www. Beluga-on-Tour.de

 

 

Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund- Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viele Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Montbard

 

Wen wundert es bei diesen Voraussetzungen, dass man im Burgund an jeder Ecke über einen Heiligen oder ein burgundisches Wunder stolpert und mein Archimedes ständig an seinem Heiligenschein poliert und das Füllhorn seines Könnens über die uns begleitenden Unwissenden leert.

Wir rasten in der Nähe von Fontenay, in Montbard, dem Geburtsort von Georges-Louis Leclerc de Bufon , Naturwissenschaftler und Verfasser der vielbändigen „Histoire naturelle“, die Band für Band über einen Zeitraum von 40 Jahren erschien . Buffon war Intendant der Parkanlagen von Ludwig XVI. und Begründer des Botanischen Gartens in Paris. In Montbard legte er auf den Überresten des einstigen Schlosses der Burgunderherzöge einen Park an. In diesem Park befindet sich ein Kabinett in dem er seine Bücher schrieb.

Ein paar Kilometer weiter gründete er Grande Forge de Buffon. Ein Schmiedewerk als Modellprojekt. In einer schönen Gebäudegruppe konzipierte er das erste Eisenhüttenwerk, das alle Stadien der Eisenproduktion vereinigt. Im Hochofen wird das Thema Industrie geradezu theatralisch inszeniert. Schmiedeeiserne Balkone empfangen die Besucher, eine repräsentative Treppe führt zu den wiederhergestellten Blasebälgen, die über Schaufelräder vom Bach Armancon angetrieben werden. Man erhält einen hervorragenden Eindruck von der Bedeutung der Eisenindustrie in der Bourgogne am Ende des 18. Jh.

Leider muss ich gestehen, nie vorher von ihm gehört zu haben. Nur seinen Ausspruch: „der Stil kennzeichnet den Menschen,“ hab ich schon mal gehört.

Für uns ist Montbard ein geschätzter, kostenfreier Rastplatz um unsere Vorräte wieder einmal in einem nahen Supermarkt aufzufüllen. Tatsächlich können sich unsere Aussis aufraffen und erstehen einen richtigen, völlig normalen Grill, der abends natürlich sofort eingeweiht wird. Jan verzichtet seit einiger Zeit auf das Mitbringen von Salat, weil das Dressing, das John macht schier ungenießbar ist. Es entspricht genau den Aufzeichnungen des römischen Komödiendichters Plautus, (254 – 184 v.Chr.):

Ich würze ein Essen nicht so wie die anderen Köche. Sie servieren in ihren Gerichten ganze Wiesen – sie füttern die Gäste wie grasendes Vieh, indem sie ihnen Grünzeug aufdrängen, das sie mit noch mehr Grünzeug würzen. Hinein kommen frischer Koriander, Fenchel, Knoblauch und Pastinaken, neben dran liegen Sauerampfer, Kohl und Mangold; sie hauen obendrauf eine Ladung Senfkörner. Das Zeug ist dann so scharf, dass ihnen selbst die Augen tropfen, noch ehe sie's kleingehackt haben.

Es haut mich fast vom Hocker, als John mich tatsächlich nach dem Rezept meiner Salatsoße fragt, die ja nun wahrhaftig kein Hexenwerk ist. Doch für die Einladung am nächsten Abend zu Lasagne, biete ich vorsichtshalber an den Salat mitzubringen. Ein Tomatensalat würde gut passen.

Angeblich brachte Kolumbus selbst die Tomate Anfang des 16.Jh. aus der Neuen Welt mit nach Europa. Liebesapfel, Paradiesapfel oder Goldapfel nannte man die Tomate anfangs bei uns. Die Azteken bezeichneten sie einfach als „tomatl“. Es dauerte allerdings mehrere Jahrhunderte bis die Tomate ihren Weg in die Küchen des alten Kontinents fand. Anfangs wurde die Tomate mit ihren kirschgroßen leuchtenden Früchten nur als Ziergewächs angesehen. Heute ist dieses Nachtschattengewächs über den ganzen Erdball verteilt und aus keiner Küche mehr wegzudenken. Was ja auch verständlich ist.

Die Idee einen eigenen Salat mitzubringen war sehr gut, tatsächlich steht auf dem Tisch eine Schüssel voll grünen Salats, in kleinste Teilchen zerrupft, einschließlich der Blattrippen und der harten, welken, äußeren Blätter, als Würze lediglich ein paar Walnüsse. Wir lehnen dankend ab.

Während unseres Aufenthalts in Montbard macht Sue einen Trip nach Paris um ihre Tochter Wendy vom Flieger abzuholen. Natürlich begleiten sie unsere düsteren Prognosen, was Henry so alles anstellen wird, wenn er eine ganze Nacht ohne jede Kontrolle ist. Beflügelt durch die Vorfreude auf ein heißes Bad im Hotel kann jedoch nichts ihre Stimmung vermiesen.

Ein Besuch in der Markthalle am Freitagmorgen ist unser krönender Abschied von dem kleinen Städtchen. Ein französischer Markt und eine üppige Markthalle, ist immer ein Orgasmus der Seele für mich. Doch da ich für Sex, gleich welcher Art, kein Geld ausgebe, verkneife ich mir die wunderschönen Erdbeeren, das Kilo für 7,50 Euro. Manchmal spinnen sie wirklich, die Franzosen.

Eine Unzahl von schillernden Libellen lassen sich vom strahlenden Weiß unseres Verdecks anziehen, manche winzig klein, andere regelrechte Monster. Sie machen Liebe in der Luft, eine beneidenswerte Stellung, umschwirren uns brummend und aufgeregt wie Mini-Helikopter.

 


zurück zu  "Krumme Touren"


zurück zu Reiseberichte


zurück zur Startseite