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Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund- Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viel Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Ausländische Freunde

 

Nach einer vierstündigen geruhsamen Flussfahrt treffen wir auf unsere australischen Freunde, die uns schon einige Tage entgegenfahren. In einem Seitenarm der Saône wollen wir gemeinsam die Osterfeiertage verbringen.

Auch in Frankreich kommt an Ostern den Eiern eine besondere Bedeutung zu. Es heißt, dass Eier, die am Karfreitag gelegt wurden, nie verderben. Sie trocknen aus und werden hart wie Stein. Man soll sie in Schränke legen, um die Wäsche zu pflegen. Am Ostermontag muss traditionell ein Speckomelett gegessen werden.

Da wir keine Franzosen sind, haben wir unsere Eier mit Speck schon sonntags gegessen. Sonntag ist unser Eier-Tag, basta.

John und Jan haben wir im letzten Jahr am Canal de Loing getroffen und sind für den Rest der Saison in ihrer Begleitung weitergezogen. Da sie genauso viel Wert auf Ungezwungenheit und Unabhängigkeit legen wie wir, hatten wir eine gute gemeinsame Zeit. Im Winter haben sie uns besucht, weil Manfred einen anderen Motor für ihr Boot organisiert hatte. Der musste umgebaut und angepasste werden. Das hätte John, trotz seiner Überzeugung von sich selbst, nicht geschafft, schon gar nicht mit den Möglichkeiten, die ihm in Frankreich zur Verfügung stehen. Nun, die „Arjo“ ist wieder einsatzbereit und gemeinsam mit ihren Freunden Sue und Henry und deren Boot „Wanderer“ sind sie uns entgegen gefahren.

 

Auch Sue und Henry haben wir schon im letzten Jahr kennen gelernt. Sie lagen mit ihrem Boot bereits ein Jahr in St.-Jean-de-Losne. Ihre Kenntnisse von Frankreich beziehen sich auf kurze Ausflüge mit dem Auto von Bekannten in die Umgebung.

Manfred und ich sind generell am Studium anderer Menschen interessiert. Diese vier so unterschiedlichen Menschen zu beobachten amüsiert uns besonders. Henry, ich hoffe er wird nie eine Übersetzung dieses Berichtes erhalten, denn eigentlich ist er ja ein lieber Kerl, ist die typische Karikatur eines unterdrückten Ehemannes. John nennt Sue die Dragon-Lady, ich kann das für uns eigentlich nicht bestätigen. Sie ist eine hübsche, pummelige Mittfünfzigerin, macht einen sympathischen Eindruck und ist sehr freundlich zu uns, doch ein Blick in Richtung Henry und er beendet sofort sein Gestammel, das ohnehin keiner verstanden hätte. Überhaupt beschränkt sich seine Beteiligung an unserer Unterhaltung auf leicht dümmliches haha, oder hoho, oder er deutet selig lächelnd gegen den Himmel, wenn er dort einen Flieger hört, dessen Hersteller er erstaunlicher Weise sofort am Geräusch erkennt. Er wäre bestimmt der Wettsieger bei „Wetten dass.“

Ein männlicher Mensch, muss, nur weil er ein kleines Zippelchen hat und Kindermachen kann, noch lange kein Macho sein und eine selbstbewusste, selbständige Frau noch lange keine Emanze. Aber es gibt gewisse Rollenspiele im Leben, die zwei Menschen einfach einhalten sollten, schon um weder sich selbst noch den Partner der Lächerlichkeit preiszugeben. Mancher wollte Maler werden und bracht's zum Pinsel nur auf Erden. Das ist genau der Spruch der mir einfällt, wenn ich die beiden beobachte und er passt auf ihn genauso wie auf sie.

John und Jan spielen die Rolle umgekehrt. Ob John ein Macho war oder ob Jans kritiklose Anbetung ihn zu einer gewissen Selbstüberschätzung brachte, ist schwierig zu analysieren. Auf jeden Fall funktioniert deren Zusammenleben reibungslos. Und so frage ich mich, auch immer mein eigenes Verhalten kritisch beleuchtend, ob es denn für meinen Spatzel genauso erstrebenswert wäre eine Frau zu haben, die nichts kritisch hinterfragt und alle seine Entscheidungen als Gott gegeben hinnimmt?

Am interessantesten an diesen vier Menschen, sind allerdings ihre Essgewohnheiten. John macht auf mich den Eindruck eines Kriegskindes, das immer Hunger hatte und nie genug zu essen bekam. Was allerdings nicht stimmt, da es in Australien keinen Krieg gab und immer genug zum essen. Er nimmt vier Mahlzeiten am Tag von derartige Größe, dass es mir einfach die Sprache verschlägt. Das ganze spült er reichlich und schnell mit Rotwein hinunter, mit dem Erfolg, dass er bereits um acht Uhr abends sehr müde wird und zu Bett muss. Aber es ist nicht so sehr dieser Esszwang, sondern eher was die Australier essen, was uns amüsiert. Fleisch kommt völlig ungewürzt auf den Grill. Salat in kleinste Teilchen zerrupft ohne Dressing in die Schüssel. Macht John ein Dressing, weil er doch einsieht, dass er kein rabbit ist, haut er eine Portion englisches Senfpulver rein, dass es so streng und scharf ist, dass es auch keiner essen mag. Also bleibt der Salat liegen und alle greifen lieber zu einer Beilage, die wir mitgebracht haben. Sue macht einen Kartoffelsalat, der sehr lecker wäre, hätte er nur eine kleine Prise Salz und Pfeffer. Doch sie knallen sich eine Ladung grobes Salz über das fertige Gericht, dass einem die Salzkörner zwischen den Zähnen knirschen. Dass sie sich bei ihrem faden Fleisch sofort auf unsere Grillsoßen stürzen ist da logisch. Doch wenn man vorsichtig anfragt, warum sie denn ihr Fleisch nicht vorher würzen, bekommt man die sehr ernsthafte Antwort: " It is nice for us.“ Alles was sie essen ist fad und relativ geschmacklos und alles was wir kochen finden sie einfach „wonderbar“. Nur lernfähig sind sie nicht. Allerdings hat Jan sich aus Deutschland wenigsten einige fertige Soßen und Semmelknödel mitbringen lassen. Nun ja, des Menschen Willen ist ein Himmelreich. Und Geschmack ist Geschmacks-Sache.

 


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