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Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund- Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viel Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Clamecy

 

Erwartungsgemäß ist auch der kleine Hafen von Clamecy knallvoll. Auch unsere Australier treffen wir hier wieder. Von einem kostenlosen Stromkasten konnten sie sich lange nicht trennen.

Ein Hotelboot „Elisabeth“ liegt im Hafen und ein 25 m langer Holländer, darauf zwei kleinere Engländer, auf der anderen Seite zwei Bumsboote, unsere Aussis und ein kleines Motorboot aus Düsseldorf. Auch an der Stadtmauer klammern sich Bumsboote und Sportboote teilweise in Dreiherreihen aneinander. Unser Belgier Karl schleust vor uns, findet einen kleinen passenden Platz für sich an der Mauer und zögert nicht ihn sofort in Besitz zu nehmen. Wir legen uns auf ihn drauf, überragen ihn um einige Meter und haben die Nase neben seinem Vordermann. In akrobatischer Meisterleistung jongliert Manfred unser Stromkabel zu Henry um die Ecke, weil in keinem Kasten mehr eine Steckdose frei ist.

Vor uns auf einem anderen Boot legt der Australier „Robert“ aus Melbourne an. „Robert“ ist ein Time-Share-Boot von fünf Besitzern, die abwechselnd über den großen Teich kommen und auf dem Boot Urlaub machen. Doch scheint keiner der Besitzer bereit zu sein auch nur etwas Geld, Zeit oder Arbeit zu investieren, der Kahn zieht ziemlich gammlig aus. Sie fahren immer nur ein kurzes Stück, um dann mit dem Taxi zurückzufahren und ihr Auto nachzuholen. Mit nur einem Tau ist er an seinem Nebenmann fest und bei jedem vorbeifahrenden Boot schlägt er vorne oder hinten an seinen Nachbarn.

Wir liegen vielleicht zwei Stunden, als einer ankommt und uns bittet die Ecke zu räumen, da ein Hotelboot käme und hier drehen müsse. Natürlich gerade als wir beim Nachtessen sind.
Taue und Stromkabel sind eingeholt, als die „La Belle Epoque“ das Vorschiff aus der Schleuse schiebt. In Millimeterarbeit schiebt sich der Koloss mit der Nase in unsere Ecke, knallt dabei erst gegen die Mauer und dann gegen Henry, dass es nur so scheppert und der arme „Wanderer“ um etliche Meter zurück gegen den Düsseldorfer geworfen wird. Der steht schon mit hoch roter Nacktkultur auf höchster Ebene (Glatze) auf seinem Bug. Ich nehme die Gelegenheit wahr erst mit den Engländern, dann mit den Düsseldorfern einen Plausch zu beginnen, bis wir unseren alten Platz wieder einnehmen können.
Was hätten die Knaben nur gemacht, wenn wir nicht an Bord gewesen wären? Immerhin spendieren sie uns eine ordentliche Flasche Burgunder aus Vézelay, doch als einer der Schiffsführer beim Wasserbunkern im Bach landet, kann ich genauso wenig Mitgefühl empfinden, wie der kleine weiße Westhighland, der schadenfroh kläfft.

Wir haben schon einige Ruinenstädte im Burgund besichtigt und Clamecy muss sich da nicht verstecken. Die Häuser sind teilweise nicht nur alt, sie sind ur-uralt. Die Nagezähne aller Dimensionen der Zeit haben kräftig genagt. Nur die ehemaligen Patrizierhäuser, in denen sich Banken und die Post eingenistet haben, die sind natürlich meisterlich hergerichtet.

In der Altstadt findet ein Markt statt. Manfred kann sich kaum satt sehen am Stand eines Gemischtwarenhändlers, der vom Kochlöffel über Hämmer und Schraubenzieher, über Paketband und Wasserhähne bis zur Bohrmaschine einfach alles anbietet was man im Haus so brauchen kann. Natürlich rümpft er die Nase über die miserable Qualität, die Schraubenzieher wären in der Packung schon krumm, über die Bohrmaschine mit der flexiblen Welle amüsiert er sich besonders, aber wahrscheinlich nur weil ich die Welle so praktisch finde um damit eine Schraube ums Eck zuzudrehen. Obwohl ich wirklich geduldig neben ihm ausharre handele ich mir nur strafende Blicke ein, als ich interessiert die neuste Mode des Marktlebens begutachte. Und als ich mich in der Markhalle nicht entscheiden kann sofort das erst beste Brot zu kaufen, fängt der Haussegen leicht zu wackeln an.

Wie sähe die Welt ohne Männer aus ? Keine Verbrechen und lauter glückliche, dicke Frauen, die keiner von Shopping und Geld ausgeben abhalten würde.

 

 


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