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Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund - Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viel Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Barbecue

 

Dieses wundervolle Wetter fordert natürlich unser erstes gemeinsames Barbecue.

Fleisch auf offenem Feuer braten spricht den Urinstinkt des Menschen an.

Herr Neandertaler war glücklich. Seine Hände waren gefüllt mit deftigen, bluttriefenden Fleischstücken. Grunzend ließ er sich am Feuer nieder, reichte ein Stück seiner Kameradin und schusselig wie Frauen manchmal sind, ließ sie das kostbare Stück Mammutfleisch ins Feuer fallen. Irgendwie gelang es Herrn Neandertaler das Fleischstück aus der Glut zu angeln. Und dieser Klumpen verkohltes Fleisch, mit seiner mehr als nur krossen Kruste war für Familie Neandertaler ein Geschmackserlebnis, welches das Essverhalten aller zukünftigen Generationen revolutionieren sollte.

So, oder so ähnlich könnte es sich zu getragen haben bei Neandertalers. Und da auch unsere schlauen Archäologen in diesem Zeitabschnitt keine erkennbaren Zeichen anderer Garmethoden ausgegraben haben, kann man davon ausgehen, dass über mehrere zehntausend Jahre Nahrungsmittel über dem offenen Feuer geröstet wurden.

Doch da wir nun mal die schlaue Spezies sind, die wir sind, haben wir dieses Geschmackserlebnis im Laufe der Zeit natürlich verbessert.

In Gebieten mit üppiger Vegetation wurden Fleischstücke in Pflanzenblätter gehüllt und sanft in der Glut gegart. Das Umhüllen mit Lehm brachte wundervolle Köstlichkeiten zustande. Das braten über offenem Feuer aber blieb in vielen Teilen der Erde die allgemein üblich Garmethode.

2800 v.Chr. lehrte der „göttliche Landmann Shen Nong“ die Bauern das rösten über offenem Feuer. Die Fleischstücke wurden einfach auf Ruten gesteckt und über dem Feuer gegart.

In anderen Teilen der Welt wurden Feuerstellen windgeschützt in Gruben angelegt. Steinplatten oder Steine wurden im offenen Feuer erhitzt und mit den Speisen zusammen schichtweise in die Gruben gelegt. Grubenkochen wird auch heute noch in Australien und Neuseeland praktiziert.

Homer erzählt uns in seinem Ilias Genaueres über das Braten eines ganzen Schafes, der Feinschmecker Apicius schwärmte im 1. Jh. n.Chr. gar von gegrillten Schalentieren und hinterließ uns eine ganze Rezeptsammlung.

Kolumbus lernte in der Neuen Welt gegrillte Truthähne und Fische kennen. Die Spanier klauten der Neuen Welt tonnenweise Gold und brachten im Gegenzug den Eingeborenen Rinder und Schweine mit. Die brieten das Fleisch auf Gestellen, den „barbacoa“, woraus dann im Amerikanischen „Barbecue“ wurde. Das Wort Barbecue könnte allerdings auch von „de la Barbe á la queue“ kommen, was so viel heißt wie „vom Bart bis zum Schwanz“. Die Tiere wurden nun mal gerne ganz über die Glut gehängt. Die Amerikaner machten dann kurzerhand daraus

Bar-B-Q.

Eine echte Revolution der Kochkunst brachte den Menschen aber die Entdeckung der Töpferei. Ein großer Topf auf dem Feuer, in dem Samenkörner, Wurzeln und Fleisch ständig vor sich hin blubberten, die Suppe, der Eintopf war geboren.

Auf den Keilschrifttafeln der Sumerer finden sich Suppenlisten, die Ägypter löffelten Gerstenbreie, die Griechen und Römer liebten Getreidebreie, Suppen mit Hülsenfrüchten und Fischsuppen. Apicius kochte eine besonders schmackhafte Suppe aus Linsen und Kastanien. Die Germanen schöpften ihre Kraft aus Haferbreien. Der ist als Porige noch heute in England ein geliebtes Frühstückchen. Die Franzosen erfanden ihren „Pot au feu“, Ludwig XIV., der Sonnenkönig, machte die Suppe als Vorspeise gesellschaftsfähig, kein Menü in Versailles ohne mindesten vier Vorsuppen. Auch der englische König Georg IV. liebte ein Entrée mit vier Suppen. 1765 eröffnete ein Monsieur Boulanger in Paris ein Lokal in dem er nur Suppen anbot. Über die Tür seines Speisehauses setzte er die lateinischen Worte: Venite ad me omnes, qui stomacho laboratis , et ego vos restaurabo. (Kommt her zu mir alle, die ihr am Magen leidet und ich will euch erquicken).Das Restaurant war geboren.

Wir Modernen haben natürlich diese altertümlichen Garmethoden längst hinter uns gelassen. Wir bedienen uns modernster Geräte, Elektroherde, Cerankochfelder, Mikrowelle, Induktionstöpfe und haben dabei festgestellt, dass unsere Geschmacknerven zu einer aussterbenden Spezies gehören. Also schwappte die Nostalgiewelle über uns zusammen. Wir erinnern uns an die Losung der alten Römer „panem et circenses“ Brot und Spiele sprechen unsere Urtriebe an. Ob Barbecue, Fondue, Raclette, Gulaschkanone oder Wok, gemeinsames Essen verbindet.

Bratwurst und Steaks sind wirklich gut. Auch meinem Kartoffelsalat sprechen alle reichlich und gerne zu. Später hinzukommende Holländer steuern einen Jenever bei. Da könnte Herr Neandertaler schon mit Recht blass vor Neid werden.

Doch scheint die Sonne noch so schön, einmal muss sie untergehen. Unser Trip durch den Vogesenkanal geht viel zu schnell vorüber. Und jedes Mal befällt mich deswegen die große Wehmut. Einmal werde ich einen ganzen Sommer nur hier, in diesem Kanal verbringen, das habe ich meinem Spatzel schon angedroht, da kann er sich winden wie er will. Diese unberührte Natur reinigt die Seele und heilt das vegetative Nervensystem auf wundersame Weise. Ein Psychopath würde hier Heilung finden. Ich könnte auch einen bringen, der es dringend nötig hätte. Selbst so ein schwieriger Fall wie Gaby müsste hier genesen.

 

Auf Wiedersehen Canal de l'est branche sud? Au revoir Canal des Vosges?

Auf Wiedersehen auch den Franzosen Claude und Heidi, die Ulkigerweise am gleichen Tag, im gleichen Monat und im gleichen Jahr wie wir geheiratet haben.

Auf Wiedersehen auch den Charterern Wolfgang und Ingrid.

Es hat uns viel Spaß gemacht.

 


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