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Kapitel 4

•   Die Franzosen
•   Auf dem Canal de l’est branche
•   sud   zur   Saône (Vogesen-Kanal)
•   Die Vogesen und Lothringen
•   Neue Bekanntschaften
•   Barbecue
•   Auf der Saône
•   Ausländische Freunde
•   Petit Saone
•   Kabinettstückchen
•   Ländermosaik
•   St. Usage
•   Boatspeople
•   In Burgund- Canal de Bourgogne
•   Dijon
•   Cassis
•   Senf
•   Das Land Burgund
•   Wir erklimmen die Scheitelhaltung
•   Wie im Bilderbuch
•   Der Tunnel
•   Abwärts durch die Einsamkeit
•   Schleusendschungel
•   Ruhetag
•   Flavigny
•   Mit dem Fahrrad zum Barbecue
•   Es geht weiter
•   Alesia
•   Burgundische Wunder
•   Montbard
•   Rast bei Schloss Rochefort
•   Menschen beim Schleusen
•   Tonnerre
•   Die letzten Kilometer im
•   Burgund-Kanal
•   Besuch in der Yonne
•    Das Department Yonne
•   Eingeborene und Gäste
•   Abstecher in die Heimat
•   Canal du Nivernais
•   Viele Verkehr
•   Clamecy
•   Salat
•   Nationalfeiertag
•   Hiobs Brüder
•   Wer sich ärgert büßt
•   für die Sünden anderer
•   So’n Pech
•   Besuch hat sich angekündigt
•   Karl der Käfer
•   Canal lateral a la Loire
•   Sehr krumme Touren
•   Canal du Centre
•   Paray le Monial
•   Fete du Canal

•   Die letzten Kilometer zur Saone

Die letzten Kilometer im Burgundkanal

 

Die Armancon begleitet den Kanal träge Richtung Yonne. Manchmal besucht uns ein anderer kleiner Bach, plätschert eine Weile neben uns her, wendet sich dann gelangweilt ab und verschwindet wieder. Die Landschaft wird jetzt flacher. Der Kanal ist gesäumt von langen Pappelalleen, durchsetzt mit Misteln. Sie werden ihre Wirte irgendwann killen, doch um die langweiligen Pappeln ist es nicht schade. Abends treffen wir unsere Israelis wieder. Erfreut laden sie uns zu einem Drink ein. David, Dahlia , die Namen der beiden anderen konnte ich nicht behalten, waren zu exotisch und fremd. Ich kläre sofort die Fronten: „Ihr seid Israelis, wir sind Deutsche, wir freuen uns euch zu treffen.“ Ein leichtes Aufatmen, doch die Vorsicht verlässt die Israelis nicht. Vielleicht ein angeborenes oder anerzogenes Ressentiment. Die Menschen sind sich so gleich. Tatsächlich macht David einen Vorstoß um unsere Meinung über Ausländer und Moslems und unsere unrühmliche Geschichte zu erfahren. Es ist schon nicht einfach eine so delikate Angelegenheit in seiner Muttersprache mit dem nötigen Fingerspitzengefühl zu behandeln, wie erst soll es mir gelingen in einer Sprache, die ich nicht perfekt beherrsche. Soll ich ihm sagen was die Welt uns Deutschen gern einhämmert oder meine eigene, davon abweichende Meinung? Er hat mich gefragt, ich schaue in erwartungsvolle gespannte Gesichter, auch Manfred beobachtet mich, ob es mir gelingt mich aus der Affäre zu ziehen. Ich entscheide mich für meine Wahrheit und erkläre ihnen, dass wir alle traurig sind über Gräuel die geschehen sind, dass ich es aber nicht akzeptieren kann, dass unsere Enkel büßen sollen für Taten, die ein kleiner Teil unserer Großeltern verbrochen hat. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach diesem Desaster muss man einen Strich ziehen und einen Neubeginn ohne Vorurteile wagen. Und erstaunlicher Weise nicken alle mit dem Kopf und stimmen mir zu.

Sie erzählen uns von ihren Ängsten vor Terroristen und ihrem wunderschönen Land, in dem es sich eigentlich so gut leben ließe. David macht Geschäfte mit BASF und hat viel in Ludwigshafen zu tun. Er kennt unsere Gegend und sie finden Europa einfach wunderbar, wenn auch ziemlich teuer. Natürlich wollen sie unser Boot ganz genau betrachten und wollen natürlich auch wissen was wir machen, warum wir mit dem Boot unterwegs sind, was das alles kostet und wie wir unsere Zeit sonst verbringen. Ob wir denn kein Heimweh hätten und vieles mehr. Es sind interessante, wenn auch immer sehr vorsichtig formulierte Gespräche. Das Misstrauen sitzt tief. Zum Abschied drücken wir ihnen unsere Telefonnummer in die Hand. Wenn sie wollen, können wir irgendwann einmal zur Völkerverständigung beitragen.

In Laroche-Migennes endet der Canal de Bourgogne und verbindet sich mit der Yonne. Wir haben die Landschaft der Côte d'Or sehr genossen. Diese unendlichen Korn- Sonnenblumen- und Raps-Felder sind ungemein beeindruckend und ich frage mich wirklich, wo zwischen allen diesen Feldern noch der viele Patz herkommt für fette Wiesen und Weiden auf denen eine Unzahl Charolais-Rinder leben oder die tiefen, majestätischen Wälder die die Hügel überziehen. Wunderschöne Eindrücke werden uns in Erinnerung bleiben, naturbelassene Weizenfelder, rot von Mohn, Wiesen blau von Vergissmeinnicht, gelb von Dotterblumen oder weiß von Margeriten. Reist man wachen Auges langsam durch die Natur sind Rehe und Bisams, Feuersalamander und Schlangen, alle Arten von Vögeln, vom Teichhuhn, über Falken bis zum Eisvogel, aber auch Kleinlebewesen wie tief dunkeltürkis farbene, schillernde Libellen, gelbe Zitronenfalter und liebestolle Feuerwanzen zu entdecken. Doch leider sind diese verwunschenen ländlichen Regionen auch sehr isoliert. Ein Drittel des Burgund hat eine Bevölkerungsdichte von nur 10 Einwohnern pro Quadratkilometer. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung nimmt zu, die Nachkommenschaft ab und viele der kleinen Dörfer sind am Aussterben und wirken heute schon wie Geisterstädte. Vielleicht ist auch das der Grund, dass wir so viele wahrhaft exotisch anmutende Schleusenwärter hatten.

 

Und dann war da auch noch der, der die größten Schwierigkeiten hatte die Schleusenhebel mit den Händen im Hosensäckel zu bedienen.

Au revoir Euch allen!!

 


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