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Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund- Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viel Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Paray le Monial

 

In Paray le Monial findet sich der ganze Haufen wieder zusammen. Manfred hilft dem Franzosen anlegen und an den Stromkasten zu kommen und fünf Minuten später finden wir uns mit einem Pastis in der Hand auf seinem Freisitz wieder. Er gibt uns das Gefühl seine besten Freunde zu sein. Mercie, Claude et Michelle. C'est la vie!!

Paray-le-Monial ist die Walfahrtsstätte in Frankreich. Auch heuer bevölkern wieder ganze Pilgerscharen den kleinen Ort.

Wie jedes Jahr besuchen wir die Basilika, die nach dem Vorbild von Cluny erbaut wurde. Und wie jedes Jahr bewundere ich den Glauben der Menschen, die voller Inbrunst vor ein paar alten Knochen auf den Knien liegend einen vor einigen hundert Jahren Verstorbenen um Hilfe anflehen. Auch heute noch empfinde ich Ablehnung beim Anblick der vielen Beichtstühle. Die Dunkelheit, die hinterlassene Ausdünstung des vorher Beichtenden, der manchmal knoblauch-geschwängerte Atem des Pfarrers. Was hat ein kleines Mädchen schon zu beichten? Die Schwindelei man hätte sein Heft vergessen obwohl man seine Hausaufgaben nicht gemacht hat? Eine Lüge, die man beichten muss und wenn es nicht stimmt, dann war es eine Lüge die man auch beichten muss. Drei Vaterunser und drei Ave Maria werden runtergeleiert, eigentlich für nichts, vielleicht schon mal vorausbauend für die Sünden die irgendwann sicher mal kommen. Bekennend wäre ich vielleicht eine psalmensiegende, scheinheilige, selbstgerechte Pedantin geworden. Jedoch scheint Scheinheiligkeit keine Sünde zu sein. Je weiter der Tag fortschreitet desto mehr gehen die sakralen Klänge, zumindest bei den jugendlichen Pilgern, in flotte weltliche Weisen über.

Das schlimmste an der heutigen Jugend ist, dass man nicht mehr dazu gehört.

Anscheinend wurden Durchhalteparolen ausgegeben oder es gibt einen Ehrenpreis für durchwachte Nächte.

Claude entdeckt unseren französischen Williams und das deutsche Starkbier und ist voller Begeisterung. Manfred und Luciano machen die zurückhaltende Tour, trinken nur verdünnten Wein, Weinschorle, die Mischung ein halber Liter Wein, ein Schnapsglas Wasser.

Margreth, Michelle und ich genießen Campari-Orange.

Als die Dämmerung beginnt, erhebt sich ein Schwarm dreist kreischende Luftreisende über den Festplatz, wogt wie eine schwarze Wolke des Unheils Kassandrarufe ausstoßend über dem Geschehen. Kein gutes Ohmen. Polizisten die aussehen als würden sie sich schon zum Frühstück einen Verdächtigen backen patroulieren am Ufer des Kanals. Passanten bleiben neben uns stehen, verwickeln uns in Gespräche und versuchen eine Schiffsbesichtigung auszuhandeln. Michelles Basset Java liegt quer über dem Weg und jeder muss über ihn klettern. Dafür ist die Katze endlich aus dem Küchenschrank gekrochen und geht auf Mäusejagd.

Erst als es stockdunkel ist, fällt Luciano ein, dass er ja unbedingt noch Wasser bunkern muss und beginnt einen Kampf mit seinem Wasserschlauch, dass man meint er kämpfe mit einer Anakonda. Nur Karl der Käfer und seine Julia haben sich entschlossen sich über alles und jeden zu ärgern und flüchten am Morgen ohne ein Wort des Abschieds auf Nimmerwiedersehen.

 

Die Schweizer unter einer Hebebrücke in Montceau-les-Mines

Wider alle Unkenrufe sind die Schleusen bis zur Scheitelhaltung randvoll Wasser. Von dem angeblichen Wassermangel ist absolut nichts zu merken. Auch die Speicherseen auf der Scheitelhaltung des Kanals sind immer noch gut gefüllt und beim Abwärtsschleusen laufen die kurzen Stauhaltungen in der Schleusentreppe fast über. Alle Gerüchte über die Schließung am 1.August entpuppen sich als das was sie sind, als Scheißhausgerüchte, sorry!

Der Kanal führt durch ein wunderschönes Waldgebiet, an vielen stillgelegten Keramikfabriken vorbei. Die sehr gewundenen, dicht umwaldeten Kanalabschnitte sind teilweise von außerordentlicher Schönheit und hinterlassen unvergessliche Eindrücke, wenn da nur nicht die Straße wäre. Was an anderen Kanälen immer noch der Treidelpfad ist, wurde hier zu einer Landstraße ausgebaut, die zwar nicht besonders breit aber dennoch stark befahren ist. Der Lärm des Straßenverkehrs wird aber noch übertroffen von den ständig vorbei donnernden TGVs.

 


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