auftritt entgegenschlummern.
Was tut man nicht alles für Freunde.

Zwei Tage später kommt der Anruf: „ Wir kommen nicht. Keine Zeit und viel zu weit.“

Mein armer Spatzel, was wird nur seine arme kleine Fettleber zu diesen vielen Flaschen Rotwein sagen? Wie er sich da wohl zieren wird!!
Das erste Cote wickeln wir gleich wieder aus.
Ein Festschmaus als Freudenfest oder Trauerfeier?
Das Ding ist so riesig, dass ich freundschaftlich meinem Spatzel eine extra Ration zuschiebe.
„Iss du nur mal dein Fleisch selbst, sonst behauptest du nur anschließend wieder, ich würde dir alles wegfressen, oder besser noch, neuerdings kann ich es irgendwo nachlesen!“
Dieser Mann ist eine Hämorrhoide in meinem Hintern.

 


zurück zu  "Krumme Touren"


zurück zu Reiseberichte


zurück zur Startseite