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Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund - Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viel Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Die Vogesen und Lothringen

 

Ihre Quelle auf dem Col de Bussang liegt mitten in den Vogesen. Nicht weit davon findet man Gérardmér, die Heimat des Munster-Géromé, einem handlichen, aromatischen Weichkäse mit Rotschimmel. Entsprechend stinkt er auch. Die Geschichte des Käses beginnt mit dem irischen Benediktinermönch Columbanus. Er schlug sich mit einigen Getreuen nach Burgund durch, gründete dort mehrere Klöster und führte das Käsen ein. 20 Jahre später ging er nicht ganz freiwillig nach Italien, wo er auch starb. Nach seinem Tod brachten italienische Mönche die Lehre wieder zurück bis an den Rhein. Im Tal der Fecht gründeten sie ihr Monasterium, um das sich schnell ein Dorf bildete, das einfach Munster genannte wurde. Getreu der Ordensregel des heiligen Benedikt aßen die Mönche kein Fleisch, sondern ernährten sich hauptsächlich von Milchprodukten. Die warmen niedrigen Hänge benutzten sie zum Weinanbau, ihre Kühe fanden reichlich Weiden auf den Höhen der Vogesen. Mit den Jahrhunderten drangen die Munsteraner immer weiter vor, überschritten die elsässischen Höhenzüge und ließen ihre Tiere auf den Weiden in Lothringen grasen. Sie rodeten große Gebiete und schufen neue Ansiedlungen. An einem See gründeten Elsässer und Lothringer gemeinsam eine neue Stadt namens Sancti Gerardi Mare, aus dem später im Volksmund Gérardmér wurde. Wie das bei Elsässern und Lothringern zu erwarten, war die Zweisamkeit nicht lange harmonisch. Die Elsässer, die ihre Sommer auf den Almen, den chaumes, verbrachten und dort Käse machten, beanspruchten natürlich weiterhin die besten Weiden. Aber die Lothringer hatten ihnen die Kunst des Käsemachens abgeguckt und wollten keinesfalls zurückstehen, noch wollten sie länger dulden, dass ihr Käse, der Géromé, auf ihren Märkten vom Munster verdrängt wurde. Die Streitigkeiten wurden immer schlimmer und erst vom dreißigjährigen Krieg beendet. Da gab es nämlich keine Leute mehr, die streiten konnten. Die Dörfer und Weiden waren entvölkert. Es vergingen fast 100 Jahre bis die Käse-Tradition erneut aufgenommen wurde. Wer gegen Stinkkäse nicht allergisch ist, sollte einen Munster oder den größeren Munster-Géromé auf jeden Fall probieren.

Wenn ich jetzt schon ein bisschen von unserer Route abgeschweift bin, ist es auch wichtig den Ort Saint-Dié zu erwähnen. Hier in den Vogesen, in St-Dié nannte im Jahr 1507 ein Mönch-Kartograph den neuen Kontinent, den Christopher Kolumbus entdeckt hatte, „Amerika“. Dabei bedient er sich des Namens von Amerigo Vespucci, jenem Forscher, der Brasilien entdeckt hatte. Auch die Freiheitsstatue wurde den Amerikanern von den Franzosen geschenkt. Der Überlieferung nach trägt sie die Gesichtszüge eines jungen Mädchens aus Nancy. Tja, Mister Bush! Was hätte Amerika nur ohne das alte Europa gemacht?

Mit einer Schleusentreppe von 15 Kammern erklimmen wir die Scheitelhaltung in nur gut 2 Stunden. Jede Schleuse hat eine Hubhöhe von ca. 4 m, wenn auch in der Karte nur 3 m angegeben sind. Da wir alleine sind klappt natürlich alles wie am Schnürchen. Beim Einfahren in den Kanal sind mir schon neue Schilder aufgefallen auf denen der Kanal als Canal des Vosges bezeichnet wird. Dazwischen waren dann wieder Schilder an den Schleusen mit Canal de l'est, doch jetzt ist die Bezeichnung wieder Vogesenkanal. Ob die VNF hier einen Versuch startet den Kanal klamm heimlich umzubenennen?

Leider entschwindet mit jeder Kammer, die wir aufwärts schleusen auch der Frühling. In den Vogesen ist immer noch Winter. Kaum ein Blättchen grün ziert Bäume und Büsche. Doch das schöne Wetter wird's schon richten.

 


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